Ein Minister, ein Kulturbeauftragter und zwei Staatssekretäre Diese vier Hessen bekommen einen Job in Friedrich Merz' Team

Gut eine Woche vor der geplanten Bundeskanzlerwahl steht bei der CDU jetzt fest, wer welchen Posten in der Regierung bekommt. Aus der hessischen CDU kommen zwei Politiker zum Zug, außerdem sind noch zwei gebürtige Hessen an Bord.

Friedrich Merz (l.) und Wolfram Weimer fahren eine Rolltreppe in einem Kongresszentrum hoch, lachen sich an
Friedrich Merz (l.) und Wolfram Weimer kennen sich seit langem. Bild © Imago Images

Wenige Tage vor seiner geplanten Wahl zum Bundeskanzler hat CDU-Chef Friedrich Merz die designierten Minister und Staatssekretäre seiner Partei für die schwarz-rote Bundesregierung bekannt gegeben. Darunter sind auch vier Hessen:

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Gießener Karsten Wildberger als Digitalminister

Er ist die große Überraschung: Der gebürtige Gießener und bisherige Topmanager Karsten Wildberger soll das neue Digitalministerium im Kabinett von Friedrich Merz (CDU) übernehmen.

Als Vorstandschef des Ceconomy-Konzerns (Düsseldorf) und Vorsitzender der Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding mit rund 1.000 Märkten in vielen Ländern bringt der 56-Jährige einschlägige Praxiserfahrung mit. In den vergangenen Jahren gehörte die digitale Transformation in Wirtschaft und Unternehmenswelt zum Kern seiner Tätigkeiten. 

Portraitbild von Karsten Wildberger, er trägt ein blaues Jacket und eine schwarze Brille und lächelt in die Kamera
Karsten Wildberger. Bild © picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Direkt nach der Bekanntgabe seiner Berufung bat Wildberger den Aufsichtsrat der Ceconomy darum, ihn zum 5. Mai von seinen Aufgaben zu entbinden. Am 6. Mai soll Merz zum Bundeskanzler gewählt werden. "Ich fühle mich geehrt über das Vertrauen, das Friedrich Merz in mich setzt, und die Möglichkeit, der neue Minister für Digitales zu werden", erklärte Wildberger. 

Beruflich eng mit dem Thema Digitalisierung verknüpft

Internationale Führungspositionen bekleidete Wildberger auch bei T-Mobile, Vodafone oder dem australischen Telekommunikationsunternehmen Telstar. Von 2016 bis Sommer 2021 war Wildberger beim Energiekonzern Eon als Vorstandsmitglied für den digitalen Wandel zuständig.

Unter seiner Führung hat Ceconomy als Elektronikmarkt-Betreiber das Online-Geschäft ausgebaut - im Werbeslogan verspricht der Konzern Konsumenten, das Leben in der digitalen Welt zu "vereinfachen". In seinem neuen Minister-Job dürfte es - grob umschrieben - um eine ähnliche Zielsetzung gehen.

Wildberger stammt aus Gießen, hatte Physik in München und Aachen studiert und auch promoviert. Als Unternehmensberater der Boston Consulting Group hatte er zunächst Unternehmen in verschiedenen Branchen zu Fragen der Strategie und Digitalisierung beraten.

Gelnhäuser Wolfram Weimer als Kulturstaatsminister

Der in Gelnhausen geborene Journalist und Verleger Wolfram Weimer soll neuer Kulturstaatsminister werden. Weimer studierte in Frankfurt.

Porträtbild von Wolfram Weimer, der eine Brille, ein weißes Hemd, eine blaue Krawatte und ein blaues Jacket trägt.
Wolfram Weimer. Bild © picture alliance/dpa | Sven Hoppe

Zu Beginn seiner Laufbahn arbeitete der 60-Jährige als Wirtschaftsredakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Bundesweit bekannt wurde er als Chefredakteur der Tageszeitung Die Welt und des Wochenmagazins Focus. Danach gründete er das Debattenmagazin Cicero. Seit 2012 ist er mit seinem Unternehmen Weimer Media Group Verleger von Publikationen wie Business Punk, The European und Wirtschaftskurier. 

Berufung kommt überraschend

Die Berufung von Weimer kommt überraschend: Er hatte bislang keine politischen Ämter inne. Auch im Bereich der Kultur ist der Medienunternehmer bisher kaum in Erscheinung getreten. Derzeitige Kulturstaatsministerin ist die Grünen-Politikerin Claudia Roth.

Der Kulturstaatsminister ist kein Bundesminister, sondern ein Parlamentarischer Staatssekretär. Sein offizieller Titel lautet Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien. Er hat kein Stimmrecht im Bundeskabinett.

Michael Meister aus Lorsch wird Staatssekretär im Bundeskanzleramt

Der in Lorsch geborene Diplom-Mathematiker und CDU-Politiker Michael Meister aus dem Wahlkreis Bergstraße ist ein erfahrener Bundespolitiker: Er soll nun den Posten des Beauftragten für Bund-Länder-Zusammenarbeit im Bundeskanzleramt übernehmen. Dieser hat den Rang eines Parlamentarischen Staatssekretärs. Meister sitzt seit 1994 im Bundestag - und damit seit mehr als drei Jahrzehnten.

Michael Meister im Porträt
Michael Meister. Bild © Michael Meister

Von 2004 bis 2013 fungierte er als stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Von 2013 bis 2018 war er Parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium und von 2018 bis 2022 Vorsitzender des Stiftungsrats der Deutschen Stiftung Friedensforschung. Außerdem übernahm er das Amt des Parlamentarischen Staatssekretärs bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung in den Jahren 2018 bis 2021.

Michael Brand aus Fulda wird Staatssekretär

Der Fuldaer Bundestagsabgeordnete Michael Brand soll den Posten des Parlamentarischen Staatssekretärs im künftigen Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend übernehmen.

"Ich freue mich nicht nur sehr über das Vertrauen, sondern auch und vor allem auf die neue Aufgabe in einer insgesamt sicher nicht einfachen Zeit", sagte Brand am Montag: "Meine Arbeit als Abgeordneter im Wahlkreis bleibt für mich dabei zentral. Mein Einsatz für die Interessen meiner Heimat in Berlin bleibt."

Michael Brand im Porträt
Michael Brand Bild © Michael Brand

Unter anderem wurde Brand als Sprecher der CDU/CSU-Fraktion für Menschenrechte bekannt. Bei einer privaten Reise im September vergangenen Jahres nach Ägypten wurde er laut eigenen Angaben von den dortigen Sicherheitsbehörden festgehalten und verhört.

Ministerernennung nach Kanzlerwahl

Bevor die neuen Bundesminister offiziell ernannt und vereidigt werden können, muss zunächst CDU-Chef Friedrich Merz zum Bundeskanzler gewählt werden - das soll am 6. Mai geschehen. Voraussetzung dafür ist, dass ein kleiner Parteitag der CDU dem Koalitionsvertrag am Montag zustimmt. Die CSU hat dies bereits getan.

Die SPD will über ihre sieben Bundesministerinnen und -minister erst nach Abschluss der Mitgliederbefragung über den Koalitionsvertrag befinden. Diese geht am Dienstag zu Ende. Die Namen will die SPD bis 5. Mai bekannt geben.

Redaktion: Anikke Fischer

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de, AFP, dpa/lhe