Das sind die fünf Erkenntnisse aus der OB-Wahl in Wiesbaden

Gert-Uwe Mende führt nach der ersten Runde der OB-Wahl in Wiesbaden, muss aber in die Stichwahl gegen Thilo von Debschitz. Die Zahlen zeigen: Die Wahlbeteiligung sinkt, die Grünen verlieren massiv und der Anteil der Briefwähler ist hoch. Welche Folgen das für die zweite Runde haben könnte.

Außenansicht des Wiesbadener Rathauses. Auf dem Bild ein kleines "Label", bestehend aus einem Wahlkreuz, dem Wappen von Wiesbaden und dem Umriss der Stadt.
Außenansicht des Wiesbadener Rathauses. Bild © picture alliance / rscp-photo | René Vigneron, Collage: hessenschau.de
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Große Überraschungen hielt die erste Runde der Oberbürgermeisterwahl in der Landeshauptstadt nicht parat. Schon lange bevor am Sonntagabend gegen 19.20 Uhr alle 247 Wiesbadener Wahlbezirke ausgezählt waren, zeichnete sich ab, dass Amtsinhaber Gert-Uwe Mende (SPD) in der zweiten Runde am 30. März gegen Thilo von Debschitz (parteilos) antreten muss.

Doch bei genauerem Hinsehen lassen sich aus dem Wahlverhalten der mehr als 90.000 Wiesbadenerinnen und Wiesbadener, die am Sonntag ihre Stimme abgaben, einige aufschlussreiche Erkenntnisse ziehen.

1. Amtsinhaber Mende gewinnt an Zuspruch

Der amtierende Oberbürgermeister scheint seine sechs Jahre im Rathaus genutzt zu haben, um Vertrauen aufzubauen. Im Jahr 2019 noch lieferten sich Mende, sein Konkurrent von CDU (Eberhard Seidensticker) und die Grünen-Kandidatin (Christiane Hinninger) in der ersten Wahlrunde ein enges Rennen, aus dem Mende mit 27,1 Prozent als Sieger hervorging. In der zweiten Runde erhielt er dann 62 Prozent der Stimmen und konnte sich damit klar gegen CDU-Mann Seidensticker durchsetzen.

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Sechs Jahre später kommt Mende bereits in der ersten Runde auf 37 Prozent der Stimmen. Ein sattes Plus von gut zehn Prozentpunkten oder in absoluten Zahlen ausgedrückt: 3.965 Stimmen mehr. Neben dem Amtsbonus dürfte Mende auch zugute kommen, dass er diesmal einen deutlich unbelasteteren Wahlkampf führen konnte. Im Jahr 2019 stand die OB-Wahl in Wiesbaden noch unter dem Eindruck der Korruptionsvorwürfe gegen Mendes Amtsvorgänger und Parteikollegen Sven Gerich.

Zudem dürfte Mende von der Schwäche der Grünen profitiert haben. Deren Kandidatin Gesine Bonnet holte dieses Mal knapp 14,6 Prozent der Stimmen. 2019 - zwei Jahre vor der Berliner Ampelregierung - hatte die Grünen-Kandidatin Christiane Hinninnger noch 23,4 Prozent erreicht.

2. Debschitz bei Briefwählerinnen und -wählern vorne

Thilo von Debschitz hat zwar kein Parteibuch, wurde bei der OB-Wahl aber von CDU und FDP unterstützt. Das brachte ihn mit 30,1 Prozent klar in die Stichwahl. Damit konnte er 5,6 Prozentpunkte mehr erringen als CDU-Kandidat Seidensticker vor sechs Jahren - insgesamt jedoch nur 80 Stimmen mehr.

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Interessanterweise liegt Debschitz bei den Briefwählerinnen und -wählern sogar knapp vorne. In dieser Gruppe kam er im ersten Wahlgang auf 35, 2 Prozent, während Mende 34,2 Prozent erreicht. Die Zahlen sind dabei mehr als nur ein Detail, denn der Briefwahlanteil lag am Sonntag bei 48,1 Prozent.

3. Die OB-Wahl war kaum von der Bundestagswahl beeinflusst

Ampel-Aus und Schuldenbremse-Streit, all das hat anscheinend bei der Wahlentscheidung der Wiesbadenerinnen und Wiesbadener am Sonntag kaum eine Rolle gespielt. Dafür spricht das starke Ergebnis von SPD-Oberbürgermeister Mende. Denn entgegen dem Bundestrend konnten weder die AfD noch die Linke im Vergleich zu den OB-Wahlen von 2019 zulegen. Einzig die Grünen - vor sechs Jahren im Zenit ihrer Popularität - folgen dem Bundestrend und brechen deutlich ein.

4. Die Wahlbeteiligung geht deutlich zurück

Die Tatsache, dass sich sowohl bei Mende als auch bei Debschitz ein vergleichsweise geringer Zuwachs in absoluten Zahlen in ein deutliches Plus bei den Prozentpunkten übersetzt, deutet schon an, dass die Wahlbeteiligung 2025 geringer ausfiel als noch vor sechs Jahren. Nur rund 43,3 Prozent der Wahlberechtigten gaben am Sonntag bei der OB-Wahl auch tatsächlich ihre Stimme ab.

Im Jahr 2019 hatten 53,5 Prozent der Wählerinnen und Wähler in der ersten Runde abgestimmt. Allerdings fand seinerzeit am selben Tag auch die Europawahl statt. Was das für die Wahlbeteiligung in der entscheidenden zweiten Runde am 30. März bedeutet, bleibt abzuwarten. Vor sechs Jahren beteiligte sich an der Stichwahl nicht mal mehr jeder dritte Wahlberechtigte - knapp 32,1 Prozent.

5. Einiges spricht für die Wiederwahl Mendes

Sieben Punkte Vorsprung in der ersten Wahlrunde sind an sich schon eine Hausmarke. Gert-Uwe Mende geht also als Favorit in die Stichwahl. Geht man davon aus, dass die Wählerinnen und Wähler der Grünen-Kandidatin Bonnet (14,6 Prozent) und der Linken (4,6 Prozent) zur Wahl des SPD-Kandidaten tendieren, neigt sich die Waage noch mehr Richtung Amtsinhaber.

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2019 jedenfalls hatte die grüne Kandidatin Christiane Hinninger im ersten Wahlgang noch eine Mehrheit in den Stadtteilen Westend, Mitte, Rheingauviertel, Kastel und Südost erzielen können. Diese gingen in der Stichwahl geschlossen zu Mende über - obwohl die Grünen keine Wahlempfehlung für Mende aussprachen. Wenig spricht dafür, dass es diesmal anders sein könnte.