OB-Wahl am 9. März Wer ins Wiesbadener Rathaus einziehen will

Nach der Wahl ist vor der Wahl: Zumindest in Wiesbaden. Insgesamt zehn Personen werben um die Stimmen bei der Oberbürgermeister-Wahl am 9. März. Wer sind sie - und was wollen sie für die Stadt? Ein Überblick.

Neun Männer und eine Frau freigestellt (ausgeschnitten) in einer Reihe nebeneinander zwischen einer dunkelblauen und einer mittelblauen Fläche. Auf dem Bild ein kleines "Label", bestehend aus einem Wahlkreuz, dem Wappen von Wiesbaden und dem Umriss der Stadt.
Bild © privat, privat, Memorymore, nah dran photografie, sandra hauer, Red Dot GmbH, picture alliance / dts-Agentur, SPD Wiesbaden, Tom Kohler, Henning Fox, privat, Collage: hessenschau.de

Während in den meisten Städten gerade Wahlkampf-Plakate abgehängt werden, bleiben viele Plakate in Wiesbaden noch mindestens bis zum 9. März hängen. Dann wird hier eine neue Oberbürgermeisterin oder ein neuer Oberbürgermeister gewählt.

Für eine OB-Wahl ist der Wahlzettel dieses Mal relativ lang: Insgesamt neun Männer und eine Frau möchten Chef oder Chefin der Landeshauptstadt werden.

Amtsinhaber Gert-Uwe Mende (SPD) tritt erneut an. Unterstützt von CDU und FDP fordert ihn Thilo von Debschitz als unabhängiger Kandidat heraus. Einzige Frau der zehnköpfigen Kandidatengruppe ist Gesine Bonnet (Grüne).

Außerdem kandidieren Ralf Offermanns (AfD), Ingo von Seemen (Die Linke), Christian Hill (Initiative Pro Auto), Lukas Haker (Die Partei), Elmar Krebber (ULW), Andreas Gutzeit (FWG) und Matthias Bedürftig (Freie Wähler).

Die Kurzporträts sind in der Reihenfolge aufgeführt, in der die Namen auf dem Wahlzettel stehen:

Thilo von Debschitz (unabhängig)

Bislang war der 58-Jährige Unternehmer und Designer aus Wiesbaden nicht in der Stadtpolitik aktiv. Aufmerksamkeit hatte Thilo von Debschitz 2023 durch eine Kampagne seiner Werbeagentur für eine neue Microsoft-Schriftart bekommen, die nach dem Wiesbadener Stadtteil Bierstadt benannt werden sollte. Nominiert wurde er durch die CDU und die FDP.

Von Debschitz sieht selbst einen Vorteil darin, dass er keiner Partei angehört: "Ich schätze den Austausch unterschiedlicher Standpunkte und die Suche nach den sachlich besten Lösungen – unabhängig von parteilichen Festlegungen im Vorfeld", erklärte er bei seiner Nominierung.

Als OB wolle er seine Erfahrung als Unternehmer nutzen, "um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und das Ansehen der Stadt als Arbeitgeber zu verbessern".

Porträtfoto von Thilo von Debschitz.
Thilo von Debschitz wird als unabhängiger Kandidat von CDU und FDP unterstützt. Bild © Red Dot GmbH

Gesine Bonnet (Grüne)

Die einzige Frau, die für das Amt kandidiert, ist Grünen-Politikerin Gesine Bonnet. Die freie Redakteurin und Moderatorin lebt nach eigenen Angaben seit 18 Jahren in der Stadt, seit vier Jahren sitzt sie als Stadtverordnete in der Grünen-Fraktion.

"Ich kandidiere, weil ich als politisch aktiver Mensch meinen Beitrag dazu leisten möchte, dass Wiesbaden liebens- und lebenswert bleibt und die Chancen des Wandels nutzt", sagt Bonnet über ihre Motivation. So wolle sie sich unter anderem für den Ausbau der Windkraft in Wiesbaden einsetzen.

Als Oberbürgermeisterin wolle sie für einen "Aufbruch einstehen", der Themen wie Digitalisierung, Energiewende, Ausbau der Ganztagsbetreuung und die Wiederbelebung der Innenstadt anpacke. "Mein Anspruch ist es, Lösungen zu ermöglichen, die den Alltag für uns alle besser machen", schreibt Bonnet auf ihrer Internetseite.

Frau mit braunen Haaren steht an einem Rednerpult vor grünem Hintergrund
Gesine Bonnet, hier bei der Bundesdeligiertenkonferenz der Grünen 2024. Bild © picture alliance / dts-Agentur

Gert-Uwe Mende (SPD)

Mende ist seit 2019 Oberbürgermeister von Wiesbaden - und will es bleiben, um "die soziale Stadt" weiter zu bauen, wie er auf seiner Webseite schreibt. Nach seiner ersten Amtszeit könne er eine erfolgreiche Bilanz ziehen, so Mende.

Trotz eines"aufwendigen Krisenmangements" in der Corona-Pandemie habe er viele Vorhaben umgesetzt, etwa die Schaffung von neuem Wohnraum oder den Ausbau von Kitaplätzen.

"Das gute Miteinander in unserer Stadt ist mir das wichtigste Anliegen", schreibt Mende. In einer weiteren Amtszeit als Wiesbadener OB wolle er sich als "Teamplayer" unter anderem für gute Rahmenbedingungen für sichere Arbeitsplätze, bezahlbares Wohnen und eine Stärkung des ÖPNV einsetzen. Auch die Stärkung des Ehrenamts sei ihm wichtig.

Mann mit grauen Haaren lacht in die Kamera.
Gert-Uwe Mende will erneut ins Wiesbadener Rathaus einziehen. Bild © SPD Wiesbaden

Ralf Offermanns (AfD)

Der 56 Jahre alte gebürtige Wiesbadener und Fachinformatiker sitzt für die AfD seit 2023 in der Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung.

Offermanns erklärt, er wolle OB von Wiesbaden werden, "weil mir das Wohl der Stadt am Herzen liegt und ich die Hoffnung auf eine Rückkehr und damit Besserung zu ehemaligem Glanz nicht aufgeben möchte".

Das ihm wichtigste Thema ist demnach die Haushaltslage, die aus seiner Sicht einen Sparkurs erfordert. "Nur mit einem selbstbestimmten, das heißt nicht durch die kommunale Finanzaufsicht geregelten Haushalt kann Wiesbaden auch zukünftig eigene Entscheidungen treffen", schreibt er dazu.

Mann in Hemd
Ralf Offermanns tritt für die AfD an. Bild © privat

Ingo von Seemen (Die Linke)

Der 38-Jährige ist Vorsitzender und Geschäftsführer der Linken-Fraktion in der Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung. Auf die Frage, weshalb er Oberbürgermeister seiner Heimatstadt werden möchte, sagt er:

"Auf der einen Seite sehen wir hier großen Wohlstand, auf der anderen Seite aber auch Armut." Seine Aufgabe sehe er darin, für einen sozialen Ausgleich zu sorgen. Als Teil der Rathaus-Koalition im Bündnis mit SPD, Grünen und Volt habe seine Partei dafür "schon einiges getan, viel bleibt noch zu tun".

Mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sei das wichtigste Thema, das von Seemen sich als Oberbürgermeister vornehmen möchte. Dafür wolle er unter anderem, dass die Stadt mehr Wohnraum besitzt und Sozialbindungen nicht auslaufen. Er würde als OB außerdem den Mietendeckel ausweiten und gegen Leerstand angehen, kündigt er an.

Mann mit blonden Haaren, in Anzug, schaut in die Kamera
Ingo von Seemen kandidiert für die Linke in Wiesbaden. Bild © Memorymore

Christian Hill (Initiative Pro Auto)

Der Gründer und Vorsitzende der Initiative Pro Auto ist 56 Jahre alt, selbstständiger Kaufmann und Stadtverordneter in Wiesbaden, wo er geboren ist und seitdem lebt.

Aus seiner Sicht braucht Wiesbaden einen Oberbürgermeister, "der die derzeit im Rathaus herrschende Linkskooperation kontrolliert und mäßigt." Es würden derzeit zu viele Beschlüsse gefasst, die Wiesbaden und seinen Bürgern schadeten, schreibt Hill. Als Oberbürgermeister wolle er "ein lenkendes Korrektiv" sein.

Das für ihn wichtigste Thema ist die "völlig verfehlte, rein ideologisch geprägte Verkehrspolitik". "Massiver Parkplatzklau, Straßensperrungen, Wegfall von Fahrspuren, ständige Schikanen und absoluter Baustellenwahnsinn sind hier an der Tagesordnung - zum Leidwesen von Bürgern und Wirtschaft", so Hill. Deshalb sehe er dringenden Handlungsbedarf.

Mann mit Anzug vor weißem Hintergrund
Christian Hill von der Initiative Pro Auto in Wiesbaden. Bild © Henning Fox

Lukas Haker (Die Partei)

Der 25 Jahre alte Stadtverordnete in Wiesbaden und Erster Kreisvorsitzender der Satirepartei Die Partei in Wiesbaden erklärt seine Verbindung zur Stadt so: "Ich bin in Wiesbaden geboren, bin hier zur Schule gegangen und hatte mein erstes Mal in dieser Stadt." Oberbürgermeister wolle er werden, "weil ich von zuhause ausziehen möchte und die scheiß Mieten zu hoch sind".

Haker schreibt, er brauche das Geld mehr als alle anderen Kandidaten. "Immerhin habe ich nebenbei noch Systemrelevante 'Hobbys' und nicht so was Unwichtiges wie Makler sein." Als wichtigstes Thema gibt er an, das Drogenproblem der Stadt anzugehen. Er wolle für eine größere Legalisierung von Drogen wie Koks oder Amphetaminen einstehen - so seine Antwort.

Mann in grauem Anzug hält sich gähnend die Hand vor den Mund.
Lukas Haker bewirbt sich für Die Partei. Bild © privat

Elmar Krebber (ULW)

Der 65-jährige Architekt und Stadtplaner wird von der Unabhängigen Liste Wiesbaden (ULW) ins Rennen geschickt - ist aber auf keinem einzigen Wahlplakat in der Stadt zu sehen. Er wolle kein Papier verschwenden und auf digitalen Wahlkampf setzen, erklärt Krebber.

In Wiesbaden lebe und arbeite er seit 32 Jahren, deshalb kenne er die Stadt bestens. Seit Anfang des Jahres ist er nach eigenen Angaben im Ortsbeirat Mitte vertreten. "Aber man muss an der Stadtspitze sitzen, damit es voran geht", sagt er.

Als Oberbürgermeister wolle er sich "für mehr Freundlichkeit, Toleranz, Wertschätzung und Dialog in unserer Stadt" einsetzen. Das wichtigste Thema für ihn sei das bezahlbare Wohnen, da die soziale Gerechtigkeit in der Stadt davon abhänge.

Etwa durch Dachaufstockungen will Krebber bezahlbaren Wohnraum "schnell, profesionell und kostengünstig" realisieren. Auch der Verkehr sei ihm ein Anliegen: Unter anderem wolle er den ÖPNV stufenweise für alle kostenlos machen.

Mann mit unter einem Regenschirm in Regenbogenfarben
Elmar Krebber will für die Unabhängige Liste Wiesbaden ins Rathaus einziehen. Bild © privat

Andreas Gutzeit (FWG)

Der 60 Jahre alte Kandidat der Freien Wählergemeinschaft (FWG) Wiesbaden hat bislang kein politisches Amt inne und arbeitet als freiberuflicher Betriebswirt. Er ist nach eigenen Angaben in Wiesbaden geboren, zur Schule gegangen, hat dort studiert und sein ganzes Leben verbracht.

Oberbürgermeister möchte er werden, "um Wiesbaden wieder für Wirtschaft, Handwerk und Gewerbe stark zu machen". Außerdem wolle er die Sicherheit und Attraktivität der Wiesbadener Innenstadt erhöhen und "einen Gegenpol zu unserem Magistrat setzen".

Das wichtigste Thema, das er sich als OB vornehmen möchte: "Das Verkehrsdezernat übernehmen, um die vielen gesellschaftlichen Diskussionen darüber zu beenden", antwortet er. So wolle er einen fairen Umgang unter allen Verkehrsteilnehmern gewährleisten.

Andreas Gutzeit
Andreas Gutzeit tritt für das FWG an Bild © nah dran photografie, sandra hauer

Matthias Bedürftig (Freie Wähler)

Der Vorsitzende des Kreisverbands der Freien Wähler Wiesbaden aus dem Stadtteil Erbenheim ist 61 Jahre alt. "Ich wohne von Geburt an in Wiesbaden", schreibt Bedürftig. Als Umzugsunternehmer sei er deshalb "sozusagen mein schlechtester Kunde".

Dafür kenne er Wiesbaden aber "wie kein anderer, sodass ich eine solide Basis und ein wirkliches eigenes Wissen habe, worüber sich die Menschen in Wiesbaden Sorgen machen und was sie stört und ängstigt."

Wiesbaden befinde sich "durch die Versäumnisse der Linkskooperation in einer Abwärtsspirale". Dabei bezieht Bedürftig sich auf die Wirtschaftspolitik, den Einzelhandel in der Innenstadt und die Verkehrspolitik - das für ihn wichtigste Thema.

"Die Pförtnerampel werde ich persönlich abbauen", erklärt er. "Ich bevorzuge endlich wieder Grüne Welle ohne Tempo-30/40-Flickenteppich", so der Kandidat.

Mann mit schwarzer Anzugjacke und roter Krawatte
Matthias Bedürftig kandidiert für die Freien Wähler. Bild © Tom Kohler

Redaktion: Pia Stenner

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de