Landratswahl Diese fünf wollen im Vogelsbergkreis an die Spitze

Bei der Landratswahl im Vogelsbergkreis konkurrieren am 8. Oktober eine Frau und vier Männer um die Nachfolge von Manfred Görig. Der Amtsinhaber von der SPD verzichtet auf eine Wiederwahl.

Hessenkarte - mit Einfärbung und Benennung des Vogelsbergkreises - und Portraits der Kandidierenden
Die Landratskandidaten: Jens Mischak (CDU), Udo Ornik (Grüne), Jürgen Laurinat (FDP), Sabine Leidig (Die Linke) und Bernhard Becker (unabhängig). Bild © privat, hessenschau.de
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Landratswahl im Vogelsberg steht an

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Im Vogelsbergkreis wird parallel zur Landtagswahl am 8. Oktober auch ein neuer Landrat oder eine neue Landrätin gewählt. Der 63 Jahre alte Amtsinhaber Manfred Görig tritt aus Altersgründen nach zwei Amtszeiten nicht erneut an. Eine Kandidatin und vier Kandidaten konkurrieren um die Nachfolge des SPD-Politikers.

Von den rund 107.000 Einwohnern in dem ländlich geprägten Kreis im Herzen von Hessen sind rund 87.000 Menschen wahlberechtigt. Angesichts der Kandidaten-Auswahl dürfte es bei dieser Landratswahl spannender werden als bei der vorigen Wahl. Im September 2017 setzte sich Görig mit 78,6 Prozent deutlich gegen den einzigen und parteilosen Gegenkandidaten Friedel Kappes durch.

Die SPD als zweitstärkste Kraft im Kreis hatte sich bereits im Vorjahr entschieden, keinen eigenen Kandidaten für die Nachfolge von Amtsinhaber Görig aufzustellen. Der Grund: Die Sozialdemokraten arbeiten im Kreistag mit der CDU als stärksten Fraktion in einer Koalition zusammen. Und man wolle aus diesen Reihen nur einen Kandidaten unterstützen und kein Reibungspotenzial erzeugen, wie der SPD-Kreisvorsitzende Patrick Krug erklärte. Diese Vorgehensweise habe im Vogelsberg schon Tradition, sagte Krug und verwies darauf, dass die Freien Wähler als drittstärkste Kraft auch keinen eigenen Kandidaten aufstellten.

Die Kandidierenden im Überblick:

Jens Mischak (CDU)

Portrait Jens Mischak
Jens Mischak (CDU) Bild © osthessen-news.de

Der Erste Kreisbeigeordnete hat womöglich die besten Chancen, die Nachfolge von Amtsinhaber Görig anzutreten. Der 44-Jährige ist seit sieben Jahren Vize-Landrat. Somit habe er schon Erfahrung gewonnen und Verantwortung übernommen, warb Mischak. Laut Landrat Görig ist Mischak der richtige Mann für seine Nachfolge.

Mischaks drei Top-Themen sind Wirtschaft, Schule und Gesundheit, wie er auf Anfrage auflistete. "Ausreichend Fach- und Arbeitskräfte für unsere Betriebe und Unternehmen zu finden, ist für mich die zentrale Herausforderung." Er will die duale Ausbildung stärken, die beiden Berufsschulen erhalten und mehr in die schulische Infrastruktur sowie die Digitalisierung investieren.

Enorme Herausforderungen sieht Mischak im Gesundheitswesen und bei der Versorgung mit Pflegekräften. "Wir brauchen Haus- und Fachärzte, Pflegekräfte sowie Menschen in allen Gesundheitsberufen, nicht zuletzt in den Apotheken." Um mehr Landärzte zu bekommen, vergebe der Kreis bereits seit 2016 Medizin-Stipendien.

Mischak arbeitete viele Jahre als Jurist. Nach seinem Jura-Studium mit Promotion in Marburg und einem Engagement bei einer Großkanzlei in Frankfurt arbeitete er als Richter in Osthessen, zuletzt am Landgericht Fulda. Im Juli 2016 wurde er zum Ersten Kreisbeigeordneten im Vogelsberg gewählt und 2022 wiedergewählt. Mehr Informationen zu seiner Person gibt es auf seiner Webseite.

Udo Ornik (Grüne)

Portrait Udo Ornik
Udo Ornik (Grüne) Bild © privat

Für die Grünen kandidiert Udo Ornik. Der 63-Jährige aus Mücke engagiert sich für die Partei seit fast 40 Jahren in Kommunalparlamenten, wie er angab. Aktuell ist er Vorsitzender der Grünen-Kreistagsfraktion im Vogelsberg. Der promovierte Physiker und IT-Manager will dafür sorgen, dass der Landkreis seine Potenziale künftig voll ausschöpft.

Als Priorität bezeichnet Ornik dabei die Stärkung des Handwerks und der regionalen Wirtschaft durch den Ausbau Erneuerbarer Energien und der Digitalisierung. "Das Handwerk muss durch Aufträge im Bereich Wärmewende und Wohnungsbau gefördert werden."

Ornik möchte dazu beitragen, dass die flächendeckende Infrastruktur in Nahverkehr, Gesundheitsversorgung und Bildung ausgebaut wird. "Mein Ziel ist es, die Krankenhaus-Infrastruktur zu stärken und eine gut vernetzte Versorgung zu gewährleisten."

Wichtig ist Ornik, dass (Boden-)Ressourcen geschont werden. So soll der Flächenverbrauch reduziert werden, das Grundwasser und die Artenvielfalt geschützt werden. Mehr Informationen zu seiner Person gibt es auf seiner Webseite.

Weitere Informationen

Die Parteien im Kreistag

Im Kreistag des Vogelsbergkreises ist die politischen Vielfalt groß. Die CDU ist mit 20 Sitzen stärkste Kraft. Dahinter folgen die SPD (15), vertreten sind auch die Freien Wähler (8), die Grünen (6), die AfD (5), die FDP (4), die Linke (2) und die Klimaliste Vogelsberg (1).

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Jürgen Laurinat (FDP)

Portrait Jürgen Laurinat
Jürgen Laurinat (FDP) Bild © satzundsiegkommunikation

Seine politische Laufbahn hat der 46-Jährige aus Schlitz spät begonnen. 2018 versuchte Jürgen Laurinat als parteiloser Bewerber Bürgermeister in Schlitz zu werden. Seit 2020 ist er FDP-Mitglied, seit 2021 Stadtverordneter in Schlitz und seit rund einem Jahr Kreistagsabgeordneter. Sein Geld verdient der Unternehmer unter anderem mit einem Solarpark, der Vermietung von Fahrzeugen und einem Lotto-Geschäft.

Sein Credo: "Liberal denken - lokal handeln". Laurinat findet, dass sich der Vogelsberg in vielerlei Hinsicht unter Wert verkauft. Er will das ändern und die Chancen deutlich machen, die der ländliche Raum den Menschen bietet. Die Digitalisierung sieht er als eine davon: "Wer zuhause arbeitet statt zu pendeln, kann die eingesparte Zeit für soziales und kulturelles Engagement einsetzen und damit das Alltagsleben stärken."

Mit Blick auf Wirtschaft und Arbeit will Laurinat mehr Qualitätshandwerk und Fachkräfte für Industrie, Gewerbe, Gastronomie sowie Pflege anwerben und ausbilden. Die Verwaltung soll bürgerfreundlicher werden. Steuergelder und Fördermittel sollen sorgsamer eingesetzt werden, wie Laurinat forderte.

Die medizinische Versorgung im ländlichen Raum will der FDP-Mann stärken und mehr Anreize für Landärztinnen und -ärzte gegeben. Das Kreiskrankenhaus Alsfeld soll zukunftssicher gemacht und medizinisches Fachpersonal gehalten werden, wie Laurinat sagte. Zudem würde er als Landrat dafür sorgen wollen, dass keine neue Flüchtlingsunterkunft ohne vorherige Bürgerversammlungen eingerichtet wird. Mehr Informationen zu seiner Person gibt es auf seiner Webseite.

Sabine Leidig (Linke)

Portrait Sabine Leidig
Sabine Leidig (Linke) Bild © privat

Sie ist die einzige Frau im Bewerberfeld: Sabine Leidig ist aktuell Vorsitzende der Linken-Fraktion im Kasseler Stadtparlament. Nun möchte die 62-Jährige eine "linke, weibliche Wahlalternative" im Vogelsberg bieten. "Ich will mehr soziale Fantasie ins Spiel bringen." Sie würde sich als Landrätin gegen "Armut, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung" engagieren. Sie wolle Wohlstand für alle ohne Ausbeutung von Mensch und Natur.

Konkret möchte Leidig den öffentlichen Nahverkehr weiterentwickeln und bessere Fuß- und Fahrradwege bauen lassen. Sie will eine kommunale Wohnungsgesellschaft gründen, die "nicht auf Profit und Neubau aus ist". Vorhandene Häuser sollten umgebaut werden, um preiswerte, altengerechte Wohnungen zu schaffen.

Auch nachhaltiges Wirtschaften in der Region ist ihr ein Anliegen. "Ich will mehr Sonnenenergie gewinnen und die regionale Lebensmittelproduktion unterstützen." Ihre Ziele lauten: "Abfall reduzieren, Wertstoffe gewinnen und nachbarschaftliche Leihsysteme anstoßen". Vor allem möchtige Leidig "die Wasserversorgung auf sichere Beine stellen und zerstörerische Betonprojekte ausbremsen".

Leidig ist Biologie-Laborantin. Sie arbeitete 13 Jahre im Deutschen Krebsforschungszentrum und engagierte sich zunehmend gewerkschaftlich und politisch. Sie war Geschäftsführerin des globalisierungskritischen Netzwerks Attac im Bundesbüro in Frankfurt. Bei der Bundestagswahl 2009 war sie Spitzenkandidatin der hessischen Linken und dann zwölf Jahre lang Bundestagsabgeordnete. Dort war sie unter anderem verkehrspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion. Mehr Informationen gibt es hier auf ihrer Webseite.

Bernhard Becker (unabhängig)

Portrait Bernhard Becker
Bernhard Becker (parteilos) Bild © osthessen-news.de

Der älteste Bewerber ist der 74-jährige Bernhard Becker aus Romrod. Er ist der einzige Kandidat, der nicht von einer Partei unterstützt wird. Für die Zulassung zur Landratswahl musste er doppelt so viele Unterstützer-Unterschriften sammeln wie der Kreistag Sitze hat (122).

Der Maschinenbau-Ingenieur hat mehr als 30 Jahre lang als Berufsschullehrer für Heizungsbau, Gebäudetechnik und Karosseriebau gearbeitet. Großes Thema ist für ihn die dezentrale Energie-Erzeugung. So will er die Eigenstromerzeugung fördern, von neuen Gaskraftwerken hingegen hält er wenig. Auf allen Gebäuden des Landkreises wie Schulen und Sporthallen sollen Solarzellen errichtet werden. Becker würde zudem Rechenzentren im Vogelsberg ansiedeln und ihre Abwärme nutzen.

Außerdem schwebt Becker ein ganzheitliches Verkehrskonzept wie in der Schweiz vor - mit einer elektrifizierten S-Bahn-Strecke bis nach Frankfurt. Die Preise für Bahntickets sollten im ländlichen Raum halbiert werden.

Der Flächenverbrauch sollte reduziert werden und zum Beispiel keine neuen Lagerhallen errichtet werden, die nur noch mehr Straßenverkehr in "von Roboter-Arbeit geprägten Industriegebieten" brächten, so Becker. Mehr Informationen zu seiner Person gibt es auf seiner Webseite.

Weitere Informationen

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 30.09.2023, 19.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de