Historisches Dokument von 1849 Die Paulskirchenverfassung kehrt zurück nach Frankfurt

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Frankfurt der Grundstein für die parlamentarische Demokratie in Deutschland gelegt. Mehr als 400 Abgeordnete unterzeichneten die Paulskirchenverfassung. 175 Jahre später ist das Originaldokument erstmals an den Main zurückgekehrt.

Paulskirche in Frankfurt
Die Frankfurter Paulskirche Bild © hr/Benjamin Holler
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Paulskirchenverfassung nach Odyssee zurück in Frankfurt

Die Urkunde der ersten deutschen Verfassung
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Ihre Geschichte ist so bewegt wie die der Deutschen Demokratie, für die sie steht: Am Montag konnte eines der Originale der Paulskirchenverfassung vom März 1849 von der Öffentlichkeit wieder in Augenschein genommen werden - und zwar an dem Ort, an dem es von 405 Abgeordneten des ersten gesamtdeutschen Parlaments unterschrieben wurde, der Frankfurter Paulskirche.

Damit kehrte die auf Pergament geschriebene Verfassungsurkunde erstmals seit 175 Jahren zurück nach Frankfurt. "Immer wieder versteckt, entwendet, ausgestellt, verschollen und wiederentdeckt", beschreibt die Stadt Frankfurt den Werdegang des Dokuments.

"Das Grundgesetz ist die Enkelin der Paulskirchenverfassung"

Dieser ist nun Thema der Wanderausstellung "Odyssee einer Urkunde. Die Paulskirchenverfassung vom 28. März 1849". Eröffnet wurde die Ausstellung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Petra Pau (Linke), und dem Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD). 

Faeser nutzte die Gelegenheit, um an die grundsätzliche Bedeutung der Verfassung zu erinnern, auch wenn diese nie in Kraft trat: "Das Grundgesetz ist die Enkelin der Paulskirchenverfassung." Die Demokratie sei gefestigt, sagte Faeser, aber ein Dokument allein reiche nicht dazu aus: "Wir alle müssen für unsere Demokratie einstehen und sie Tag für Tag schützen."

Deren Feinde arbeiteten mit Lügen, Hass und Hetze. Es sei unerträglich, dass Jüdinnen und Juden im Land der Shoah wieder in Angst leben müssten. Die Paulskirchenverfassung sei auch darin Vorbild, dass keine Teile der Bevölkerung aus der Demokratie ausgegrenzt werden dürften, weil dies sonst die Demokratie insgesamt gefährde.

Bewegte Geschichte

Die Ausstellung entstand aus der Frage eines Besuchers des Deutschen Bundestags heraus, wie Klaus Seidel vom Autorenteam des Bundestags erläuterte. Die Verabschiedung der Paulskirchenverfassung vor 175 Jahren durch 95 Prozent der anwesenden Abgeordneten sei eine "Sternstunde des Parlamentarismus" gewesen: "Keine Verfassung wurde je von mehr Abgeordneten unterzeichnet."

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Die Schau zeichne die Odyssee nach, die die Pergamenturkunde danach durchgemacht habe. So sei sie 1930 von einem Kriminellen aus dem Reichstag gestohlen, aber von der Polizei wiedergefunden worden. Nach ihrer Deponierung zu Kriegsende in einem sachsen-anhaltischen Kalischacht war sie sechs Jahre lang verschwunden, bis ein Schüler sie auf einem Schutthaufen im Potsdamer Neuen Garten wiederfand.

Seit der Wiedervereinigung wird die Urkunde im Deutschen Historischen Museum in Berlin aufbewahrt. Anhand von Schautafeln, Dokumenten und Bildern können die Besucher bis zum 3. Mai die Geschichte der Urkunde nachvollziehen. Der Eintritt ist kostenlos.

Spezialtransport des Pergaments

Die Original-Verfassung von 1849 blieb allerdings nicht lange in Frankfurt. Unter hohen Sicherheitsheitsvorkehrungen wurde sie nur für die Ausstellungseröffnung am Montag in die Paulskirche gebracht. Die letzten Meter zwischen Historischem Museum, wo sie zwischenzeitlich gelagert war, und Paulskirche legte das wertvolle Pergament im Dienstwagen der Frankfurter Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) zurück.

Die auf Pergament geschriebene Paulskirchenverfassung von 1849 in einer Glasvitrine
Die auf Pergament geschriebene Paulskirchenverfassung von 1849. Bild © Hanna Immich (hr)

Im Anschluss an die Feierstunde machte sich das historische Dokument schon auf den Rückweg ins Deutsche Historische Museum. Das Papier ist für längere Präsentationen zu empfindlich. Besuchern der Ausstellung wird ab Dienstag eine täuschend echt aussehende Kopie präsentiert.

Papierversion lagert in Kassel

Neben der 46-seitigen edlen Pergament-Variante entstanden 1849 nachweislich noch zwei Versionen auf Papier. Eine davon wurde im selben Jahr von der sogenannten Kaiserdeputation dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. vorgelegt, die ihm auch die deutsche Kaiserkrone antrug. Bekanntermaßen lehnte der preußische Monarch ab. Seitdem gilt diese Papierversion als verschollen.

Die zweite auf Papier gedruckte Paulskirchenverfassung hingegen überstand die Zeit und lagert noch heute in der Murhardschen Bibliothek in Kassel. Gerettet wurde sie vom Kasseler Bibliothekar Karl Bernhardi, seines Zeichens selbst Abgeordneter des Paulskirchenparlaments. Allerdings wurde diese Version nur von 212 Parlamentariern unterzeichnet.

Weitere Informationen

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 18.03.2024, 19.30 Uhr

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Quelle: dpa/lhe, epd, Hanna Immich (hr)