Nach Feldmann-Abwahl 20 Kandidaten für OB-Wahl in Frankfurt - Rekord
Anfang März wird in Frankfurt ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Nun steht fest: So viele Kandidatinnen und Kandidaten wie noch nie bewerben sich um die Nachfolge von Peter Feldmann.
Wer wird nach der Abwahl von Peter Feldmann (SPD) neuer Oberbürgermeister oder neue Oberbürgermeisterin von Frankfurt? Am Freitag hat der Wahlausschuss der Stadt die Liste der Bewerberinnen und Bewerber bekannt gegeben, die bis zum Ende der Frist am 26. Dezember 2022 ihre Unterlagen eingereicht und die Zulassungsbedingungen erfüllt haben.
20 Kandidatinnen und Kandidaten treten demnach am 5. März bei der vorgezogenen Oberbürgermeisterwahl an - ein Rekord für Frankfurt. Ein weiterer Bewerber wurde laut Wahlausschuss nicht zugelassen, da er die nötigen 186 Unterschriften von Unterstützern nicht einreichte. Bei der OB-Wahl 2018 traten noch zwölf Kandidaten an.
Das sind die Bewerberinnen und Bewerber in der Reihenfolge des Stimmzettels: Manuela Rottmann (Grüne) | Uwe Becker (CDU) | Mike Josef (SPD) | Daniela Mehler-Würzbach (Linke) | Yanki Pürsün (FDP) | Andreas Lobenstein (AfD) | Mathias Pfeiffer (BFF) | Katharina Tanczos (Die Partei) | Tilo Schwichtenberg (Gartenpartei) | Peter Wirth | Yamòs Camara (FPF) | Niklas Pauli | Sven Junghans | Feng Xu | Maja Wolff | Khurrem Akhtar | Frank Großenbach (Die Basis) | Peter Pawelski | Karl-Maria Schulte | Markus Eulig
Grüne schicken frühere Umweltdezernentin ins Rennen
Die Parteibasis segnete den Vorschlag der Findungskommission am 19. November ab: Die Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann wurde mit 209 von 220 abgegebenen Stimmen (95 Prozent) bei einer Kreismitgliederversammlung der Frankfurter Grünen als OB-Kandidatin aufgestellt.
Dabei hatte die Personalie auch für Unmut innerhalb der Partei gesorgt. Schließlich war die 50 Jahre alte Würzburgerin zuletzt vor zehn Jahren als Umweltdezernentin im Römer tätig. Seit 2017 sitzt Rottmann für die bayrischen Grünen im Bundestag, seit 2021 ist sie Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Sollte Rottmann erste grüne Oberbürgermeisterin von Frankfurt werden, will sie die Stadt bis 2035 klimaneutral machen.
CDU-Kandidat Becker schon länger in Stellung
Für die Frankfurter CDU soll der langjährige Stadtkämmerer und Vorsitzende des Kreisverbands, Uwe Becker, erster Mann in der Stadt werden. Schon am Abend der Feldmann-Abwahl brachte sich Becker in Stellung: "Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich gerne zu gegebener Zeit als Oberbürgermeister kandidieren würde." Ende November wurde die Kandidatur mit einer Mehrheit von 93 Prozent beim Kreisparteitag abgesegnet.
Der 53-Jährige kündigte an, ein "handlungsfähiges Programm für die Zukunft der Stadt" anbieten zu wollen. Dazu gehörten sozialpolitische Aspekte ebenso wie wirtschaftliche Themen. Zudem gehe es darum, liegen gebliebene Probleme wie die Situation im Bahnhofsviertel anzupacken.
Mike Josef als Hoffnungsträger der SPD
Die Entscheidung des Frankfurter SPD-Vorstands war Anfang November einstimmig, Anfang Dezember bestätigten auch die Parteigremien Sport- und Planungsdezernent Mike Josef als Kandidaten bei der Oberbürgermeisterwahl. Kümmern wolle er sich vor allem um die wirtschaftliche Stabilität der Stadt, eine Stärkung der sozialen Politik, Klimaschutz sowie Investitionen für Sport und Kultur.
Der 39 Jahre alte Josef gilt seit langem als Hoffnungsträger der Frankfurter SPD. Seit acht Jahren ist der in Syrien geborene Diplom-Politologe Dezernent im Römer, seit 2013 Vorsitzender der Frankfurter SPD.
Linke: Daniela Mehler-Würzbach nominiert
Für die Linken zieht die Stadtverordnete Daniela Mehler-Würzbach als Kandidatin in den OB-Wahlkampf. Die Partei nominierte sie auf einer Mitgliederversammlung mit 86 Prozent der Stimmen. Sie galt auch als Favoritin des Kreisvorstands.
Mehler-Würzbach kündigte an, sich für diejenigen einzusetzen, die in der Stadt keine Lobby hätten. Sie sagte: "Das Soziale konkret zu untermauern mit gezielter Nothilfe für Energiekosten, der Stärkung des sozialen Wohnungsbaus und einem kostenlosen Nahverkehr, ist mein Anliegen."
FDP tritt mit Yanki Pürsün an
Die Liberalen schicken den Landtagsabgeordneten und Fraktionsvorsitzenden im Römer, Yanki Pürsün, ins Rennen. Der 50-Jährige erhielt am 7. Dezember bei einer Kreismitgliederversammlung 88,4 Prozent der Stimmen.
"Als Frankfurter für meine Stadt als Oberbürgermeister zu kandidieren, ist eine Ehre und eine tolle Herausforderung zugleich", sagte er. Er strebe "Transparenz, solides und nicht ideologisches Arbeiten an den konkreten Herausforderungen" an sowie "einen korruptionsfreien und nachhaltigen Umgang mit öffentlichen Mitteln".
AfD nominiert Stadtverordneten und Kreisvorsitzenden Lobenstein
Die AfD hat den Kreisvorsitzenden und Stadtverordneten Andreas Lobenstein als Kandidaten nominiert. Der 56 Jahre alte gebürtige Frankfurter will laut Mitteilung "der Bürgerschaft eine Idee davon vermitteln, wie sehr unser Frankfurt unter Wert regiert wird und was man mit der immer noch beeindruckenden Wirtschaftskraft Positives erreichen könnte".
BFF treten mit Mathias Pfeiffer an
Die Bürger für Frankfurt (BFF) gehen mit Mathias Pfeiffer ins Rennen. Die Mitglieder stellten ihn am 3. Dezember einstimmig bei einer Enthaltung auf, wie die Partei mitteilte. Der 56 Jahre alte Handelsfachwirt gehört dem Stadtparlament seit 2014 an. Nach eigener Auskunft positioniert er sich gegen eine "ideologiegetriebene" Politik vor allem bei der Mobilität. "Klimaanpassung" sei dringend notwendig, allerdings mit "mehr Grün in unserer Stadt, aber weniger Grünen im Römer".
Die Partei mit Kandidatin und "Schattenpersönlichkeit"
Die Partei tritt mit ihrer Kandidatin Katharina Tanczos an. Dabei handele es sich aber nur um eine "Schattenpersönlichkeit" der eigentlichen Kandidatin Prof. Dr. Dr. Bembel, teilte die Satirepartei mit. "Im Wahlkampf werden wir nur mit Prof. Dr. Dr. Bembel auftreten", hieß es dazu. Tanczos steht aber auf dem Wahlzettel.
Auch Gartenpartei schickt Kandidaten ins Rennen
Die Gartenpartei tritt mit Tilo Schwichtenberg an. Er war bei der Kommunalwahl 2021 bereits Spitzenkandidat der Partei und sitzt im Römer-Parlament. Schwichtenberg will sich für den Erhalt von Grünflächen einsetzen und mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen - ohne dafür neue Fläche zu versiegeln.
"Bahnbabo" Peter Wirth tritt an
Auch eine Reihe unabhängiger Kandidatinnen und Kandidaten wird sich zur Wahl stellen. Der erste auf dem Stimmzettel ist "Bahnbabo" Peter Wirth, Straßenbahnfahrer bei der Frankfurter Verkehrsgesellschaft VGF.
Wirth umschreibt seine wichtigsten Themen mit der Verkehrswende und einem ÖPNV, der zuverlässiger, sauberer und günstiger werden solle. Zudem will der 61-Jährige die Jugendarbeit in den Vordergrund rücken - "denn die Jugend ist unsere Zukunft". Dazu gehöre, ökologisch und ökonomisch sinnvoll zu handeln. Unter anderem mit günstigeren Mieten und mehr Wohnraum, insbesondere für Studenten.
Vom Kleingärtner bis zum Fährmann
Die Freie Partei Frankfurt (FPF) stellt Yamòs Camara auf. Auch Niklas Pauli, erster Vorsitzende des Kleingartenvereins Riederwald, bewirbt sich um das Amt des Oberbürgermeisters. Er machte sich zuletzt gegen den Neubau der Europäischen Schule am Frankfurter Ratsweg stark. Zudem will er die Dippemess auf dem Festplatz am Ratsweg erhalten und das Handwerk fördern.
Weitere unabhängige Kandidaten sind der Kapitän der Höchster Fähre, Sven Junghans, und Feng Xu. Xu kündigt an, sich für Kitas stark machen zu wollen. Jedes Kind solle einen Kita-Platz bekommen, jede Erzieherin und jeder Erzieher eine Gehaltserhöhung. Ein weiterer Punkt seines Wahlprogramms: In den kommenden zehn Jahren sollen in der Stadt ausschließlich Sozialwohnungen gebaut werden.
"Grüne Soße"-Festival-Veranstalterin Wolff
Eine weitere freie Bewerberin ist die Künstlerin und Unternehmerin Maja Wolff, die als Veranstalterin des Grüne-Soße-Festivals bekannt ist. Sie will sich als überparteiliche Kandidatin besonders für eine "konstruktive Zusammenarbeit der Stadtpolitik" einsetzen. Ihr Schwerpunkt sei die wirtschaftliche, soziale, kulturelle und ökologische Entwicklung von Frankfurt hin zu einer zukunftsfähigen Stadt, betont die 58-Jährige.
Fünf weitere Kandidaten
Für Team Todenhöfer - Die Gerechtigkeitspartei wurde Khurrem Akhtar aufgestellt. Der Unternehmer will Frankfurt als attraktiven Wirtschaftsstandort ausbauen und für genügend Wohnraum schaffen - und wirbt für sich als anderen Politikertypen.
Für die Basisdemokratische Partei Deutschlands (Die Basis) tritt Frank Großenbach an. Über eine Abstimmungsplattform plant er, Bürgerinnen und Bürger an wichtigen Entscheidungen zu beteiligen. Die Partei will sich außerdem für ein starkes Europa einsetzen - mit Frankfurt im Zentrum.
Außerdem stehen Peter Pawelski und Carl Maria Schulte als freie Kandidaten auf dem Stimmzettel. Schulte kündigte an, sich für mehr Bürger- und Volksentscheide einsetzen. Den 20. Platz auf dem Stimmzettel nimmt der freie Kandidat Markus Eulig ein. Über seine Ziele verrät Eulig nichts, sagt nur, dass er Frankfurt für seine Vielfalt schätze.
Volt ohne eigenen Kandidaten
Volt verzichtet auf einen eigenen Kandidaten. Die Partei, die Teil der Römer-Koalition mit Grünen, SPD und FDP ist, kündigte an, den Wahlkampf "kritisch zu begleiten" und eigene Themen sichtbar machen zu wollen. "Eine aktive Partizipation an der OB-Wahl ist aus unserer Sicht auch ohne eigene Kandidatur möglich", sagte die lokale Parteivorsitzende Grit Winkler.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 06.01.2023, 19.30 Uhr
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