Stadt rechnet mit Millionendefizit Fritzlar und Land Hessen streiten über Geld für den Hessentag
Musikstars, Festzug, hunderttausende Besucher - der Hessentag ist für die ausrichtende Stadt auch eine finanzielle Belastung. Die Stadt Fritzlar will deswegen nicht nur beim Programm abspecken, sondern auch die Landesregierung stärker in die Pflicht nehmen. Die hält davon wenig.
Wer zahlt die Kosten des Hessentags in Fritzlar im kommenden Jahr? Die Stadt Fritzlar rechnet für die Großveranstaltung mit einem Defizit von vier bis fünf Millionen Euro. Deshalb haben die Stadtverordneten das Land Hessen mit einer Resolution aufgefordert, seinen Beitrag auf 50 Prozent der Gesamtkosten zu erhöhen.
Das Land solle das Konzept der Veranstaltung auch generell überdenken, denn gerade kleineren Kommunen könnten hohe Schuldenberge schwer zu schaffen machen, meinen die Stadtverordneten. Zuerst hatte die HNA darüber berichtet.
Land Hessen zahlt 8,5 Millionen Euro
Diese Forderungen wies die Landesregierung am Montag zurück. Staatskanzleichef Axel Wintermeyer (CDU) verwies auf eine "bestehende Rechtsgrundlage" zwischen dem Land und der Stadt. Demnach erhalte Fritzlar 8,5 Millionen Euro für die Ausrichtung des Landesfestes.
Davon stünden 6,5 Millionen Euro für "nachhaltige Investitionen" der Stadt zur Verfügung, beispielsweise für Straßen, Schwimmbäder und Bürgerhäuser. Weitere zwei Millionen Euro könnten als Defizitausgleich für die fünf Kernbereiche des Festes - darunter eine Halle für Großveranstaltungen und den Festzug - verwendet werden.
"Das gilt für jede Kommune, die den Hessentag durchführt und wir gehen aktuell davon aus, dass die Finanzmittel auch für das Landesfest in Fritzlar ausreichen", sagte Wintermeyer. Bislang lägen "keine prüffähigen Unterlagen" der Stadt vor, die einen besonderen Mehraufwand rechtfertigen würden. Es gelte die Zusage, die das Land allen Hessentags-Städten mache: Wenn unabwendbare, unvorhersehbare Mehrkosten in den Hessentags-Städten entstünden, werde das partnerschaftlich mit den Kommunen nach dem Fest gelöst.
Wintermeyer: Hessentag als Gewinn für die Region
In der gegenwärtigen Diskussion gerate etwas Entscheidendes in den Hintergrund, kritisierte Wintermeyer: Der Hessentag sei ein Gewinn - für die Stadt, die Region und dementsprechend auch für das Land. Das Landesfest schaffe Identität, stärke den Zusammenhalt vor Ort, sorge für Aufmerksamkeit und sei ein Investitionsmotor für die jeweiligen Städte.
Das Land Hessen werde das Gespräch mit der Stadtspitze in Fritzlar suchen, um über die Probleme vor Ort zu sprechen und auch die positiven Aspekte des Landesfestes bei einem persönlichen Austausch nochmals konkreter zu erläutern, sagte der Staatsminister.
Keine Hessentags-Arena, Zusammenarbeit mit Projektleitung beendet
Der 61. Hessentag wird vom 24. Mai bis 2. Juni 2024 unter dem Motto "Eine Stadt voller Leben" in Fritzlar ausgerichtet. Vor zwei Wochen hatte die Stadt mitgeteilt, dass das Landesfest aus Kostengründen kleiner gefeiert wird als ursprünglich geplant. So soll auf die sogenannte Hessentags-Arena verzichtet werden, die rund 15.000 Besuchern bei großen Konzerten Platz bieten sollte. Damit werden auch keine Konzerte von Topstars stattfinden, wie Bürgermeister Hartmut Spogat (CDU) erklärte. Zuvor hatte sich die Stadt bereits von der Projektleitung getrennt.
Der Hessentag ist mit Abstand die längste und teuerste Veranstaltung dieser Art in Deutschland. Das hatte zuletzt der Bund der Steuerzahler kritisiert. 2023 waren die Kosten krisenbedingt sprunghaft angestiegen, sodass auch das Fest in Pfungstadt (Darmstadt-Dieburg) kurz vor dem Start auf der Kippe stand.
Sendung: hr-iNFO, 20.11.2023, 17 Uhr
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