Israel-Rückkehrer in Frankfurt gelandet "Wir wussten nicht, wann Hilfe kommt"

Am Frankfurter Flughafen sind die ersten Sonderflüge aus Israel mit deutschen Staatsangehörigen angekommen. Viele berichteten von Problemen bei der Rückholaktion.

Ein Pärchen fällt sich auf dem Frankfurter Flughafen in die Arme
Israel-Rückkehrer Arthur wird von seiner Freundin Ariane am Flughafen in die Arme genommen. Bild © picture-alliance/dpa
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Israel-Rückkehrer in Frankfurt gelandet

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Die Lufthansa hat damit begonnen, deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger aus dem von der islamistischen Hamas angegriffenen Israel nach Deutschland zu bringen. Die beiden ersten Sonderflüge aus Tel Aviv landeten am Donnerstag in Frankfurt. Die erste Maschine setzte am späten Nachmittag auf, die zweite kurz vor 20 Uhr.

Rund 1.000 Menschen an zwei Tagen

Zwei weitere Maschinen waren außerdem nach München unterwegs. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes waren insgesamt mehr als 660 Menschen auf dem Weg nach Deutschland. Weitere Flüge würden am Freitag folgen.

Insgesamt hatte die Lufthansa zugesagt, an beiden Tagen je vier Flüge aus Tel Aviv anzubieten. Es wurde damit gerechnet, dass die Flüge eine Kapazität von insgesamt etwa 1.000 Menschen pro Tag haben.

Am Flughafen in Frankfurt warteten bereits zahlreiche Angehörige auf die Rückkehrer. Denen waren die Strapazen der vergangenen Tage deutlich anzumerken. Nicht allein die belastende Kriegssituation hat sie mitgenommen. Manche berichteten, dass es sehr schwierig gewesen sei, auf einen der Flüge zu kommen.

"Wussten nicht, wann Hilfe kommt"

"Wir wussten nicht, wann Hilfe kommt", berichtete etwa Nina Schäfer. Sie habe viereinhalb Stunden gebraucht, um zur Hotline durchzudringen. Nur dank einer guten Internetverbindung habe sie es überhaupt geschafft. "Jetzt bin ich erleichtert", sagte die sichtlich erschöpfte junge Frau. "Es kommen gerade so viele Gefühle."

Rückkehrer Michael Sattler berichtete ebenfalls von Problemen mit der Hotline. "Wir waren beide über eine Stunde in der Warteschleife und sind dann rausgeworfen worden", erzählte er dem hr. "Dann war die Nummer dauerbesetzt."

Auch Abholer Oliver Fritz aus Hanau war heilfroh, seine Cousine und deren Mann wieder in die Arme schließen zu können. "Sie haben immer Angst gehabt. Sie hörten immer die ganzen Raketeneinschläge."

Dass die Ausreise erst Tage nach dem Angriff erfolgen konnte, ist für ihn nicht nachvollziehbar. "Ich habe das Auswärtige Amt angerufen und die gefragt, ob das ihr Ernst ist, dass sie ihren Staatsbürgern keine Evakuierungsflüge bereitstellen."

Lufthansa-Hotline aus Deutschland erreicht

Mehrere Betroffene äußerten in den sozialen Netzwerken Kritik an der Rückholaktion. Die Hotline der Lufthansa sei überlastet, auch nach vielen Stunden in der Warteschleife nicht erreichbar. Die Airline teilte dazu über das soziale Netzwerk X (ehemals Twitter) mit, die Callcenter würden die vielen Anrufe "mit Hochdruck" abarbeiten. Man habe die Kapazitäten bereits erhöht.

Für die Teilnahme an den Sonderflügen wird eine Gebühr in Höhe von 300 Euro pro Person fällig, die bei der Buchung des Fluges direkt durch die Lufthansa eingezogen wird. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa stellt die Lufthansa pro Person 550 Euro in Rechnung, 250 Euro übernimmt der Staat.

Die deutsche Botschaft in Tel Aviv forderte Deutsche, die ausreisen wollten, dazu auf, auch Flüge mit Zwischenstopps etwa in Zypern oder der Türkei zu buchen. Zudem wies die Botschaft darauf hin, dass die israelische Fluglinie El Al ihr Angebot immer wieder ausbaue. Am Dienstag kam bereits eine El-Al-Maschine am Flughafen Frankfurt an.

Insgesamt über 4.000 Ausreisewillige

Insgesamt wollten nach Angaben des Auswärtigen Amts mehr als 4.000 deutsche Staatsbürger Israel verlassen, darunter viele Schulklassen und Jugendgruppen. Von der Behörde hieß es: "Wir arbeiten weiter an Ausreisemöglichkeiten - per Flugzeug, per Bus, per Schiff." So sollten etwa Busse auf dem Landweg Menschen nach Jordanien bringen.

Auf der Plattform X teilte das Auswärtige Amt mit, für Donnerstagnachmittag sei zudem eine Fähre nach Zypern organisiert worden. Deutsche Staatsangehörige seien darüber über das sogenannte Elefand-System - die Krisenvorsorgeliste des Ministeriums - informiert worden.

Lufthansa setzt Linienflüge bis 22. Oktober aus

Die Lufthansa will ihre regulären Flüge von und nach Tel Aviv bis einschließlich 22. Oktober einstellen. "Wir bedauern, diese Entscheidung so treffen zu müssen", hieß es in einem Statement. Sicherheit habe aber oberste Priorität. Wegen möglicher weiterer Sonderflüge stehe man im Austausch mit dem Auswärtigen Amt.

Der Ferienflieger Condor hat angekündigt, am Sonntag in Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt zwei Maschinen mit Ausreisewilligen nach Akaba in Jordanien zu fliegen.

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Laut Berichten mehr als 1.200 Tote in Israel und dem Gazastreifen

Die militant-islamistische palästinensische Organisation Hamas hatte am frühen Samstag mit einem überraschenden Großangriff auf Israel die schwerste Eskalation im Nahost-Konflikt seit Jahren ausgelöst. Die israelische Regierung rief daraufhin den Kriegszustand aus.

Mehr als 1.200 Menschen wurden in Israel getötet, tausende nach Angaben des israelischen Gesundheitsministeriums verletzt. Mindestens 150 Menschen wurden aus Israel in den Gazastreifen verschleppt.

Bei massiven israelischen Gegenschlägen wurden im Gazastreifen nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums ebenfalls mehr als 1.200 Menschen getötet und rund 5.200 verletzt (zum Liveblog auf tagesschau.de).

Weitere Informationen

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 12.10.2023, 19.30 Uhr

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Quelle: Roman Warschauer (hr), Nina Amin (ARD-Hauptstadtstudio), hessenschau.de, Reuters, dpa/lhe