CDU-Generalsekretärin in der Kritik Bischof rudert nach "Talahon"-Aussage zurück
Für ein Zeitungsinterview erhielt CDU-Generalsekretärin Anna-Maria Bischof ordentlich Gegenwind. Sie beklagte darin "die Einbürgerung einer ganzen Talahon-Generation". Nach Kritik auch aus der eigenen Koalition rudert sie zurück.
Die hessische CDU-Generalsekretärin Anna-Maria Bischof hat nach ihren umstrittenen Äußerungen zu einer "Talahon-Generation" ihre Wortwahl bedauert. Auf hr-Anfrage erklärte sie: "In dem angesprochenen Interview mit der Bild-Zeitung wollte ich auf Missstände in der Migrationspolitik in Deutschland pointiert hinweisen. Sollte ich durch meine Wortwahl Menschen gekränkt oder verletzt haben, bedauere ich das ausdrücklich."
Bischof sagte in einem Gespräch mit der Zeitung vor einer knappen Woche: "Wir bürgern gerade eine ganze Talahon-Generation ein. Das ist dramatisch. Für mich gehört zur Einbürgerung oder zur Integration mehr, als nur ein paar deutsche Sätze sagen zu können und ein paar Multiple-Choice-Fragen richtig zu beantworten." Dieser Teil des Gesprächs führte schon kurz nach der Veröffentlichung zu einiger Kritik.
Kritik nicht nur vom Koalitionspartner
Josefine Koebe, Generalsekretärin der hessischen SPD, kam einen Tag nach den Aussagen in einem bei Instagram veröffentlichten Video zum Schluss: "Mit dieser Aussage ist es gelungen, sowohl junge Menschen als auch alle Menschen mit Migrationshintergrund in eine Schublade zu packen und sie zu diffamieren."
Kritik kam aber nicht nur vom Koalitionspartner, auch die FDP äußerte sich zu Bischofs Interview. "Die pauschalen Äußerungen von Frau Bischof gegenüber Bild lassen jegliche sorgfältige Differenzierung vermissen und sind eine Aneinanderreihung fremdenfeindlicher Parolen", sagte der Landtagsabgeordnete Yanki Pürsün: "Von einer Vertreterin einer demokratischen Partei hätte man diese scharfe und polemische Wortwahl samt Verwendung des Begriffes Talahon nicht erwartet."
Die FDP hat im Landtag deswegen eine Kleine Anfrage an die Koalition aus CDU und SPD gerichtet.
Voraussetzungen für Einbürgerung
In Hessen wurden nach Angaben des hessischen Innenministeriums im vergangenen Jahr rund 15.100 Menschen eingebürgert. In diesem Jahr waren es demnach bis zum Inkrafttreten des neuen Einbürgerungsgesetzes am 27. Juni rund 10.200 Personen. Danach weitere rund 9.600.
Für die Einbürgerung gibt es klare Regeln. Wer die deutsche Staatsangehörigkeit will, muss unter anderem seit fünf Jahren in Deutschland leben, seinen Lebensunterhalt selbst finanzieren können und Deutschkenntnisse auf mindestens B1-Niveau nachweisen.
Bischof als Nachfolgerin von Pentz
Die 35 Jahre alte Bischof war seit Januar kommissarische Generalsekretärin der hessischen CDU, beim Parteitag Ende Juni in Wetzlar wurde sie mit 80 Prozent der Delegiertenstimmen gewählt. Sie löste Manfred Pentz ab, der als Europaminister ins schwarz-rote Landeskabinett gewechselt war.