Holocaust-Erinnerung Kultusminister Schwarz: "Bildung ist Hebel im Kampf gegen Antisemitismus"
Anlässlich der Holocaust-Gedenktages betont Kultusminister Schwarz die Bedeutung von Schulen im Kampf gegen Antisemitismus. Eine Umfrage hatte jüngst gezeigt, dass es in Deutschland durchaus Nachholbedarf zum Thema gibt.
Am 27. Januar jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 80. Mal. Der Tag ist der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Zu diesem Anlass hat Kultusminister Armin Schwarz (CDU) die Schulen in Hessen in die Pflicht genommen, Antisemitismus bereits im Klassenzimmer zu bekämpfen und sich für die Freundschaft zu Israel stark zu machen.
"Bildung ist der entscheidende Hebel im Kampf gegen Antisemitismus, Diskriminierung und Intoleranz", sagte Schwarz laut einer Mitteilung vom Samstag. Die Verantwortung für den Holocaust sei Teil der deutschen Identität – seine Aufarbeitung bleibe zentral für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Viele kennen Holocaust nicht
Dass es dabei Nachholbedarf gibt, zeigt eine aktuelle Umfrage der Jewish Claims Conference: In Deutschland gab mit zwölf Prozent knapp jede oder jeder Zehnte der Befragten an, nichts mit dem Begriff "Holocaust" anfangen zu können.
In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen gaben bei der Befragung in Deutschland etwa 40 Prozent an, nicht gewusst zu haben, dass etwa sechs Millionen Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden. 15 Prozent glaubten, es seien weniger als zwei Millionen gewesen. Zwei Prozent aller in der Bundesrepublik befragten Bürgerinnen und Bürger waren der Auffassung, der Holocaust habe überhaupt nicht stattgefunden. Die Leugnung oder Verharmlosung des Holocaust ist in Deutschland strafbar.
Schulen für Wertevermittlung
Schulen seien Orte, an denen nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Werte gelebt würden, sagte der Kultusminister. Das Ziel sei, jungen Menschen die Bedeutung der deutsch-israelischen Freundschaft nahe zu bringen. Partnerschaften mit israelischen Schulen sowie Besuche von Gedenkstätten seien daher unverzichtbarer Bestandteil der Bildungslandschaft in Hessen, so Schwarz.
Dafür gebe es etwa das viele Jahre bestehende Projekt "Antisemi-was?" mit der Bildungsstätte Anne Frank, das Fortbildungen für Lehrkräfte, Workshops für Schülerinnen und Schüler sowie Beratungsgespräche anbietet. Auch eine Beratungs-Hotline für Lehrerinnen und Lehrer, die antisemitische Vorfälle erleben, gebe es.
Auch Exkursionen gehörten dazu: In Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel fänden jährliche Fortbildungsreisen für hessische Lehrkräfte nach Jerusalem statt. Ende Oktober besuchten zuletzt 20 hessische Lehrkräfte die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau in Polen.
"Unsere Verantwortung endet nicht an den Klassenzimmern", sagte Schwarz. Es sei Aufgabe, Schülerinnen und Schülern das Wissen, die Haltung und die Stärke zu geben, sich für eine Welt einzusetzen, die von Toleranz und Respekt geprägt ist.
Der Minister will am Montag in Bad Arolsen (Waldeck-Frankenberg) an einer Gedenkstunde anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus teilnehmen – Landtagspräsidentin Astrid Wallmann und Ministerpräsident Boris Rhein (beide CDU) sollen auch mit dabei sein.