Landtag stimmt für Aufnahme ins Jagdrecht Um Hessens Wölfe sollen sich bald die Jäger und Förster kümmern

Weniger Schutz, mehr Schüsse: Im Umgang mit Wölfen will Hessen nun andere Saiten aufziehen. Der Landtag hat die Tiere zum Fall für das Jagdrecht gemacht. Bis sie leichter erlegt werden dürfen, dauert es wohl noch.

Portrait eines Wolfes
Der Wolf - demnächst ein Fall fürs hessische Jagdrecht Bild © HR/NDR
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Es ist eine langjährige Forderung von Weidetierhaltern, aber auch von Oppositionsparteien wie FDP und AfD. Und es war ein Slogan, den die CDU im Landtagswahlkampf vor einem Jahr landauf, landab plakatierte. "Wolf bejagen statt bereuen", lautete er.

Was später als Ziel auch im Koalitionsvertrag der neuen schwarz-roten Regierung landete, ist nun einen Schritt näher gerückt. Der Landtag hat am Donnerstag in Wiesbaden beschlossen, den Wolf mit seinem bislang noch eher kleinen, aber wachsenden Bestand formell ins hessische Jagdrecht aufzunehmen.

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Für eine entsprechende Gesetzesnovelle stimmten neben den Regierungsfraktionen von CDU und SPD von der Opposition auch AfD und FDP. Die Grünen enthielten sich.

Politikwechsel

Wölfe dürfen nun zwar noch immer nicht wie Hasen oder Rehe in den hessischen Wäldern gejagt werden. Aber ihre Bejagung kann erleichert werden – wenn das auch noch auf EU-Ebene beschlossen wird. Zum einen ist dieser Schritt absehbar – und Hessen hat dafür nun das passende Jagdrecht. Zum anderen leitet der Landtagsbeschluss einen schon jetzt wirksamen Politikwechsel ein.

Die Naturschutzverwaltung des Landes verliert die Zuständigkeit für den Umgang mit Wölfen. Ob es um die Abschüsse von als gefährlich geltenden Exemplaren, um die Beobachtung der wenigen Rudel oder um Herdenschutz ging: Bislang war für alles Wichtige das Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie zuständig. Das übernimmt mitsamt des hessischen Wolfzentrums demnächst der Landesbetrieb Hessen Forst.

Eine weitere Absicht der Gesetzesnovelle: Wenn Tiere gerissen werden, sollen Halter besser entschädigt werden.

Minister in Feierlaune

Hessen sei nun vorbereitet, künftige Möglichkeiten zum Abschuss zu nutzen, sagte Hessens Jagdminister Ingmar Jung. "Heute ist ein guter Tag, lassen Sie uns feiern", kommentierte er dies. Ziel sei ein "regional angepasstes Bestandsmanagement".

Dazu müssen laut Jung nun aber rasch die nötigen weiteren Schritte auf europäischer und auf Bundesebene folgen. Denn europarechtlich ist der Wolf bislang noch streng geschützt. In Deutschland können nur sogenannte Problemwölfe geschossen werden. Die Hürden dafür sind auch nach der Novelle des hessischen Jagdrechtes noch hoch.

Berlin und Brüssel entscheiden

Allerdings wird in Brüssel bereits daran gearbeitet, dass Wölfe leichter abgeschossen werden können. Vorgesehen ist, den Schutzstatus von streng geschützt auf geschützt zu senken.

Kritisiert von Naturschutzverbänden hatte die EU-Kommission dazu einen Vorschlag gemacht. Die Ampel-Bundesregierung stimmte zu und sorgte damit für eine Mehrheit unter den 27 EU-Staaten. Kommende Woche befassen sich die Umweltminister mit der Sache.

Jagdminister Jung begrüßte, dass sich die Ampel-Koalition in Berlin nicht zuletzt auf Druck aus Hessen bewegt habe. Zu seiner Freude trug am Donnerstag auch bei, dass sich im Landtag keine einzige Fraktion gegen die Gesetzesnovelle stellte.

Grüne befürchten "Zuständigkeitschaos"

Am skeptischsten äußerten sich die Grünen. Sie leiteten zehn Jahre lang in der Anfang 2024 von der CDU aufgekündigten schwarz-grünen Koalition das zuständige Umweltministerium. Und sie etablierten das Wolfsmanagement in Hessen, das dem Wolf 150 Jahre nach seiner damaligen Ausrottung wieder Lebensraum bieten soll.

Die Weidetierhaltung sei ein hohes Gut, das durch die Rückkehr des Wolfs nicht gefährdet werden dürfe, gestand ihr Angeordneter Hans-Jürgen Müller ein. Deshalb sei die Aufnahme ins Jagdrecht sinnvoll.

Er kritisierte aber erschwerte Bedingungen im Wolfsmanagement, die sogar zu Verzögerungen beim Abschuss von Problemwölfen führen könnten. Es könne zum "Zuständigkeitschaos" kommen, wenn die Naturschutzverwaltung nicht mehr federführend ist.

Der Grünen-Politiker warf der Landesregierung auch Versäumnisse vor. "Viel zu viele Übergriffe von Wölfen in Hessen geschehen immer noch, ohne dass ein ausreichender Herdenschutz vorhanden war." Es dauere zudem zu lange, bis Weidetierhalter Finanzhilfen etwa zum Bau von Zäunen erhielten.

Genugtuung bei der FDP

Mit großer Genugtuung quittierte dagegen FDP-Co-Fraktionchefin Wiebke Knell die vollzogene Kursänderung in der hessischen Wolfspolitik. Weil sie genau das jahrelang gefordert habe, sei sie nicht nur verlacht worden. "Ich wurde bedroht", sagte Knell, die auch jagdpolitische Sprecherin der FDP ist. Ziel müsse am Ende aber eine ganz reguläre Bejagung sein, wie sie auch bei vielen anderen Wildarten praktiziert werde.

Von einer pragmatischen und ausgewogenen Lösung sprach Maximilian Ziegler, jagdpolitischer Sprecher der mitregierenden SPD. "Unser Ziel ist es, die Rückkehr des Wolfes so zu steuern, dass sie für alle Beteiligten tragbar bleibt – für die Tiere, die Menschen und die Natur", sagte er.

Nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz gab es im Jahr 2023 mehr als 1.300 Wölfe in Deutschland – mit steigender Tendenz. In Hessen wurden im vergangenen Jahr 26 Wölfe nachgewiesen. Die meisten Wölfe in Deutschland halten sich in Nord- und Ostdeutschland auf.

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Redaktion: Wolfgang Türk

Sendung: hr-iNFO,

Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe