Reaktion auf Lehrkräftemangel Lehrerinnen und Lehrer bekommen an Grundschulen künftig mehr Geld

Hessen hebt die Eingangsbesoldung an Grundschulen schrittweise von A12 auf A13 an. Damit will das Land mehr junge Leute für den Beruf gewinnen.

Unterricht an einer Grundschule
Unterricht an einer Grundschule Bild © picture-alliance/dpa
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Vor dem Hintergrund des Lehrkräftemangels zahlt Hessen verbeamteten Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen schrittweise künftig mehr Geld. "Die höhere Besoldung für Grundschullehrkräfte wird uns helfen, den Beruf noch attraktiver zu gestalten und mehr junge Menschen für diese wichtige Aufgabe zu gewinnen", sagte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Donnerstag.

Wie die Staatskanzlei mitteilte, wird die Eingangsbesoldung in sechs Schritten bis zum Jahr 2028 von derzeit A12 auf dann A13 angehoben. A12 entspricht in Hessen zum Berufsstart derzeit rund 3.610 Euro, A13 liegt bei rund 4.200 Euro (jeweils Grundgehalt ohne Zuschläge).

Mit weiterführenden Schulen gleichgestellt

Damit verdienen Grundschullehrkräfte dann zum Berufsstart genauso viel wie ihre Kolleginnen und Kollegen an weiterführenden Schulen, etwa Gymnasien. Auf das Land kommen nach Abschluss der Erhöhung Mehrkosten von etwa 110 Millionen Euro im Jahr zu.

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Schrittweise Anhebung

Die Anhebung erfolgt in sechs Schritten bis zum Jahr 2028 - mittels einer Zulage, die sukzessive steigt und erstmalig zum 1. August 2023 bezahlt wird. Im ersten Jahr soll sich die Zulage auf zehn Prozent des Mehrbetrags von A13, 2024 auf 25 Prozent, 2025 auf 40 Prozent, 2026 auf 60 Prozent, 2027 auf 80 Prozent und 2028 schließlich auf 100 Prozent belaufen.

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Konkurrenz zu Nachbarländern

Damit will Hessen auch im Wettbewerb mit benachbarten Bundesländern um Lehrkräfte konkurrenzfähig bleiben. "Zum Wohl unserer jüngsten Schülerinnen und Schüler setzt die Landesregierung ein wichtiges Signal im Wettbewerb mit den anderen Ländern", sagte Ministerpräsident Boris Rhein (CDU).

Im Koalitionsvertrag von 2018 hielt die schwarz-grüne Koalition fest: "Wir halten in der Frage ein abgestimmtes und einheitliches Vorgehen der Bundesländer für sinnvoll. Auch um den Lehrerbedarf für unsere Schulen zu sichern und Abwanderungen zu vermeiden." Diese Situation scheint inzwischen gegeben: Mit Nordrhein-Westfalen hat bereits ein Nachbarland die Eingangsbesoldung angehoben, Bayern und Niedersachsen haben diesen Schritt angekündigt.

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Änderung für tariflich Beschäftigte

Auch für tariflich beschäftigte Lehrerinnen und Lehrer ändert sich etwas. Künftig besteht für diese eine Weiterbeschäftigung in den Sommerferien schon nach einer Mindestbeschäftigungsdauer von 30 Wochen - statt wie bisher 35 Wochen. Lehrkräfte, die diesen Wert nicht erreichen, werden in den Sommerferien nicht bezahlt.

Die Grünen, Koalitionspartner in der CDU-geführten Landesregierung, betonen im Zuge der Anhebung den Stellenwert der Grundschule. "Wir tragen damit der Bedeutung der Grundschule für den erfolgreichen Bildungsweg von Kindern sowie den geänderten Aufgaben der Lehrkräfte Rechnung", sagte Mathias Wagner, Vorsitzender der Landtagsfraktion. Die Arbeit an Grundschulen und weiterführenden Schulen sei zwar nicht gleich, "aber gleichwertig".

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Mehr Geld für Lehrende an Grundschulen

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VBE: "Allerhöchste Zeit"

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Hessen reagierte zufrieden auf die Ankündigung des Landes. "A13 für alle ist ein dickes Brett, das wir seit Jahren gebohrt haben - es war allerhöchste Zeit, dass hier für Gerechtigkeit gesorgt wird", sagte der Verbandsvorsitzende Stefan Wesselmann. Die Arbeit der unterschiedlichen Lehrämter sei gleichwertig, auch wenn der Arbeitsalltag nicht gleichartig sei.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hessen (GEW) nannte die Entscheidung einen richtigen und überfälligen Schritt. "Für die rund 18.000 Kolleginnen und Kollegen an den Grundschulen, die derzeit noch schlechter bezahlt werden als alle anderen Lehrämter, ist heute ein sehr guter Tag", sagte die Vize-Vorsitzende Heike Ackermann.

FDP und Linke: Umsetzung dauert zu lange

Die Landtagsopposition sprach überwiegend von einem Schritt in die richtige Richtung. Die Umsetzung müsse aber deutlich schneller kommen, mahnte der FDP-Bildungsexperte Moritz Promny: "Die stufenweise Umsetzung bis 2028 dauert zu lange." Die Situation an den Grundschulen sei schon jetzt "besonders angespannt".

Auch die Linken-Fraktionsvorsitzende Elisabeth Kula betonte, die Arbeit an Grundschulen sei schon jetzt gleichwertig mit der an anderen Schulformen und nicht erst in fünf Jahren. "Gleichwertige Arbeit muss auch gleichwertig besoldet werden", so Kula. Es sei erfreulich, dass der "jahrelange Druck" erfolgreich gewesen sei.

SPD und AfD sehen Bezug zu Wahlkampf

Der SPD-Bildungsexperte Christoph Degen erklärte, Investitionen in den Bildungsstandort Hessen seien bitter nötig. Nach Einschätzung des Oppositionspolitikers handelt die Regierungskoalition jedoch erst auf Druck und nicht aus Überzeugung. "Viel eher sehen wir hier den scheinheiligen Versuch, im Jahr der Landtagswahl die bisherigen Versäumnisse mit einem großem Geldsegen wettzumachen."

Die AfD nennt die höhere Besoldung für Grundschullehrkräfte ein "Wahlkampfgeschenk". Der bildungspolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Heiko Scholz, sagte, aufgrund der "geringeren Studiendauer" und einer "weniger zeitaufwendigen Unterrichtsvor- und -nachbereitung" im Vergleich zum Lehramt an weiterführenden Schulen ergebe sich kein Anspruch auf gleiche Bezahlung.

Rektorin: "Es geht um Anerkennung"

Die Grundschulrektorin Christina Raab freut sich über den Schritt. Für die Leiterin der Theobald-Ziegler-Schule in Frankfurt steht dabei nicht unbedingt die höhere Bezahlung im Vordergrund, sondern vor allem die Anerkennung der Arbeit. "Dass man versteht, dass wir auch gleichwertig zu sehen sind in dieser ganzen Lehrerschaft."

Die Grundschule lege den Grundstock für Bildung, so Raab. "Wir müssen sehr differenziert arbeiten und haben nachmittags noch eine große sozialpädogogische Arbeit zu leisten." Man habe vielleicht nicht so viel Korrekturarbeit wie andere Kollegen, aber insgesamt stehe die Arbeit in Zeit und Intensität der anderer Lehrer in nichts nach.

Hinweis: In einer früheren Version stand, Schwarz-Grün habe eine Anhebung der Besoldung der Grundschullehrkräfte im Koalitionsvertrag von 2018 versprochen. CDU und Grüne stellten sie jedoch nur in Aussicht mit Hinweis auf ein mit den Nachbarbundesländern abgestimmtes Vorgehen. Wir haben die Stelle konkretisiert.

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Sendung: hr-iNFO, 12.01.2022, 15.20 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Julian Moering/Tanja Stehning/Hanna Immich, dpa/lhe

Ihre Kommentare Gleiche Besoldung für alle Lehrerinnen und Lehrer - gerecht?

49 Kommentare

  • Korrektur zu Frau Dagmar Meister: Gymnasiallehrer haben in Hessen 25,5 Stunden. Gerne in der Pflichtstundenverordnung nachlesen.

  • Die Gesamtarbeitszeit im Jahr dürfte bei allen Lehrern weit unter derjenigen aller anderen Beschäftigten liegen.
    Insofern: nicht gerechtfertigt.

  • Das Signal ist überfällig, jedoch reines Wahlkampfgeplänkel, das jetzt medial ausgewalzt wird. Warum nicht 2024? Ich finde diese Ankündigung einen Hohn und erst recht eine Ohrfeige für die wichtigsten Pädagogen (ebenso wie pädagogische Kräfte im Kindergarten) im Land. Aber daran krankt unser Land. Keiner hat die Eier in der Hose Entscheidungen zu treffen und umzusetzen, weil nur in Legislatur und Nachfolgeregelung gedacht wird. Armes Deutschland, ich schäme mich dafür.

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