Tierschützer zum Taubentöten in Limburg "Ein schlimmer Tag für das Tierrecht"
Die Limburger haben entschieden: Stadttauben sollen zukünftig per Genickbruch getötet werden. Tierschützer wollen rechtlich gegen das Votum vorgehen.
Es war ein Super-Wahlsonntag in Limburg, doch weder Europa- noch Landratswahl war wohl so emotional besetzt wie der Bürgerentscheid zum sogenannten Taubentöten, das Limburg in den vergangenen Monaten sogar bundesweit in die Schlagzeilen gebracht hatte.
Tierschützer hatten mit der Abstimmung einen entsprechenden Beschluss der Limburger Stadtverordneten kippen wollen. Doch die Bürgerinnen und Bürger stimmten am Sonntag mehrheitlich dafür, die Entscheidung beizubehalten - mit einer knappen Mehrheit von 53,5 Prozent.
Enttäuschte Tierschützer
Die Bürgerinitiative "Stoppt das Taubentöten" nennt die Entscheidung einen "schlimmen Tag für das Tierrecht". Melanie Leonhardt, die sich auch beim Stadttaubenprojekt Limburg für den Schutz und die Pflege der Tiere engagiert, äußerte sich gegenüber dem hr enttäuscht über das Ergebnis.
Dass es am Ende so knapp gewesen sei, deute man aber als Erfolg, so Leonhardt: "Damit hatten viele nicht gerechnet." Sie meint: Die Tierschützer hätten viele Menschen überzeugen und Vorurteile gegen Stadttauben abbauen können.
Die Tierschützerin glaubt zudem nicht, dass mit dem Bürgerentscheid das letzte Wort gesprochen ist. "Ich bin überzeugt, dass es nicht zur Durchführung kommen wird", so Leonhardt. Dafür sei die "bundesweite gesellschaftliche Relevanz" zu groß.
Bereits Klagen angekündigt
Tatsächlich hatten mehrere Tierschutzorganisationen schon vor der Abstimmung angekündigt, eine Entscheidung für das Taubentöten nicht zu akzeptieren, sondern gegebenenfalls dagegen zu klagen. Sie berufen sich beispielsweise auf ein Rechtsgutachten der Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz, wonach das Vorhaben rechtswidrig sei.
Kritik kommt auch vom Deutschen Tierschutzbund. Der Beschluss habe "das Todesurteil für die Tauben besiegelt", so Präsident Thomas Schröder nach dem Entscheid. Für den Fall, dass es tatsächlich zu einer Tötung der Tiere kommen sollte, kündigte er eine Strafanzeige an.
Bürgermeister: Orientieren uns am VGH
Laut Bürgermeister Marius Hahn (SPD) ist der Beschluss für die kommenden drei Jahre für die Limburger Stadtverordnetenversammlung bindend und muss von der Stadt umgesetzt werden. "Es ist unmittelbare Demokratie, und die Wählerinnen und Wähler haben ihr Wort gesprochen", sagte er dem hr.
Bei der Umsetzung werde man sich an einer Entscheidung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs aus dem Jahr 2011 orientieren, sagte Hahn. Damals hatte ein Falkner aus der Region Limburg sich das Recht erstritten, Tauben gewerblich töten zu dürfen.
Im Urteil werden auch Kriterien genannt, ab wann Tauben als Schädlinge eingestuft werden können. Beispielsweise ist die Rede von Schwärmen ab einer Größenordnung von etwa zehn Tieren pro 100 Quadratmetern Grundfläche. Auch drohende Schäden durch Taubenkot an denkmalgeschützten Gebäuden werden als Gründe genannt.
Tauben werden noch mal gezählt
Bürgermeister Hahn erwartet, dass es wohl trotzdem noch einige Zeit dauern werde, bis Tauben in Limburg dann tatsächlich getötet werden. Die Stadt werde "angesichts der sehr emotionalen Debatte" vorher noch mal die Population genau ermitteln und auch gesundheitliche Indikatoren überprüfen. Erst dann werde es eine Ausschreibung geben.
Im Klartext heißt das: Die Tauben müssen noch mal gezählt werden, weil die letzte Zählung, in der die Stadt eine Überpopulation festgestellt hatte, bereits zu lange her ist. Im vergangenen Jahr sprach die Stadt in einer Hochrechnung von bis zu 1.000 Tauben im Stadtgebiet.
Redaktion: Rebekka Dieckmann, Benjamin Müller
Sendung: hr-iNFO, 10.06.2024, 6.20 Uhr