Anlage in Wiesbaden Hessens Polizei-Anwärter bekommen ein VR-Trainingszentrum

Angehende Polizisten können in Wiesbaden ab sofort nicht nur an Tatort-Kulissen trainieren, sondern auch in virtueller Umgebung. Die extra eingerichtete Anlage für Studierende wurde jetzt eingeweiht.

Drei Polizisten stehen in Uniform mit VR-Brille vor einem Monitor, in der Hand halten sie Spielzeug-Pistolen.
Polizisten demonstrieren im Trainingscenter mit VR-Brillen und Übungswaffen, wie ein virtueller Einsatz abläuft und trainiert wird. Bild © picture alliance/dpa | Andreas Arnold

Brille auf, Ton an - und schon befindet man sich mitten in der Drei-Zimmer-Wohnung, in der gerade erst ein Verbrechen begangen wurde. Gibt es ein Opfer? Ist der Täter womöglich noch anwesend? Wo hat er Spuren hinterlassen?

All das gilt es für die Polizisten im Virtual-Reality-Trainingscenter an der Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS) in Wiesbaden herauszufinden. In der neuen Anlage können unterschiedliche Einsätze an verschiedenen fiktiven Tatorten trainiert werden. Das kann etwa eine Tankstelle nach einem Raubüberfall sein oder eben eine Wohnung.

"Virtual Reality" heißt übersetzt "virtuelle Realität". Dies beschreibt ein rein digitales, am Computer geschaffenes Abbild einer virtuellen Welt. In der "Virtual Reality" wird der Nutzer mit Hilfe einer sogenannten VR-Brille in eine computergenerierte dreidimensionale Welt versetzt, die – obwohl künstlich geschaffen – täuschend echt wirkt.

Daneben sprechen Experten von einer "Augmented Reality" (AR, deutsch: erweiterte Realität), wenn digitale und analoge Elemente kombiniert werden. In der Augmented Reality wird die Realität um zusätzliche Elemente erweitert, indem über die Kamera des Smartphones oder über eine AR-Brille zusätzliche Informationen zur Umgebung gegeben werden.

Quelle: dpa/lhe

Eingeweiht wurde die Anlage am Montag, der Betrieb ist künftig an fünf Tagen in der Woche geplant. Die Szenarien in der virtuellen Welt dauern bis zu zehn Minuten.

Eine VR-Brille lässt die Polizei-Anwärter in die computergenerierte Wirklichkeit eintauchen. Tatsächlich stehen sie in einer leeren, zwölf mal zwölf Meter großen Halle.

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Trainings mit (virtuellen) Kindern und Tieren möglich

Bis zu acht Beamte gleichzeitig können auf der Trainingsfläche geschult werden, berichtet ein Polizeihauptkommissar. Sie tragen nicht nur die VR-Brillen, sondern nehmen auch andere Polizeiausrüstung wie etwa Taschenlampen, Waffen und Elektroschockgeräte mit in die virtuelle Welt - jedoch in einer speziellen Trainingsversion.

In der Szenerie können Polizeibeamte verschiedenen Rollen einnehmen. Es sei einer der großen Vorteile der neuen Anlage, dass etwa Kinder und Tiere besser in ein Training eingebunden werden können - in einer virtuellen Version.

Digitales Bild aus einem Virtual-Reality-Player zur Simulation von Polizeieinsätzen: Ein Polizist von hinten schaut in den Flur einer Wohnung, in der ein anderer Polizist über einer anderen Person kniet und sie festhält
Szene aus dem Virtual-Reality-Simulator zum Training von Polizeieinsätzen. Bild © Screenshot: hr

Zuvor wurden Polizistinnen und Polizisten ebenfalls anhand von gespielten Szenarien auf ihre Einsätze vorbereitet, doch das sei viel aufwendiger und teurer gewesen, berichtet der Polizeihauptkommissar. Die Szenen seien bisher mit mehreren Kameras gefilmt worden und zur Nachbesprechung mühevoll geschnitten worden. Mit dem neuen Trainingsareal könne jede Einstellung aus vielen verschiedenen Blickwinkel mit einem Klick angesteuert werden. 

Ergänzung zum analogen Training

Das Land Hessen hat rund 1,6 Millionen Euro in die neue Anlage investiert. Sie gehöre aktuell zu den bundesweit modernsten Trainingsstätten aller Polizei- und Sicherheitsbehörden, sagte Innenminister Roman Poseck (CDU) bei der Eröffnung am Montag.

Geübt wird dort etwa virtuelle Tatortarbeit und Taktik sowie Kommunikation und Stressresilienz. Perspektivisch sollen weitere Inhalte zur Ersten Hilfe, Lagebeurteilung im Einsatz und zum Brandschutz hinzukommen, wie das Innenministerium ergänzte. 

Poseck: Moderne Anlage soll Polizeiausbildung attraktiver machen

Auch Spezialeinheiten und Operative Einheiten der Polizei sollen künftig dort üben können. "Klar ist aber auch, dass der neue Trainingsbaustein das klassische Training nicht ersetzen, sondern ergänzen soll", sagte Poseck.

Mit den modernen Trainingsmöglichkeiten sollen auch potenzielle Bewerberinnen und Bewerber angesprochen werden, sagt Innenminister Poseck. Im vergangenen Jahr hätten alle 645 Stellen für Polizeianwärterinnen und -anwärter mit passenden Bewerbern besetzt werden können.

VR-Brillen schon länger im Einsatz

Die HöMS bildet angehende Polizistinnen und Polizisten in dualen Studiengängen für die Arbeit auf Streife, beim SEK, der Kriminalpolizei sowie seit 2021 auch als Cyberkriminalisten aus. Am Standort in Wiesbaden gibt es bereits ein Einsatz-Trainingszentrum, in denen die Studierenden typische Szenarien analog üben können. Künftig werden die angehenden Polizeibeamten während ihrer Ausbildung auch mit der VR-Brille in der Übungshalle stehen.

Dass VR-Brillen in der Polizei-Ausbildung eingesetzt werden, ist grundsätzlich nicht neu. Die Polizei in Berlin und Nordrhein-Westfalen beispielsweise testete im Rahmen eines EU-Projekts ab 2019 VR-Technologie für Trainings von Großeinsätzen wie Amokläufe und Geiselnahmen.

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe