Rund zehn Millionen Euro im Minus Defizit des Hessentags in Pfungstadt fällt größer aus als erwartet

10,2 Millionen Euro Miese - so lautet die Bilanz des Hessentags 2023 in Pfungstadt. Damit ist das Defizit noch höher als erwartet. Die Stadt erklärt das mit gestiegenen Kosten - und weniger Besuchern.

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Hessentag in Pfungstadt – Defizit fällt größer aus als erwartet

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Die Stadt Pfungstadt hat am Dienstagabend die Endabrechnung des Hessentags 2023 bekanntgegeben. Das Defizit ist noch deutlich höher als bisher erwartet: 10,2 Millionen Euro fehlen demnach bei der Finanzierung des Landesfestes. Im September war die Stadt noch von einem Minus von 2,7 Millionen Euro ausgegangen.

Im Vergleich zur ursprünglichen Planung aus dem Jahr 2021 seien die Kosten für die zehntägige Veranstaltung deutlich gestiegen, teilte die Stadt jetzt mit. Grund seien vor allem der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die dadurch gestiegenen Energiekosten sowie die Inflation.

"Das tatsächliche Ausmaß des Defizits war für uns als Stadt so weder absehbar, noch von uns im Detail gebilligt", sagte Bürgermeister Patrick Koch (SPD). Ihn habe das ebenso unvorbereitet getroffen wie die Mitglieder der städtischen Gremien.

Die Stadt will nun genauer prüfen, an welchen Stellen und weshalb das Endergebnis "so drastisch von der Planung abweicht". Zum gegenwärtigen Zeitpunkt erschließe sich der Stadtverwaltung dies nicht. Deshalb soll der für das Controlling beauftragte Dienstleister im Dezember in einer Sondersitzung des Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsausschusses Rede und Antwort stehen.

Mehr Kosten, weniger Besucher

Fest stehe bereits, dass die fünf vom Land vorgeschriebenen Kernmodule das Hessentags - darunter fallen etwa der Festzug und Konzerte bekannter Künstler - etwa 2,4 Millionen Euro mehr gekostet hätten als geplant.

Zudem seien statt der erwarteten 600.000 Besucherinnen und Besucher nur 400.000 gekommen. Das habe zu 2,2 Millionen Euro weniger Einnahmen geführt als kalkuliert.

Bürgermeister Koch räumte aber auch ein, die Stadt habe womöglich "kritischer und achtsamer" agieren müssen. Man habe die "zahlreichen Unbekannten" bei einem Großprojekt wie diesem unterschätzt.

Absage keine Option

Im April hatte die Stadtverordnetenversammlung bereits zusätzlichen Ausgaben von 1,9 Millionen Euro zugestimmt. Noch zu Beginn des Hessentags sei man davon ausgegangen, dass diese Mehraufwendungen ausreichen.

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Den Hessentag abzusagen, wäre zu diesem Zeitpunkt keine Option gewesen, so der Bürgermeister. Nach Jahren der Planung seien bereits bindende Verträge in Millionenhöhe unterzeichnet gewesen. Koch hofft jetzt auf weitere Zuschüsse vom Land Hessen.

Staatskanzleichef Axel Wintermeyer (CDU) kündigte am Mittwoch an, das Land werde die Unterlagen der Stadt "wohlwollend prüfen". Wenn tatsächlich unabwendbare, unvorhersehbare Mehrkosten entstanden seien, werde das Land dies partnerschaftlich mit der Stadt Pfungstadt lösen. "Wir werden die Stadt als Veranstalter nicht im Regen stehen lassen und sie dabei unterstützen, das Defizit zu reduzieren."

Fritzlar streitet mit Land über mehr Geld

Mit Defiziten mussten Hessentagsstädte in den vergangenen Jahren immer rechnen, Rüsselsheim etwa musste 2017 vier Millionen Euro zusätzlich aus der Stadtkasse bezahlen. In Bad Hersfeld blieb ein Defizit von rund 2,3 Millionen Euro, das über einen städtischen Zuschuss gedeckt wurde.

Wegen der hohen Kosten der vergangenen Jahre streiten derzeit auch der Ausrichter im kommenden Jahr, die Stadt Fritzlar, und das Land Hessen über die Finanzierung. Staatskanzleichef Wintermeyer erteilte den Forderungen nach mehr Geld vom Land bislang eine Absage. Der Hessentag soll nun in abgespeckter Form ohne große Konzert-Arena stattfinden.

Der Bund der Steuerzahler hat das Landesfest in sein Schwarzbuch der Steuergeld-Verschwendung aufgenommen. Das bisherige XXL-Format des Hessentags sei nicht mehr zeitgemäß und müsse dringend verschlankt werden, heißt es im aktuellen Schwarzbuch.

Weitere Informationen

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 29.11.2023, 16.45 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Anja Engelke, Petra Demant