FDP-Spitzenkandidatin Isabel Schnitzler Die Entrümplerin

33 Jahre jung, Rechtsanwältin, aus Frankfurt: Spitzenkandidatin der hessischen FDP bei der Europawahl ist Isabel Schnitzler. Sie will Europa einfacher machen und sagt: Für jede neue Belastung müssen zwei andere abgebaut werden.

Will nach Brüssel: FDP-Kandidatin Isabel Schnitzler
Will nach Brüssel: FDP-Kandidatin Isabel Schnitzler Bild © Andreas Bauer, hr
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"Blind Date" mit dem Wähler – Isabel Schnitzler von der FDP

hessenschau vom 05.06.2024
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Manche Politiker lieben es, die eigene Geschichte mit einer Botschaft zu verweben. FDP-Chef Christian Lindner etwa führte zeitweise gerne seine Erfahrung als junger Unternehmer an, um die Herausforderungen für Gründer in Deutschland zu illustrieren.

Die Geschichte von Isabel Schnitzler geht so: Als Kind habe sie häufig Aufräumen gespielt, sie habe alles geordnet und dann ausgemistet. Gegenstände, die keine Freude bereiteten, konnten weg.

Aus diesem Motiv ist ein politisches Programm erwachsen. Isabel Schnitzler will die Europäische Union entrümpeln.

"Europa. Einfach. Machen"

Die 33 Jahre alte Frankfurterin ist Spitzenkandidatin der hessischen FDP für die Europawahl am 9. Juni. Sie wendet sich gegen "Überregulierungen", will Bürokratie in der EU abbauen und sich für die Vereinfachung staatlicher Vorgaben einsetzen.

"Ich will es den Bürgern leichter, übersichtlicher machen, für jede neue Belastung müssten zwei Belastungen abgebaut werden", sagt sie. Auf einem ihrer Wahlplakate steht: "Europa. Einfach. Machen."

Think big

In einem Interview vor den Kommunalwahlen 2021 wurde Schnitzler einmal gefragt, wie sie gesehen werden wolle. Sie wolle als Macherin gelten, sagte sie damals. Zu dieser Zeit saß sie noch in einem Frankfurter Ortsbeirat. Kurze Zeit später wählten die Frankfurter sie ins Stadtparlament. Seitdem ist sie dort Sprecherin ihrer Partei für Diversität, Bildung, Frauen und Europa.

Ortsbeirat - Stadtparlament - nun Europaparlament? "Europametropole Frankfurt. Think big", war bei der Kommunalwahl ihr Motto. Damals ging es ihr darum, das Potential der Stadt auszuschöpfen. Der Wahlspruch könnte auch für sie selbst stehen.

Die 33-Jährige wuchs in Idstein (Rheingau-Taunus) auf, die Mutter eine spanische Krankenschwester, der Vater ein Musiker. Irgendwann hatte die Familie so viel gespart, um sich ein kleines Häuschen zu leisten. "Sie haben sich das alles selbst erarbeitet", betont Schnitzler.

Die Tochter macht Abitur und studiert Jura in Frankfurt, Freiburg und im spanischen Salamanca. Seit 2021 arbeitet sie in Frankfurt als Rechtsanwältin.

Sie gilt als "Allzweckwaffe" der Liberalen

Bei den Liberalen im Römer gilt sie als "Allzweckwaffe". Sie spricht über Grundschulen, Tagesfamilien, Sexarbeitende oder wie an diesem Donnerstagabend Anfang Mai noch kurz vor 23 Uhr über die geplante Städtepartnerschaft Frankfurts mit der ukrainischen Stadt Lviv (früher Lemberg).

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Hessische Spitzenkandidaten im Porträt

Vor der Europawahl porträtieren wir die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten aus Hessen, die laut den Umfragen Chancen auf einen Sitz im Europaparlament haben. Das sind:

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Die Stadtverordneten sind nach sieben Stunden Parlaments-Marathon schon leicht fahrig, da spricht Schnitzler über Frieden, Freiheit und Menschenrechte, über Solidarität, Wiederaufbau und kulturellen und wirtschaftlichen Austausch.

Als Kolleginnen und Kollegen von der Linken und der SPD nicht aufhören zu tratschen, fragt sie: "Störe ich Sie?" und fordert sie schließlich auf "rauszugehen". Das wirkt angriffslustig, aber auch ein bisschen genervt. Minuten vor ihrer Rede hatte Schnitzler erfahren, dass sie auf dem FDP-Europaparteitag den Fragen des NDR-Satiremagazins "extra3" aufgesessen war.

"Europa stärken, wo es sinnvoll ist"

Dort auf dem Bundesparteitag Ende Januar in Berlin hatte sie in ihrer Bewerbungsrede ihre Vorstellung von Europa umrissen. Das Ziel müsse sein, Europa dort, wo es sinnvoll ist, zu stärken. "Dort, wo es nicht sinnvoll ist, müssen wir den Mut haben, die Mitgliedsstaaten in eigener Kompetenz Entscheidungen treffen zu lassen", sagte sie.

Verteidigung, Klima und Migrationen - das sind für sie die Themen, bei denen die EU gestärkt werden sollte. Wenn sie von Freiheit spricht, dann vor allem von der Freiheit von Waren, Dienstleistungen, Arbeit und Kapital. "Wirtschaft liebt Freiheit so wie Du", steht auf einem anderen aktuellen Wahlplakat.

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Europawahl: BLIND DATE mit den Wählern

Fünf Politiker vor der europäischen Flagge mit Wahlkreuz: Simon (CDU), Eroglu (FW), Häusling (GRÜNE), Bullmann (SPD), Schnitzler (FDP)
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So lehnt die Liberale auch die Einführung einer verpflichtenden EU-Sozialtaxonomie ab, also die Verpflichtung von Unternehmen, bei Investitionen auf soziale Aspekte wie Menschenrechte und Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu achten. "Wir müssen darauf achten, dass nicht noch mehr Bürokratie und Unsicherheiten geschaffen und Unternehmen zusätzlich belastet werden", erläutert die Rechtsanwältin.

Bei Landtagswahl gescheitert

Es ist Schnitzlers zweiter Wahlkampf innerhalb weniger Monate. Auch bei der Landtagswahl im Oktober war sie für die Liberalen ins Rennen gegangen. Sie kandidierte für den Wahlkreis Frankfurt III.

In ihrer ersten Rede im Landtag wolle sie Vorschläge machen, wie Fachkräftezuwanderung ohne Bürokratie funktionieren könne, sagte sie damals im Kandidatencheck auf hessenschau.de - ein Thema, mit dem sie auch beruflich zu tun hat. Schnitzler ist Rechtsanwältin im Arbeitsmigrationsrecht.

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Europawahl 2024 auf hessenschau.de

Wer genau wird am 9. Juni gewählt, wofür ist das Europäische Parlament zuständig und wie ging die vorige Wahl aus? Antworten auf diese und weitere Fragen finden Sie in unserem Europawahl-FAQ. Am Sonntag berichten wir im Ticker zur Europawahl 2024.

In dieser Übersicht haben wir die Parteien, die zur Wahl stehen, und ihre Programme zusammengefasst. Mit dem Wahl-O-Mat können Sie außerdem die Positionen der Parteien miteinander vergleichen.

Ab 18 Uhr bieten wir alle Ergebnisse der Europawahl 2024 aus Hessen im Überblick. Über aktuelle Meldungen aus Hessen zur Europawahl bleiben Sie in unserem Dossier auf dem Laufenden.

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Den Einzug in den Landtag in Wiesbaden schaffte die Liberale dann aber doch nicht. Die FDP knackte gerade so mit Ach und Krach die Fünf-Prozent-Hürde.

Neben Entbürokratisierung ist Migration ihr zweites großes Thema in diesem Europa-Wahlkampf. "Wir brauchen eine Migrationspolitik, die einerseits irreguläre Migration eindämmt und die Kommunen vor dem Kollaps bewahrt und andererseits den Blick auf die Einwanderung von Fachkräften richtet", sagt sie.

Mit diesen beiden Schwerpunkten wählten die Delegierten des FDP-Parteitags sie in Berlin auf Platz sechs der Bundesliste - mit für eine Newcomerin guten 78 Prozent der Stimmen. Damit hat Schnitzler nicht ganz unrealistische Chancen in der nächsten Legislaturperiode ihr Projekt der Entrümpelung der EU-Bürokratie im europäischen Parlament anzugehen.

Die Liberalen müssten am 9. Juni aber zulegen. Mit ihren 5,4 Prozent bei der letzten Wahl konnten sie fünf Abgeordnete ins Europaparlament schicken. Ende Mai lagen die Umfragen der Liberalen allerdings eher bei 4 Prozent.

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Blind Date: EU-Spitzenkandidaten treffen Wähler

Fünf Spitzenkandidatinnen und -kandidaten für die Europawahl am 9. Juni, fünf Begegnungen - als Blind Date mit Wählern, die sie vorher noch nie gesehen haben. Wie sie beim Aufeinandertreffen reagieren, zeigt der Film "Europawahl: BLIND DATE mit den Wählern" am 5. Juni um 20.15 Uhr im hr-fernsehen und in der ARD-Mediathek.

Zum Blind Date wurden alle Parteien eingeladen, die nach der Wahl 2019 hessische Abgeordnete ins EU-Parlament entsendet haben. Die AfD hat die Einladung abgelehnt.

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Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 05.06.2024, 19.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de