Zwischenbericht zu bundesweiter Suche Große Teile von Hessen kommen für Atommüll-Endlager nicht in Frage
Ein weiteres Stück Hessen ist als Standort für ein deutsches Atommüll-Endlager für ungeeignet befunden worden. Ganz ausgeschlossen ist das Bundesland dafür nicht. Für Teile des Odenwalds, des Spessarts und der Rhön fehlen noch Daten.
Wohin mit dem Atommüll? Die Suche nach einem geeigneten Endlager ist weiterhin zäh. Aus rund 60 Jahren der Nutzung von Atomkraft zur Stromerzeugung in Deutschland sind rund 27.000 Kubikmeter hochradioaktiver Müll übrig. Diese riesige Menge muss irgendwo sicher gelagert werden - sicher für mindestens eine Million Jahre.
Die Suche nach einem geeigneten Standort läuft seit 2017. Für Hessen bringt der am Montag vorgelegte neue Zwischenbericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) über potenziell geeignete Flächen in Deutschland allerdings wenige konkrete neue Erkenntnisse.
Der allergrößte Teil der hessischen Landesfläche liegt ohnehin nicht in dem Bereich, den die BGE-Experten genauer unter die Lupe genommen haben. Die Regionen südlich von Kassel, westlich von Fulda sowie nördlich von Frankfurt sowie um Frankfurt herum wurden schon vor Jahren als nicht geeignet befunden.
Für einen Streifen, der sich in etwa vom Odenwald über den Spessart bis hinauf in die Rhön entlang der hessischen Landesgrenze zu Bayern und Thüringen erstreckt, gibt es auf einer interaktiven Karte der Bundesgesellschaft lediglich den Hinweis, dass dazu noch keine Einordnung erfolgt sei. Hier liegt also noch keine Entscheidung vor, ob diese Gebiete für ein Atommüll-Endlager theoretisch geeignet sind oder nicht.
Solling-Becken ist raus
Für Hessen sind bislang nur unterirdische Gesteinsregionen identifiziert worden, die für die Endlagerung des hochradioaktiven Atommülls ungeeignet sind. Das betrifft das sogenannte Solling-Becken in Nordhessen.
Dem neuen Zwischenbericht zufolge gelten noch 44 Prozent der Fläche der Bundesrepublik als potenziell geeignet. 2020 waren es noch 54 Prozent.
Der neue Arbeitsstand beschreibt noch keine verbindlichen Ergebnisse: Die Einschränkung der Teilgebiete auf kleinere mögliche Standortregionen, die im weiteren Verlauf des Verfahrens oberirdisch erkundet werden, soll laut BGE erst Ende 2027 erfolgen.
Eine finale Entscheidung über diese zu erkundenden Standortregionen trifft dann der Bundestag. Die endgültige Entscheidung, wo der hochradioaktive Müll eine Million Jahre gelagert werden kann, wird noch Jahrzehnte brauchen.
Suche soll bis 2050 abgeschlossen sein
Die BGE hat sich für das Suchverfahren als eine der Lehren aus dem jahrzehntelangen Kampf um beziehungsweise gegen ein mögliches Endlager im niedersächsischen Gorleben Transparenz, wissenschaftliches Vorgehen und Bürgerbeteiligung vorgenommen. Bei Gorleben gab es sozusagen eine Vorfestlegung, wogegen es viel Widerstand aus der Bevölkerung gab.
Also ging die BGE von einer sogenannten weißen Deutschlandkarte aus. Nach und nach schließt sie Orte aus, die für ein Endlager gar nicht oder eher nicht geeignet sind. Aktuell läuft noch die Phase 1, in der Daten über die tiefen geologischen Schichten ausgewertet werden. Als geeignet gelten Salzgestein, Tongestein und kristallines Gestein wie Granit. Als ungeeignet gelten Gebiete, die zu dicht besiedelt sind oder wo es vulkanische Aktivitäten gab oder gibt.
Das ursprüngliche Ziel, bis 2031 einen Standort für das Atommüll-Endlager zu finden, wird sich nicht halten lassen. Das für nukleare Sicherheit zuständige Bundesumweltministerium geht derzeit davon aus, dass die Suche etwa bis 2050 abgeschlossen sein könnte.