Stichwahl-Erfolg gegen Uwe Becker Mike Josef wird neuer Oberbürgermeister von Frankfurt
In der Stichwahl zum neuen Frankfurter Oberbürgermeister hat sich SPD-Kandidat Mike Josef durchgesetzt. In einem Kopf-an-Kopf-Rennen gewann er knapp gegen CDU-Kontrahent Uwe Becker - und zeigte sich sichtlich berührt.
Mike Josef hat das Rennen gemacht. Bei der Oberbürgermeister-Stichwahl in Frankfurt siegte der SPD-Kandidat am Sonntag (26.03.2023) mit 51,7 Prozent der abgegebenen Stimmen und folgt damit auf den abgewählten Peter Feldmann. CDU-Kontrahent Uwe Becker kam auf 48,3 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 35,4 Prozent.
"Ich bin wirklich überwältigt und empfinde nur Dankbarkeit", sagte der sichtlich berührte Josef mit tränenerstickter Stimme dem hr. Er wolle Oberbürgermeister aller Frankfurterinnen und Frankfurter werden. "Es ist mir eine Ehre, diese Verantwortung übertragen zu bekommen, damit werde ich mit Demut umgehen."
Uwe Becker, dem Josef für einen fairen Wahlkampf dankte, wünschte Josef alles Gute bei der Führung der Stadt: "Ich drücke ihm fest die Daumen, dass er seine Ziele angehen kann", sagte der 53-Jährige. Becker sprach von einem guten Ergebnis für ihn persönlich und die CDU.
Faeser jubelt, Rhein enttäuscht
Glückwünsche für den Wahlsieger kamen unter anderem von Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die bei den kommenden Landtagswahlen in Hessen als Spitzenkandidatin der SPD antritt. "Das ist ein wirklich toller Tag für uns", sagte die im Römer anwesende Faeser in einer Pressemitteilung. "Die Frankfurterinnen und Frankfurter haben heute Mike Josef gewählt und damit gezeigt, dass sie soziale Politik wollen."
Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) zeigte sich indes enttäuscht über die Niederlage seines Parteikollegen. "Wir hätten gerne den Oberbürgermeister von Frankfurt gestellt", sagte Rhein im Römer. "Man muss aber auch sehen, dass das unter Großstadtbedingungen ein gutes Ergebnis ist". Becker habe einen starken Wahlkampf geführt. Für die Stadt wäre er ein echter Neuanfang gewesen, sagte Rhein.
Becker im ersten Wahlgang noch klar vorne
Rund 511.000 Frankfurterinnen und Frankfurter waren am Sonntag zur Wahl aufgerufen. Rund 180.000 Menschen machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Für die Stichwahl habe es etwa 108.000 Anträge auf Briefwahl gegeben, sagte Stefan Köster vom zuständigen Amt für Wahlen und Statistik. Das seien noch einmal etwa 8.000 mehr gewesen als beim ersten Urnengang am 5. März. Das offizielle Endergebnis soll am Freitag verkündet werden.
Im ersten Wahlgang vor drei Wochen hatte Becker mit einem Vorsprung von 10,5 Prozentpunkten noch deutlich vorne gelegen: Er holte 34,5 Prozent, Josef 24,0 Prozent. Trotzdem deutete sich bereits vor der Stichwahl ein spannendes Rennen an, denn gleich mehrere ausgeschiedene Kandidaten hatten eine Wahlempfehlung für Josef abgegeben.
Investitionen in Kitas, Schulen und ÖPNV
Der 40-jährige Mike Josef, seit 2016 Planungs- und seit 2021 auch Sportdezernent, legte die klassische SPD-Karriere hin: Organisationssekretär beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), Stadtverordneter im Römer, Frankfurter Parteivorsitzender.
Im Wahlkampf hatte sich Josef, dessen SPD im Römer zusammen mit Grünen, FDP und Volt regiert, vor allem für eine Milliardeninvestition in Schulen und Kitas stark gemacht. Dazu will er die im Koalitionsvertrag für mehrere Jahre eingeplanten Mittel aufstocken. Weitere Schwerpunkte waren bezahlbarer Wohnraum und eine klimaneutrale Stadt bis 2035.
"Das möchte ich gemeinsam mit der Stadtregierung voranbringen", bekräftigte Josef nach seinem Wahlerfolg am Sonntagabend. Er wolle ein neues Kapitel aufschlagen. Offiziell beginnt seine Amtszeit im Mai. Bis dahin übernimmt weiterhin die Grünen-Politikerin Nargess Eskandari-Grünberg, die das Amt seit der Abwahl Feldmanns interimsmäßig führt. Die übliche Amtszeit für einen Oberbürgermeister oder eine Oberbürgermeisterin in Hessen beträgt sechs Jahre.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 27.03.2023, 16.45 Uhr
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