Frankfurter Kommunalpolitiker tritt aus der SPD aus Bäppler-Wolf macht den Palmer
Der Frankfurter Stadtverordnete Thomas Bäppler-Wolf war in der Frankfurter SPD schon lange umstritten. Unter anderem, weil er in den sozialen Medien gegen "Wokeness" und "linksgrün versiffte Ideologie" wetterte. Jetzt ist er aus der Partei ausgetreten - und damit wohl einem Rausschmiss zuvorgekommen.
Wenn es keine Bühne gibt, dann schafft Thomas Bäppler-Wolf sie sich eben selbst. Wortwörtlich. Bekannt wurde der einstige Tanzlehrer in Frankfurt in seiner Travestie-Paraderolle als "Bäppi La Belle". Bis 2018 betrieb er sein eigenes Theater an der Friedberger Landstraße.
Dann aber entdeckte "Bäppi" zwei ganz andere Bühnen: die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung - in die er 2016 auf dem Ticket der SPD einzog - und die sozialen Netzwerke. Damit begann der Ärger, der nun am Mittwoch mit dem Austritt Bäppler-Wolfs aus der SPD endet - natürlich auf einer Bühne.
Rausschmiss zuvorgekommen
Streng genommen hat der Frankfurter Stadtverordnete bereits vergangene Woche seinen Austritt erklärt. Die Partei hatte das Vorliegen einer entsprechenden Erklärung bestätigt. "Ich bin damit einem Rausschmiss zuvorgekommen", erläutert Bäppler-Wolf bei einer von ihm eigens angesetzten Pressekonferenz am Mittwoch. Auch das bestätigt die Frankfurter SPD auf hr-Anfrage.
Es hatte schon mehrfach gekracht zwischen dem Frankfurter Original und den Sozialdemokraten. Anlass waren ein ums andere Mal Äußerungen von Bäppler-Wolf in den sozialen Netzwerken.
Als es zum Jahreswechsel 2022/23 zu sogenannten "Silvesterkrawallen" in Nordrhein-Westfalen kam, veröffentlichte Bäppler-Wolf ein Video, in dem er erklärte, dass es sich bei den Tätern "zu 90 Prozent" um "keine hochdeutsch sprechenden, gebildeten Menschen aus Nordrhein-Westfalen" gehandelt habe. Weiterhin bescheinigte er ihnen, evolutionär "noch weit vor den Affen" zu stehen.
Kritik an SPD-Nachwuchs
Seinerzeit musste Bäppler-Wolff zurückrudern und sich dafür entschuldigen "rassistische Narrative" bedient zu haben. Von der damaligen Demut ist am Mittwoch nichts zu spüren.
Bäppler-Wolf hat in ein ehemaliges Kino im Stadtteil Eckenheim geladen, um seine Gründe für den Bruch mit den Sozialdemokraten darzulegen - eine kleine Bühne, aber immerhin eine Bühne.
"Rückblickend, auch auf Januar 2023, kann ich nur sagen: Alles richtig gemacht", verkündet der Ex-Sozialdemokrat auf dieser selbstbewusst. Seine Prognose, dass die AfD bald über 20 Prozent kommen werde, wenn die Politik so weitermacht, habe sich erfüllt. Dafür sei er zu Unrecht als Rassist beschimpft worden, insbesondere von Grünen und dem "betreuten Nachwuchs" der SPD, "der gerne in der Politik mitspielen will, aber nur dumme unüberlegte Anträge stellt".
Es sei wie in einer schlechten Ehe, so Bäppler-Wolf: "Wenn es nicht mehr geht, muss man sich trennen". Tatsächlich wäre es Teilen der Frankfurter SPD wohl lieber gewesen, es wäre schon früher zur Trennung gekommen.
Tiraden gegen "Wokeness"
Denn auf den Post zu den Silvesterkrawallen folgten weitere Entgleisungen. Als Bäppler-Wolf Anfang 2024 ein Programm ankündigte, in dessen Titel herabwürdigende Begriffe für schwarze Menschen sowie Sinti und Roma verwendet wurden, musste er sein Amt als kulturpolitischer Sprecher der Römer-Fraktion abgeben.
Der nächste Aufruhr folgte, als er in einem Social-Media-Beitrag dem Selbstbestimmungsgesetz bescheinigte, das "dümmste, widerlichste, frauenfeindlichste Gesetz, das die BRD jemals erlassen hat", zu sein. Hinzu gesellten sich Tiraden über "Wokeness" und "grünlinksversiffte Ideologie".
Alles in allem ein Ton, der nicht so recht zur SPD passen will. Dass Bäppler-Wolf, der sich über die angebliche "Frauenfeindlichkeit" des Selbstbestimmungsgesetzes empörte, Kritikerinnen in den sozialen Medien als "Hafermilchmuschi" und "linksversiffte Dinkeldörte" beschimpfte und sich zuletzt abfällig über das Äußere einer grünen Stadtverordneten äußerte, brachte schließlich das Fass zum Überlaufen.
SPD-Vorstand einig
Bäppler-Wolf hingegen bescheinigt seinen Kritikerinnen, nicht zwischen ihm als Kommunalpolitiker und als Satiriker unterscheiden zu können. Niemand müsse ihn lustig finden oder ihm auf Facebook oder Instagram folgen. Er brauche aber auch "keine Oberlehrer, die mir in meinem Alter noch den Sinn des Lebens erklären wollen".
In diesem Zusammenhang übt Bäppler-Wolf heftige Kritik an der Frankfurter Parteiführung. Allen voran dem Parteivorsitzenden Kolja Müller wirft er vor, auf seinen Ausschluss hingearbeitet zu haben. Müller hingegen erklärt auf hr-Anfrage, dass es bezüglich Bäppler-Wolf "eine klare Haltung innerhalb des SPD-Vorstands Frankfurt" gegeben habe. Die Posts des Künstler sprächen im Übrigen für sich.
Bäppler-Wolf glaubt indes, dass seine Posts für mehr sprechen als nur "für sich selbst". Er spreche nur aus, "was 90 Prozent der Bevölkerung" dächten. Ob diese These nun dem Satiriker oder dem Kommunalpolitiker Bäppler-Wolf zuzuordnen ist, bleibt offen.
Jedenfalls gebe es "erfolgreiche Beispiele in Deutschland, wo der eigene Kompass nicht mehr zur Partei passt und ein Austritt folgte. Siehe Tübingen", sagt Bäppler-Wolf.
Sein Mandat will er nicht zurückgeben
Die Anspielung auf den umstrittenen Ex-Grünen Oberbürgermeister Boris Palmer macht deutlich, dass Bäppler-Wolf mit dem Austritt aus der SPD keinesfalls der Stadtpolitik den Rücken kehren wird. Sein Mandat will er - entgegen der Forderung der SPD - nicht zurückgeben. Stattdessen werde er sich der Wählergemeinschaft "Die Frankfurter" anschließen. Diese ist bisher nicht im Römer vertreten.
Der Mann, der sich den Mund nicht verbieten lassen möchte, wird der Frankfurter Stadtpolitik somit mindestens bis zur nächsten Kommunalwahl 2026 erhalten bleiben. Bis dahin hat er einiges vor. Unter anderem will er ein Buch mit dem Titel "Wer die Wahrheit spricht, braucht ein schnelles Pferd" herausbringen.
Und dann gibt es da noch etwas: "Ich werde ab sofort jeden, der mich Rassist, menschenverachtend, Faschist oder Nazi nennt - oder zitiert, zur Rechenschaft ziehen", kündigt Bäppler-Wolf an. Denn dass Bäppler-Wolf für sich in Anspruch nimmt, alles ohne Furcht vor Konsequenzen sagen zu dürfen, heißt nicht, dass auch alles über ihn gesagt werden darf.