Kritik an Parteichef Lindner Das Grummeln an der liberalen Basis

Es rumort an der liberalen Basis in Hessen: Nach dem D-Day-Debakel gilt FDP-Chef Lindner in Kronberg als "ramponiert", der Neu-Isenburger FDP-Chef fordert den Rücktritt des Parteivorsitzenden.

Nahaufnahme: Zwei Fähnchen mit der Aufschrift "Freie Demokraten FDP" stehen in einem Glas auf einem Tisch. Im Hintergrund unscharf stehende Menschen.
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An der Basis der FDP regt sich Widerstand gegen Parteichef Christian Lindner: Ist er noch der richtige Spitzenkandidat für die kommende Bundestagswahl? Für die FDP in Kronberg lautet die Antwort klar "Nein". Am Montag teilte der Kreisverband mit, dass sie "keinen Kandidaten, der schon ramponiert in den Wahlkampf geht", unterstützen möchten – ein klarer Seitenhieb auf Lindner.

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Besonders stößt dem Kreisverband auf, dass sich Lindner "quasi im Automatismus" erneut als Spitzenkandidat ins Spiel gebracht habe. Die Kronberger FDP sprach sich für die EU-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann aus. Sie sei eine "charismatische Kandidatin" und das richtige Zugpferd für die vorgezogene Neuwahl im Februar.

Lindner selbst hatte noch am Sonntag verkündet: Er will nicht abtreten.

Neu-Isenburger FDP-Chef fordert Rücktritt Lindners

Ähnliche Töne sind in Neu-Isenburg zu hören. Über das Ampel-Aus müsste sich der dortige FDP-Chef Ulf Kasimir eigentlich freuen. Hatte er doch im Oktober selbst einen Mitgliederentscheid iniitiert, der die Ampel zu Fall bringen sollte.

Doch inzwischen attestiert er seinem Parteichef "eine schwindende Glaubwürdigkeit". Dass Lindner beim Interview in der ARD-Talkshow mit Caren Miosga noch versuchte, sich aus dem Schlamassel zu retten, habe nicht funktioniert, sagt Kasimir, Lindner sei während der Sendung "nicht in seinem Element" gewesen. Er habe einfach nicht überzeugt.

Dass die Partei in einem Papier den Ausstieg aus der Ampel als "D-Day" skizzierte, das findet Kasimir nicht schlimm, doch so ein Arbeitspapier sei eben nicht zur Veröffentlichung gedacht. Zunächst hatten Recherchen der Zeit und der Süddeutschen Zeitung daraus zitiert, danach wurde das Papier von Partei selbst ins Netz gestellt.

Über Lindner: "Kann uns als Partei eher schaden"

Kasimir verstehe auch nicht, warum "Köpfe rollen" mussten: Der Generalsekretär Bijan Djir-Sarai warf nach Veröffentlichung des "D-Day"-Papiers hin, auch der FDP-Bundesgeschäftsführer Carsten Reymann.

Kasimir fordert im Gespräch mit hr INFO: Lindner soll Platz machen für Neues. "Den Lindner, den ich da gesehen habe, der kann uns als Partei eher schaden als Freude bereiten", sagt er. Zwischen Basis und Berliner Parteispitze sieht er eine wachsende Kluft. Wen er sich an der Spitze wünscht, ließ Kasimir offen.

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de