Bürgerentscheid in Bad Sooden-Allendorf Zukunft des Soundgarten-Open-Air gerettet
Das Soundgarten Open Air soll langfristig in Bad Sooden-Allendorf bleiben. Das hat eine große Mehrheit der Wahlberechtigten in der nordhessischen Stadt entschieden. Vorangegangen war dem Bürgerentscheid ein Streit im Magistrat.
Es ging um 30 Quadratmeter Bootshaus-Fläche und einen langfristigen Nutzungsvertrag: Die Bürgerinnen und Bürger in Bad Sooden-Allendorf haben sich mit großer Mehrheit für den Verbleib des Soundgarten Open Airs in der Stadt im Werra-Meißner-Kreis ausgesprochen. 3.290 Menschen und damit knapp 80 Prozent der Wahlberechtigten haben beim Bürgerentscheid am Sonntag mit "Ja" abgestimmt.
Mit ihrer Ja-Stimme haben sie sich dafür ausgesprochen, dass der ablehnende Beschluss der Stadtverordnetenversammlung aufgehoben wird. Mit der positiven Entscheidung wird der Magistrat beauftragt, der Firma Hessensound einen langfristigen Nutzungsvertrag über fünf Jahre anzubieten. Außerdem haben die Bad Sooden-Allendorfer entschieden, dass Teile des Bootshauses zu Gunsten einer größeren Bühne für den Soundgarten zurückgebaut und die verbleibende Fläche langfristig als Festival-Zentrale und Lagerfläche genutzt werden darf.
Martina Adler von Hessensound zeigte sich am Abend überwältigt von der großen Unterstützung aus dem Ort. So eine klare Mehrheit sei sensationell, sagte sie. Ohne den Rückhalt im Ort wäre der Verbleib des Soundgarten Open-Airs unmöglich gewesen. "Wir wollten nur hier bleiben, wenn Bad Sooden-Allendorf hinter uns steht". Und das haben die Wahlberechtigten jetzt gezeigt.
Bürgerbegehren nicht akzeptiert
Somit ist der Streit um den Soundgarten in der letzten Runde von den Bürgerinnen und Bürgern entschieden worden. Stein des Anstoßes war ein Wunsch des Veranstalters Hessensound. Dieser wollte ab Januar 2023 ein Bootshaus an der Werra langfristig nutzen und einen Teilbereich zurückbauen, um künftig eine größere Bühne aufstellen zu können. So wollte man weiterhin bekannte Künstler nach Nordhessen locken.
Doch die Nutzung des Bootshauses durch den Soundgarten war umstritten. Ende 2022 hatte die Stadtverordnetenversammlung mit den Stimmen von SPD, Grünen und Freien Wählern dagegen gestimmt. Die CDU-Fraktion mit Bürgermeister Frank Hix hatte sich für die erweiterte und langfristigere Nutzung des Bootshauses ausgesprochen.
Erst im März dieses Jahres hatte eine Bürgerinitiative mehr als 1.400 Unterschriften gesammelt, damit das Bootshaus Dreh- und Angelpunkt des Festivals bleibt. Dabei waren nur 600 Unterschriften für ein erfolgreiches Bürgerbegehren nötig. Die Stadtverordneten hatten den Wunsch der Unterstützer jedoch abgelehnt und somit den Bürgerentscheid am 8. Oktober 2023 erzwungen.
Bei einem Bürgerdialog im September hatte Bürgermeister Hix erst kürzlich betont, wie glücklich sich Bad Sooden-Allendorf schätzen könne, dass Hessensound auf eigenes Risiko ohne städtische Beteiligung so eine wirtschaftliche Kraft schaffe. Das Festival sei für die kulturelle Vielfalt und den Tourismus wichtig.
Ein politischer Streit mit vielen Beteiligten
Wie verfahren der Streit war, hatte das Interesse an der Informationsveranstaltung gezeigt: 150 Menschen waren der Einladung der Bürgerinitiative zum Bürgerdialog gefolgt. Das Thema wurde heiß diskutiert. Auf dem Podium saßen sich alle Beteiligten gegenüber.
Viel stille Post, kein Runder Tisch, so lautete damals der Vorwurf von SPD, Freien Wählern und den Grünen. Die Koalition stellte sich auf die Seite der ortsansässigen Rhenanus-Schule, die das Bootshaus gerne langfristig entwicklungspädagogisch nutzen und Wassersport in ihr Portfolio als Partnerschule des Leistungssports aufnehmen möchte.
Die Schule hat allerdings rechtlich keine Befugnisse, ein Bootshaus anzumieten, das kann nur der Kreis als Schulträger. Dieser äußerte sich auf Anfrage des hr nicht dazu, das Bootshaus anmieten zu wollen.
Der örtliche Werratalverein hatte dem hr schriftlich bestätigt, kein Interesse am Bootshaus zu haben, da er ein anderes Bootshaus nutzt. Und auch der Geo-Naturpark Frau-Holle-Land wolle das Bootshaus für seinen Kanu-Tourismus nicht verwenden.
Kein zweites Open Flair
Martina Adler von Hessensound hatte bereits vor dem Bürgerentscheid betont, der bestehende Vertrag mit der Stadt könne jederzeit von ihrer Seite aufgelöst werden, sollte das Festival wirtschaftlich nicht mehr rentabel sein. Dies sei ohne größere Bühne und ohne langfristigen Vertrag mit Planungssicherheit der Fall.
Der Stadt Bad Sooden-Allendorf und der Rhenanus-Schule fühle man sich verbunden, so Adler. Man wolle weder ein zweites Open Flair aufziehen, noch in Konkurrenz zur Schule treten, sondern vielmehr die bereits bestehende Kooperation in Form von Schülerpraktika ausweiten. Dazu sei es denkbar, den Musik-Schwerpunkt der Schule mehr zu unterstützen. Das ist mit der Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger jetzt möglich.
Sendung: hr4, 09.10.2023, 07:30 Uhr
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