Nach Bürgerentscheid zu "Zukunftspark" Echzell verliert für Landesgartenschau an Bedeutung
Eigentlich sollte ein neuer Park in Echzell in der Wetterau bei der Landesgartenschau eine zentrale Anlaufstelle sein. Ein Bürgerentscheid hat den "Zukunftspark" aber verhindert. Während Echzell jetzt umplanen muss, bekommen andere Ausrichter der Gartenschau mehr Geld.
Bis zum Schluss hat Bürgermeister Wilfried Mogk (parteilos) daran geglaubt, dass sich für den Neubau des "Zukunftsparks" in Echzell eine Mehrheit finden würde. Beim Bürgerentscheid am Sonntag stimmten aber knapp 57 Prozent der Wählerinnen und Wähler gegen das Großprojekt für die Landesgartenschau 2027. Damit steht fest: In der kleinen Gemeinde in der Wetterau wird kein neuer Park gebaut.
"Für Echzell war das kein guter Tag", sagt Mogk. Er spricht von einem "immensen Schaden". Gemeint sind damit rund 300.000 Euro an Planungskosten, aber vor allem ein Image- und Vertrauensverlust. "Leider haben wir uns gegenüber den anderen Kommunen, dem Land und der Gartenschau nicht als verlässlicher Partner gezeigt."
Echzell verliert für die Landesgartenschau an Bedeutung
Laut dem Rathauschef habe im Kernort zwar eine Mehrheit für den Park gestimmt, in den anderen Ortsteilen aber nicht. Mogk bedauert, dass es durch diese knappe Entscheidung weniger Möglichkeiten für junge Leute gebe. "Die Eltern in Echzell fordern seit Jahren einen besseren Spielplatz. Auch für die Jugendlichen braucht es bessere Freizeitanlagen."
Eigentlich sollte Echzell für die Landesgartenschau in drei Jahren eine zentrale Anlaufstelle sein – genauso wie Büdingen, Gedern und Nidda. Der Geschäftsführer der Landesgartenschau, Florian Herrmann, sagt: "Echzell rückt ins zweite Glied, wird sich aber weiter mit temporären Aktionen beteiligen, wie andere Kommunen auch."
Mehr Geld für Büdingen, Gedern und Nidda
Das Thema Landwirtschaft soll nun an einem anderen Standort vertieft werden. Insgesamt machen elf Kommunen aus der Region Oberhessen bei der Gartenschau mit. Die Landesgartenschau findet zum ersten Mal überhaupt an mehreren Orten statt. "Insofern ist die Entscheidung in Echzell für uns zwar ein Zehenbruch, aber kein kompletter Beinbruch", sagt Herrmann.
In Schotten zum Beispiel soll es eine Ausstellung zum Thema Grundwasser geben, die – anders als ursprünglich geplant – dauerhaft geöffnet sein wird. Außerdem sollen Büdingen, Gedern und Nidda finanziell profitieren. "Wir haben das Geld für die zentralen Standorte als Gesamtvolumen beantragt, das soll eben jetzt auf die übrigen drei verteilt werden", sagt Herrmann.
Echzell muss mit anderen Themen punkten
In Echzell sollte der "Zukunftspark" mit Radweg, Obstwiesen, Spiel- und Sportmöglichkeiten oder auch einem Festplatz zahlreiche Besucher anlocken. Stattdessen muss die Gemeinde nun mit anderen Themen punkten. "Wir haben immerhin das Bingenheimer Ried, ein vermutlich bundesweit einzigartiges Vogelschutzgebiet", sagt Rolf Michel aus Echzell.
Michel hat das Bürgerbegehren mit initiiert. Seiner Meinung nach gibt es eine bessere Verwendung für die rund drei Millionen Euro aus der Gemeindekasse, als einen Park zu bauen, der nach der Landesgartenschau "sich selbst überlassen" werde. "Die Gemeinde hat jetzt die Chance, kleinere Projekte voranzutreiben."
"Eine einmalige Fördermöglichkeit"
Bürgermeister Mogk sieht das anders. Das Geld, das für den Park-Neubau eingeplant war, könne nicht einfach so auf andere Projekte übertragen werden. "Diese Gelder waren eng an die Landesgartenschau geknüpft, das ist eine einmalige Fördermöglichkeit."
Er kritisiert mehrere "Störfeuer" in den vergangenen Wochen. Halb- und Unwahrheiten, die rund um den Bürgerentscheid im Ort die Runde gemacht hätten. "Wir hätten die Grundsteuer nicht erhöht. Die Bürgerinnen und Bürger hätten das finanziell nicht zu spüren bekommen", stellt Mogk klar.
Die Finanzierung des Parks sei langfristig angelegt gewesen. Über einen Kredit, der innerhalb von 30 bis 40 Jahren abbezahlt wäre – deshalb wäre die Millionensumme nicht auf einen Schlag fällig geworden. "Leider hat es nicht geklappt, dieses komplexe Thema an alle Wählerinnen und Wähler transparent zu vermitteln", sagt Mogk.
Mogk denkt über Konsequenzen nach
Der Bürgerentscheid sei als demokratische Entscheidung zu akzeptieren. Laut dem Bürgermeister müsse nun über Konsequenzen nachgedacht werden. "Es wird sicherlich nochmal politische Diskussionen geben, ob und wie wir uns an der Landesgartenschau beteiligen werden."
Am Ende sei es auch eine wirtschaftliche Frage, sagt Mogk. Ein kompletter Rückzug von der Landesgartenschau soll jedoch vermieden werden. Für 2027 gibt es schließlich mehr Pläne als nur den gescheiterten "Zukunftspark". Zum Beispiel soll am ehemaligen Römerkastell eine Aussichtsplattform gebaut werden.
Römische Siedlungsgeschichte und Vogelschutz als Schwerpunkt
Landesgartenschau-Geschäftsführer Herrmann ist sicher, dass sich Echzell auch in der zweiten Reihe mit eigenen Schwerpunkten einbringen kann. "Die Gemeinde hat mit der römischen Siedlungsgeschichte und den Vogelschutzgebieten zwei Alleinstellungsmerkmale."
Die elf Partner-Kommunen gäben der Gartenschau die Möglichkeit, auch eine Vielfalt an Themen in den Blick zu nehmen, betont Herrmann: So habe Glauburg die Geschichte der Kelten, Hirzenhain eine ehemalige Eisen-Schmiede oder Ortenberg historische Burg-Ruinen und Fachwerkhäuser.
Auenzentrum am Bingenheimer Ried geplant
Unabhängig von der Landesgartenschau entsteht in Echzell auch ein weiteres Ausflugsziel: Die Hessische Gesellschaft für Ornithologie (kurz HGON) will am Bingenheimer Ried zusammen mit der Gemeinde ein Auenzentrum bauen. Geplant sind Räume für Vorträge und Informationen, aber auch ein Café der Lebenshilfe am Rande des Naturschutzgebiets.
Bürgermeister Mogk hat die Frage gestellt, ob es sinnvoll sei, das Auenzentrum bis zur Gartenschau fertigzustellen. Hier hält Tobias Erik Reiners von der HGON dagegen: "Der Architekturwettbewerb läuft, das Projekt wird auf jeden Fall umgesetzt." Die Landesgartenschau sei laut ihm ein toller Rahmen, deshalb soll das Auenzentrum bis 2027 fertig sein.