"Verhört und angeschrien" Bundestagsabgeordneter Brand von ägyptischen Sicherheitskräften festgehalten

Der Fuldaer Bundestagsabgeordnete Brand ist bei einer Reise nach Ägypten von den dortigen Sicherheitsbehörden nach eigenen Angaben festgehalten und verhört worden. Er vermutet dahinter sein Eintreten für Menschenrechte.

Karte mit der Strecke von Hessen nach Ägypten mit einem Foto von MdB Michael Brand (CDU) im Urlaubsoutfit
Der Fuldaer Bundestagsabgeordnete und Menschenrechtsexperte, Michael Brand (CDU), wurde bei der Ein- und Ausreise am Flughafen von Hurghada (Ägypten) von den Behörden festgesetzt. Bild © hessenschau.de, Foto: privat
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Der Fuldaer Bundestagsabgeordnete Michael Brand ist nach eigenen Angaben bei einer Familien-Urlaubsreise in den Sommerferien in Ägypten von staatlichen Sicherheitskräften "schikaniert" worden. Bei der Ein- und Ausreise sei er im August am Flughafen der Touristen-Hochburg Hurghada festgesetzt, verhört und angeschrien worden. Brand bestätigte dem Hessischen Rundfunk am Montag den Vorfall. Zuerst hatte die "Bild am Sonntag" darüber berichtet.

Brand vermutet dahinter eine Retourkutsche der Behörden, weil er sich als Sprecher für Menschenrechte der CDU/CSU-Fraktion mehrfach kritisch über Ägypten geäußert hatte. Man habe offenbar versucht, ein Exempel an ihm zu statuieren, weil er sich in dem islamisch geprägten, nordafrikanischen Land für die koptischen Christen einsetze. Brand prangerte Verstöße gegen die Menschenrechte an.

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Brand sieht sich auf "schwarzer Liste"

Brand geht davon aus, dass er womöglich auf einer Schwarzen Liste des ägyptischen Geheimdienstes stehe. Neben kritischen deutschen Politikern und Journalisten könnten auch andere Menschen auf eine solche Liste geraten, so Brand auf Facebook. "Immer mehr Regime versuchen, Personen mit demokratischer Überzeugung einzuschüchtern, in diesem Fall bei der Ein- und Ausreise", sagte Brand der "Fuldaer Zeitung".

Brand berichtete dem Blatt im Interview, dass er bei der Ankunft am Flughafen von Hurghada an der Passkontrolle in die Mangel genommen worden sei. "Ich wurde unmittelbar von meiner Familie getrennt. Meine Frau wurde zu den Koffern geschickt, unsere Töchter mussten die ganze Zeit in der prallen Sonne bei 42 Grad vor dem Flughafengebäude warten und wussten nicht, was mit ihren Eltern ist."

"Vorhaltungen und Geschrei"

Die ganze Aktion habe über zwei Stunden gedauert, schilderte Brand. In dieser Zeit hätten Sicherheitskräfte versucht, ihn einzuschüchtern. Ihm sei der Pass abgenommen worden. Persönliche Dokumente seien fotografiert worden. "Es gab laute Vorhaltungen und auch Geschrei", beschrieb Brand die aufgeladene Atmosphäre.

Der ihm offiziell genannte Grund: Die Männer hätten behauptet, Brand werde gesucht. Er dürfe nicht einreisen. Dabei habe er ein gültiges Visum besessen, sagte der Fuldaer.

Michael Brand, CDU
Michael Brand (CDU). Bild © Tobias Koch

Nach dem Vorfall habe Brand die deutsche Botschaft und das Auswärtige Amt eingeschaltet. Dennoch kam es bei der Ausreise am Urlaubsende erneut zum Eklat. "Dass ich trotz Intervention auch dann fast zwei Stunden festgehalten wurde, zeigt, dass diese Regime immer aggressiver werden."

"Zittern bis zum Schließen der Flugzeugtür"

Erst nach einem erneuten Einschreiten auf diplomatischer Ebene habe man ihn gehen lassen, sagte Brand: "Wenige Minuten vor dem Schließen der Flugzeugtür. Meine Familien sollte bewusst im Unklaren bleiben, ob ich mit nach Hause kommen würde."

Brand sagte dem hr: "Damit konnte niemand rechnen, das ist eine neue Qualität. Das sehen auch Bundesregierung und Bundespräsident so und werden das gegenüber Ägypten zur Sprache bringen."

Nun hofft Brand, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die "Schikane" der Sicherheitsbehörden in Ägypten nicht unkommentiert lässt. Steinmeier reist am Mittwoch zu einem Treffen beim Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi.

Brand rechnet mit politischem Nachspiel

"Ich setze darauf, dass der Bundespräsident sehr klarmacht, dass ein Land, das Milliarden an Unterstützung aus Deutschland erhalten hat und immer noch bekommt, so nicht mit Vertretern Deutschlands umgehen darf." Brand geht davon aus, dass die Vorfälle am Flughafen von Hurghada ein "politisches Nachspiel" haben werden.

Aus dem Auswärtigen Amt hieß es unterdessen, das von Brand geschilderte Verhalten der ägyptischen Behörden sei "nicht akzeptabel". Man stehe über die Angelegenheit mit ägyptischen Stellen auf verschiedenen Ebenen im Austausch.

Jedes Jahr reisen mehr als eine Million deutsche Urlauber nach Ägypten. Für Brand war es dagegen die letzte Ferienreise in das Land am Roten Meer, sagte er der "Fuldaer Zeitung".

Redaktion: Jörn Perske

Quelle: hessenschau.de