Umbau im Waldstadion Eintracht Frankfurt baut Luxusplätze - kommt auch Geld aus dem Stadtsäckel?
Im Frankfurter Waldstadion soll ein neuer Hospitality-Bereich namens "Zum Jürgen" entstehen – teure Plätze mit Bewirtung. In den Umbau fließt auch Steuergeld, aber die Stadt geizt mit Informationen.
Die betroffenen Fans haben es erst vor kurzem erfahren – per E-Mail von der Eintracht: Auf der Gegentribüne des Waldstadions wird umgebaut. Normale Sitzplätze im Mittelrang werden zu Luxus-Plätzen mit Bewirtung.
Die Eintracht bietet dort die Dauerkarte ab kommender Saison für knapp 3.000 Euro an. Damit würde sich der Ticketpreis für viele Fans verfünffachen – unter anderem auf X (vormals Twitter) entlud sich prompt der Frust gegen "Giertracht Frankfurt". Betroffen sind laut Klub rund 150 Fans.
Namensgebung in Erinnerung an Eintacht-Star
"Zum Jürgen" soll der neue Hospitality-Bereich heißen, zu Ehren des früheren Eintracht-Stars Jürgen Grabowski. Offenbar hat die Eintracht Frankfurt Fußball AG viele Anhänger mit diesen Plänen kalt erwischt, und nicht nur die.
Auch der neue Vereinspräsident Mathias Beck war in der hr-Sendung heimspiel vergangene Woche noch nicht im Bilde. Er betonte, die Eintracht müsse ein nahbarer Verein bleiben, er werde sich um das Thema kümmern.
Info-Abend für die Fans
Die betroffenen Fans hatte der Klub für Mittwochabend zu einer Infoveranstaltung eingeladen. Dort sollten sie erfahren, was genau auf sie zukommt und welche Alternativen ihnen der Klub anbietet. Demnach können alle Dauerkartenbesitzer, die nicht in den Hospitality-Bereich wollen, auf einen preislich vergleichbaren Platz umziehen.
Der Hospitality-Bereich sei Sache von Eintracht Frankfurt, erklärt die städtische Stadiongesellschaft. Das Projekt sei schon vor Jahren in einem "Letter of Intent", einer Absichtserklärung, vereinbart worden: Die ehemalige Eintracht-Geschäftsstelle im Mittelrang wird zurückgebaut, dafür kommt Gastronomie dort hin. Teil der Vereinbarung: Die Stadiongesellschaft der Stadt beteiligt sich finanziell, zahlt der Eintracht den Rückbau ihrer früheren Geschäftsräume.
Bis zu drei Millionen Euro aus dem Stadtsäckel?
Geld der Stadt für ein Luxus-Projekt? Beim Bund der Steuerzahler klingelten die Alarmglocken, als der hr vor zehn Monaten erstmals darüber berichtete. Der Verband forderte öffentlich Aufklärung und Die Linke stellte im Stadtparlament eine Anfrage an den Sportdezernenten und Oberbürgermeister Mike Josef (SPD). Kernfrage: Wie viel Steuergeld fließt und wofür genau? Doch Josef hat bis heute nicht geantwortet.
Von bis zu drei Millionen Euro war die Rede in einem Aufsichtsratsprotokoll der Stadiongesellschaft von 2022, das dem hr vorliegt. Doch diese Summe haben weder Stadiongesellschaft noch Sportdezernent auf Anfrage bestätigt. Linken-Fraktionschef Michael Müller will das Ausweichen nicht hinnehmen, er dringt auf Klarheit noch vor der Fußball-Europameisterschaft.
"Zum Jürgen" als Mitarbeiter-Bistro bei der EM
Wenigstens in einem Punkt profitiert aber auch die Stadt vom neuen Hospitality-Bereich: Bei der Europameisterschaft im Sommer könne die Stadt den Bereich als "Staff-Bistro" nutzen, um die Mitarbeiter zu bewirten, erklärt die Stadiongesellschaft. Das spare Geld und belaste auch die Umwelt weniger als eine temporäre Einrichtung.
Redaktion: Caroline Wornath
Sendung: hr-iNFO, 27.03.2024, 7.20 Uhr