Wegen Fachkräftemangel Mehr Erzieher können Fördertopf für Ausbildung anzapfen
In hessischen Kitas fehlen Fachkräfte ohne Ende, die bezahlte Ausbildung soll für Entspannung sorgen. Das Land weitet dieses Programm jetzt aus. Nun können auch Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe einen Antrag stellen. Mehr Geld gibt es allerdings nicht.
Der Verein für Kinderhauserziehung in Bensheim-Auerbach (Bergstraße) leistet wertvolle Arbeit. Nicht nur für die jungen Menschen, die in der Kinder- und Jugendhilfe betreut werden.
Der Verein ermöglicht auch die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern. Das Problem: Der Verein ist keine Kita im herkömmlichen Sinne. Und war somit bisher nicht antragsberechtigt für die sogenannte praxisintegrierte vergütete Ausbildung (PivA).
Das bedeutet: Wer hier eine Ausbildung macht, bekommt kein Geld aus dem Fördertopf des Landes.
Ausbildung soll attraktiver werden
Das soll sich jetzt ändern. Das hessische Sozialministerium weitet die Förderung der PivA ab Herbst auf Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe wie Wohngruppen oder Heime aus. Das hat Sozialministerin Heike Hofmann (SPD) am Montag bei einem Besuch in Bensheim angekündigt.
Man nehme den hohen Personalbedarf ernst. "Wir hoffen, dass durch diesen Schritt viele junge Menschen den Weg in diese so attraktive wie abwechslungsreiche Tätigkeit finden und eine Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft beginnen", sagte Hofmann.
Schließlich werde es auch für Träger in der stationären Kinder- und Jugendhilfe zunehmend schwieriger, Stellen zu besetzen. Jetzt gehe es darum, die jungen Menschen und die Träger auf die neue Möglichkeit zur Förderung aufmerksam zu machen.
Positive Resonanz auf Ankündigung
Die Ankündigung aus dem Sozialministerium stößt beim Träger der Bensheimer Einrichtung auf positives Echo. Die Arbeitsplätze seien extrem anspruchsvoll, die Arbeitszeiten für viele nicht attraktiv, der Fachkräftemangel daher groß, sagt Lothar Müller-Wimmer, Geschäftsleiter des Vereins für Kinderhauserziehung.
Umso wichtiger sei die Förderung durch das Land. "Ohne die Förderung könnten wir es nicht dauerhaft machen", sagt Müller-Wimmer im hr-Interview.
Kuchen wird nicht größer
Mit dem Landesprogramm "Fachkräfteoffensive Erzieherinnen und Erzieher" unterstützt die Landesregierung hessische Träger von Kindertageseinrichtungen seit 2020 dabei, Nachwuchsfachkräfte zu gewinnen. Die praxisorientierte vergütete Ausbildung konnte durch das Land so bislang mehr als 2.650 Mal finanziert werden. Sozialministerin Hofmann spricht von einem "Erfolgsprojekt", das sie gerne fortführe.
Seit Februar stehen 22 Millionen Euro zur Verfügung, die neue Landesregierung hatte den Betrag aufgestockt. Der Wermutstropfen: Der Etat wird nicht nochmal erhöht. Es dürfen sich also mehr junge Menschen über ein Stück vom Kuchen freuen. Der Kuchen wird aber nicht größer.
Antragsfrist läuft bis Mitte Juli
Genau das kritisieren die Grünen im Hessischen Landtag. Die Ausweitung des Programms auf die Jugendhilfe sei zwar gut. Ohne eine Erhöhung der Kapazitäten drohten nun allerdings Plätze in den Kindertagesstätten wegzufallen, erklärt Felix Martin, Sprecher für frühkindliche Bildung der Grünen Landtagsfraktion. Er regt an, auch die Zahl der Plätze zu erhöhen, damit alle PivA-Stellen in Kindertagesstätten erhalten bleiben können.
Wer als Träger einen Antrag für die Förderung stellen will, muss sich beeilen. Die Frist läuft bis Mitte Juli.
Redaktion: Christoph Scheld
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 24.06.2024, 16.45 Uhr