Hohe Investitionen nötig Bruchköbel verkauft Campingplatz Bärensee - für 1 Euro

Die Stadtverordnetenversammlung Bruchköbel hat den Verkauf des kompletten Campingplatzes Bärensee zum symbolischen Preis beschlossen. Viele Dauercamper sind erleichtert - es gibt aber auch Sorgen und Ängste.

Schild "Bärensee Stadt Bruchköbel" über dem Eingang zu einem Campingplatz
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Campingplatz in Bruchköbel soll für einen Euro verkauft werden

hs 26.03.2025
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Auf den ersten Blick ist es idyllisch am Bärensee: feiner Sand am Strand, Vogelgezwitscher zwischen haushohen Bäumen. Nur wenige Schritte weiter beginnen die ersten Dauer-Campingplätze - und damit die Probleme.

"Hier liegt vieles im Argen", sagt Dauercamper Sven Joachimsthaler. Das Stromnetz, die Kanalisation, die sanitären Anlagen, aber auch die Spielplätze und die Wege sind in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig. "Das ist alles nicht schön", findet Joachimsthaler.

Betrieben wird der Campingplatz seit Jahrzehnten von der Stadt Bruchköbel (Main-Kinzig). Die hat das damit eingenommene Geld jahrelang anderswo investiert statt vor Ort.

Investitionsstau von zehn Millionen Euro

Ein Gutachten schätzt den am Bärensee aufgelaufenen Investitionsstau auf gut zehn Millionen Euro. So viel Geld ist die Stadt dort zu investieren nicht bereit. "Gerade in Zeiten von knappen Kassen müssen wir da ganz genau hingucken", sagt Bürgermeisterin Sylvia Braun (FDP).

Anfang März beschloss der Magistrat deshalb, die gesamte Anlage zu verkaufen - für den symbolischen Preis von nur einem Euro. Bundesweit sorgte das für Aufsehen, in Bruchköbel auch für Diskussionen. So stieß der Plan am Dienstagabend in der Stadtverordnetenversammlung auch auf Gegenstimmen.

Kritik an Verkauf

"Dieser Preis ist nicht nachvollziehbar", meinte zum Beispiel Thomas Sliwka von der örtlichen CDU. Stefanie Zorbach vom Bruchköbeler BürgerBund kritisierte, dass die Stadt nur deshalb in dieser Situation stecke, weil es ihr zuvor jahrzehntelang egal gewesen sei, was auf dem Campingplatz passiere.

Die Stadt habe sich mit dem Betrieb des Campingplatzes nicht mit Ruhm bekleckert, gab auch Bürgermeisterin Braun zu. Der Verkauf sei aber "eine gute Lösung für alle", betonte sie in der Stadtverordnetenversammlung.

Käufer steht schon bereit

In einem Dauercamper hat die Stadt nach eigenen Angaben bereits einen potenziellen Käufer gefunden. Der Mann will sich vor der offiziellen Übernahme auf hr-Anfrage nicht dazu äußern. Auf seiner Facebook-Seite hat er sich aber schon an die anderen Camper am Bärensee gewandt. Er beteuerte, dass es sein Ziel sei, dass sich die Menschen auf dem Campingplatz wieder wohlfühlten.

Der mögliche Investor sagt aber auch: Das werde sicher noch ein paar Jahre dauern. Dabei hofft er nach eigener Aussage auch auf Unterstützung der anderen Camper.

Einige Camper haben, genau wie der potenzielle Käufer, die Abstimmung der Stadtverordnetenversammlung im Rathaus gestern Abend verfolgt. Trotz mancher Gegenstimmen stimmten die Stadtverordneten schließlich mehrheitlich für den Verkauf - zur Freude vieler Camper wie Sven Joachimsthaler: "Ich bin der festen Überzeugung, dass er das gut machen wird, weil er den Campingplatz einfach lebt."

Anlage zu dicht bebaut

Zumindest ein Problem kann aber auch ein neuer Betreiber nicht lösen: Über die Jahre ist die Anlage zu eng bebaut worden. Aus Brandschutzgründen müssen wohl Anbauten zurückgebaut, womöglich ganze Parzellen geschlossen werden. Wie genau, soll noch besprochen werden.

Dies könnte auch Teil des Kaufvertrags sein, den die Stadt nun mit dem Käufer ausarbeiten will. Möglichst bis zur nächsten Sitzung des Stadtparlaments soll dieser Vertrag fertig sein. Stimmen die Stadtverordneten dann wieder zu, wird der Campingplatz zum 1. Januar 2026 verkauft: für den aufsehenerregenden Preis von einem Euro.

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de