Rücktritt von Parteispitze Hessische Grüne zollen Nouripour Respekt und hoffen auf Aufbruch

Nach dem überraschenden Rücktritt des Bundesvorstands müssen sich die Grünen in Hessen erst einmal sammeln. Für den Bundesvorsitzenden Omid Nouripour aus Frankfurt fand der Landesvorstand warme Worte - und einen Fußball-Vergleich.

Ricarda Lang und Omid Nouripour
Omid Nouripour und Ricarda Lang treten als Partei-Vorsitzende der Grünen zurück. Bild © picture-alliance/dpa
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Nach dem angekündigten Rücktritt des Grünen-Parteivorstands von Omid Nouripour und Ricarda Lang bemühten sich die hessischen Landesvorsitzenden der Grünen am Mittwoch, Aufbruchstimmung zu verbreiten. "Die Partei insgesamt muss und wird jetzt zeigen, dass sie kämpfen kann und wird", teilten die Landesvorsitzenden Kathrin Anders und Andreas Ewald mit. Dafür soll ein Bundesparteitag im November in Wiesbaden die Weichen stellen.

Gleichzeitig sprachen sie Lang und Nouripour von einer Alleinverantwortung für die schlechten Wahlergebnisse bei den Landtagswahlen in Ostdeutschland frei. Die Ergebnisse seien enttäuschend gewesen, die Gründe dafür aber vielfältig. "Es wäre falsch und zu einfach, das nur an einzelnen Personen festzumachen."

Besonderes Lob für Nouripour

Der Bundesvorstand trage mit seinem Rücktritt dazu bei, mit Blick auf das kommende Bundestagswahljahr einen Aufbruch zu ermöglichen. "Dafür zollen wir ihm unseren Respekt und danken ihm für seine Arbeit und sein Engagement in äußerst herausfordernden Zeiten."

Besonderen Dank sprachen die Landesvorsitzenden dem aus Frankfurt kommenden Bundesvorsitzenden Omid Nouripour aus: "Mit seiner heutigen Entscheidung hat er einmal mehr Größe bewiesen. Gerade als bekennender Fan von Eintracht Frankfurt weiß er, dass auf schwierige Zeiten immer auch wieder gute folgen."

"Klares Signal, dass wir verstanden haben"

Der Landtagsabgeordneter Felix Martin aus Eschwege wurde auf Instagram unter der Überschrift "Paukenschlag bei den Grünen" besonders deutlich. Der 29-Jährige dankte Nouripour, Lang und den anderen zurückgetretenen Vorstandsmitgliedern nicht nur für aufopferungsvolle Arbeit für die Partei. "Danke dafür, dass ihr jetzt die richtige Schlussfolgerung zieht", sagte er.

Ihnen gebühre Respekt dafür, dass sie nicht an ihren Stühlen klebten, sondern den Weg frei machten und Verantwortung übernähmen für eine "Weiterentwicklung der Partei". Es brauche nach den Wahlniederlagen "das klare Signal, dass wir Grünen verstanden haben".

Wenn sich immer mehr Menschen von den Grünen abwendeten, brauche es neben inhaltlichen Kurskorrekturen auch einen personellen Neuanfang. Es gebe gute Leute in der Partei mit dem Potenzial, "uns aus diesem Tal, in dem wir uns befinden, wieder herauszuholen".

Emotionale Worte von Nouripour zu Frankfurt

Nouripour veröffentlichte am Mittwochmittag auf Twitter ein emotionales Video, in dem er sich als Parteivorsitzender verabschiedete. "Als ich mit 13 Jahren aus einem Kriegsland nach Frankfurt kam, in die schönste Stadt im Universum, war mir überhaupt nicht klar, was alles möglich ist", sagte er.

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Er bedankte sich bei dem Land und der Stadt für all die Chancen, die er erhalten habe - und bei den Grünen dafür, als ihr Parteivorsitzender tätig gewesen sein zu können.

Nouripour: "Es braucht einen Neustart"

Die Grünen-Spitze hatte am Mittwoch nach den Misserfolgen der Partei bei mehreren Wahlen personelle Konsequenzen gezogen. Die Co-Vorsitzenden gaben in Berlin den Rücktritt des gesamten Bundesvorstands im November bekannt. "Es braucht einen Neustart", sagte Nouripour.

Die Grünen hatten bei den vier zurückliegenden Wahlen - der Europawahl und den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg - drastische Verluste erlitten. In Brandenburg haben sie ihr Ergebnis mehr als halbiert. Aus zwei Landtagen flogen sie hinaus. Allein in Sachsen gelang ihnen knapp der Wiedereinzug ins Landesparlament.

Lang: "Wir übernehmen die Verantwortung"

"Es braucht neue Gesichter, um die Partei aus dieser Krise zu führen", sagte Lang. "Jetzt ist nicht die Zeit, am eigenen Stuhl zu kleben. Jetzt ist die Zeit, Verantwortung zu übernehmen und wir übernehmen diese Verantwortung, indem wir einen Neustart ermöglichen."

Lang und Nouripour waren Ende Januar 2022 zu Co-Vorsitzenden gewählt worden. In der Partei sind sie relativ beliebt. Dass zwischen ihnen - anders als bei manchen Vorgängern - keine Rivalitäten und Meinungsverschiedenheiten zu spüren waren, rechnen ihnen viele Grünen-Mitglieder hoch an. Der aktuelle Bundesvorstand war im November 2023 eigentlich für zwei Jahre gewählt worden.

Bittere Niederlage in Brandenburg

Schon am Montag hatte Nouripour relativ resigniert geklungen. Er sprach von einer bitteren Niederlage in Brandenburg und zeigte sich zugleich konsterniert über den Zustand der Ampel-Koalition.

"Der große Feng-Shui-Moment wird wohl nicht mehr kommen, und das glaubt mir auch niemand mehr, wenn ich das sage", sagte er nach Beratungen des Parteivorstands. "Wir machen unsere Arbeit, wir versuchen, das Land nach vorne zu bringen und fühlen uns auch an den Koalitionsvertrag, an das, was miteinander vereinbart worden ist, gebunden", sagte der Grünen-Chef. "Aber das ist es auch dann."

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Redaktion: Anikke Fischer

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe