Parteiproporz, Gefälligkeiten und viele Halbglatzen

Im Kabinett der neuen schwarz-roten Koalition wird es dreimal so viele Männer geben wie Frauen. Das spiegelt in keiner Weise die Breite der Gesellschaft wider. Unter besonderer Beobachtung werden auch die Minister stehen, die ihr Amt aus Gefälligkeit und Parteiproporz erhielten.

Dem Kabinett der schwarz-roten Koalition gehören neun Männer und drei Frauen an.
Dem Kabinett der schwarz-roten Koalition gehören neun Männer und drei Frauen an. Bild © picture-alliance/dpa
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Neues Kabinett vorgestellt

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Angenommen, Sie hätten den Ehrgeiz, in Hessen mitzuregieren: Welche Schlüsselqualifikation sollten Sie mitbringen?

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Ute Wellstein
Leiterin hr-Landtagsstudio Wiesbaden

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Zuerst wäre es natürlich gut, Sie wären ein Mann. Neun von zwölf Kabinettsmitgliedern sind Männer, nur drei sind Frauen. "Wieder mal mehr Halbglatzen als Frauen", kommentiert eine Userin auf unserem Instagram-Kanal. Stimmt.

Vier Halbglatzen, drei Frauen. Also: Halbglatze hilft offenbar auch, wenn Sie einen Job im Kabinett wollten. Und es wäre hilfreich, Sie wären Jurist. Sieben von zwölf haben zwei juristische Staatsexamina.

Um es klar zu sagen: Ein Frauenanteil von einem Viertel ist natürlich überhaupt nicht mehr zeitgemäß, und die Berufe der künftigen Ministerriege spiegeln in keiner Weise die Breite der Gesellschaft wider.

Wirklich die besten Kräfte für Hessen?

Das heißt nicht, dass diese Regierung nicht trotzdem ordentlich regieren könnte. Aber sind das wirklich die besten Kräfte für Hessen, wie es uns die SPD im Wahlkampf versprochen hatte? Allesamt profilierte Experten, wie Ministerpräsident Rhein heute behauptete?

Es sind ein paar dabei, deren Nominierung überzeugt. Roman Poseck als Innenminister gehört dazu. Er hat bereits als oberster Richter Hessens und als Justizminister bewiesen, was er kann. Und Ingmar Jung ist ein gutes Zeichen an die aufgebrachten Bauern - er hat Regierungserfahrung als Staatssekretär, kann aber als Winzersohn auch Traktor fahren, hat also Stallgeruch.

Und dann gibt es diejenigen, die nicht wegen ihrer erwiesenen Fachkompetenz berufen wurden. Manfred Pentz etwa, der als CDU-Generalsekretär eine gute Wahlkampagne geführt hat und deshalb mit einem Ministeramt belohnt wird.

Oder Timon Gremmels und Heike Hofmann, die beide mit ihren zukünftigen Fachgebieten bisher eigentlich nichts zu tun hatten, aber den jeweils richtigen Parteiflügeln angehören.

Ob Halbglatze oder nicht: Sie alle werden liefern müssen

Sie werden jetzt beweisen können, ob sie trotzdem gute Arbeit leisten. Das gilt aber für alle zwölf, ob sie männlich oder weiblich, Juristen oder Nicht-Juristen sind, mit Halbglatze oder vollem Haar: Versprochen hat Ministerpräsident Rhein in ihrem Namen, dass sie bei den zentralen Fragen unserer Zeit liefern werden.

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Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 15.01.2024, 19.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de