Bundestagswahl 2025 Last-Minute-Wahlhilfe: Real-O-Mat, Wahl-O-Mat und andere Tools
Der Real-O-Mat feiert Premiere, der Wahl-O-Mat bricht alle Rekorde, der WahlSwiper sucht das beste Match. Vor der Bundestagswahl helfen Tools Unentschlossenen bei der Entscheidung. Bei manchen kommt KI zum Einsatz.
Wie positionieren sich die Parteien vor der Bundestagswahl am 23. Februar? Welche Vorschläge machen sie, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, zum Klimaschutz oder zur Ukraine-Politik? Finden Sie heraus, welche Positionen Ihnen zusagen.
Wer keine Zeit hat, in den Wahlprogrammen zu stöbern, kann sich einfach durch folgende Tools und Online-Angebote klicken.
Die berühmteste aller Wahlhilfen: Wahl-O-Mat
Die Entscheidungshilfe Wahl-O-Mat zur bevorstehenden Bundestagswahl hat in den ersten vier Tagen nach der Freischaltung Nutzerzahlen in Rekordhöhe verzeichnet. Mit rund 15 Millionen Abrufen habe das Online-Tool 50 Prozent mehr Nutzerinnen und Nutzer gehabt als im gleichen Zeitraum vor der Bundestagswahl 2021, berichtete Projektleiter Martin Hetterich.
Das bekannte Frage-und-Antwort-Tool der Bundeszentrale für politische Bildung zeigt, welche der 29 zur Wahl antretenden Parteien der eigenen politischen Position am nächsten steht. Der Wahl-O-Mat soll besonders jüngere Wählerinnen und Wähler mobilisieren.
Abgeglichen wird die Übereinstimmung mit 38 Thesen. Grundlage dafür sind die Partei- und Wahlprogramme der Parteien. Thematisch geht es querbeet durch die politische Landschaft, von erneuerbaren Energien und Bürgergeld bis hin zur Frage, ob Deutschland die Ukraine weiter unterstützen sollte.
Problematisch kann der Wahl-O-Mat für kleine Parteien sein, die sich auf wenige Themen konzentrieren und nicht das ganze Spektrum abdecken. Die Bundeszentrale hält dem entgegen, dass der Wahl-O-Mat gerade für kaum bekannte Parteien ein Forum sei, um wahrgenommen zu werden.
Abgleich mit der Wirklichkeit: der Real-O-Mat
Anders als der Wahl-O-Mat setzt der Real-O-Mat als Entscheidungshilfe bei der Bundestagswahl nicht auf Wahlprogramme, sondern auf reale Abstimmungsergebnisse der Parteien. Das Angebot gibt es erstmals vor dieser Bundestagswahl. Entwickelt hat es die Transparenz- und Rechercheplattform FragDenStaat in Kooperation mit elf zivilgesellschaftlichen Organisationen.
Die Nutzerinnen und Nutzer klicken sich durch 20 Aussagen und positionieren sich zu unterschiedlichen Themen. Sie werden zum Beispiel gefragt, was sie von der Forderung halten, dass Organisationen oder Projekte, die das Existenzrecht Israels in Frage stellen, in Deutschland keine finanzielle Förderung vom Staat mehr erhalten sollen. Auch zu Konsum und Besitz von Cannabis können sie Stellung beziehen. Es geht auch um Innere Sicherheit, Migration oder Energie.
Die Ergebnisse werden am Schluss damit verglichen, wie die einzelnen Fraktionen im Bundestag tatsächlich über Gesetzesentwürfe und Anträge abgestimmt haben. Der Real-O-Mat hat nach Ansicht des Essener Politikwissenschaftlers Klaus-Peter Hufer allerdings einen Haken. "Er ist wenig aussagekräftig - er bildet Entscheidungen der Ampelkoalition ab und nicht der einzelnen Parteien."
Das Parteien-Tinder: WahlSwiper
Der WahlSwiper erinnert an die Datingplattform Tinder. Die Thesen zur Bundespolitik werden auf dem Handy zur Seite gewischt. Stimmt man einer Position zu, wischt man nach rechts, lehnt man die Aussage ab, wischt man nach links.
Der Swiper beinhaltet 38 Fragen. Gefragt wird etwa, ob Unternehmen, die nicht ausbilden, einen Solidaritätsbeitrag zahlen sollen. Es geht auch darum, ob es ein Parteiverbotsverfahren gegen die AfD geben sollte und wie die Befragten zu mehr Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen stehen.
Einzelne Fragen können bei dem von einem gemeinnützigen Verein in Kooperation mit der Universität Freiburg erstellten Angebot doppelt gewichtet werden. WahlSwiper errechnet die Übereinstimmung mit den Antworten der Parteien. Wie wahrscheinlich das Match mit einer Partei ist, zeigt am Schluss ein Diagramm an.
Entscheidungshilfen mit KI: wahl.chat oder qahl-der-wahl
Andere Wahl-Entscheidungshilfen wie wahl.chat oder qahl-der-wahl ziehen Künstliche Intelligenz zu Rate. Bei wahl.chat können Nutzerinnen und Nutzer einem Chatbot etwa Fragen zu verschiedenen politischen Themen stellen und das Abstimmungsverhalten einer Partei analysieren lassen.
Die Antworten des KI-Assistenten basieren nach Angaben der Macher auf den Wahlprogrammen der Parteien. Zudem nutzt das Tool weitere Dokumente wie Grundsatzprogramme oder Quellen wie Nachrichtenseiten. Entwickelt haben die Entscheidungshilfe fünf Studierende aus München.
Ebenfalls aus München kommt qahl-der-wahl.de. Nutzerinnen und Nutzer können auf der Website individuelle Fragen stellen, die mithilfe Künstlicher Intelligenz aus den Wahlprogrammen der Parteien heraus beantwortet werden.
Die Plattform hat 760 Fragen selbst formuliert und empfiehlt, sich auf wenige Fragen, die einem persönlich wichtig sind, zu konzentrieren. Anwender können auch eigene Fragen formulieren. Entwickelt haben die Entscheidungshilfe die zwei Gründer des KI-Unternehmens Oraios AI.