Stadtparlament Bürger sollen über umstrittene Gutmann-Straße in Amöneburg entscheiden
Seit Jahren wird in Amöneburg über eine mögliche Umbenennung der Gutmann-Straße diskutiert. Jetzt hat das Stadtparlament eine Entscheidung getroffen: Die Bürger dürfen bestimmen.
Noch Anfang Februar hatte das Amöneburger Stadtparlament einen Schlussstrich ziehen wollen: Die einem prügelnden Priester und Schulleiter gewidmete Dr.-Josef-Gutmann-Straße werde nicht umbenannt, hieß es damals.
Doch die Stadt im Kreis Marburg-Biedenkopf kam nicht zur Ruhe. Die Bürgerinitiative "Umbenennung der Dr.-Josef-Gutmann-Straße" gründete sich und der Magistrat der Stadt widersprach in einem ungewöhnlichen Schritt dem Beschluss der Parlamentarier.
Termin für Entscheid parallel zur Bundestagswahl
Am Montag haben sich die Stadtverordneten nun erneut mit dem Thema befasst und beschlossen, die Bürgerinnen und Bürger parallel zur Bundestagswahl im Herbst 2025 über den umstrittenen Straßennamen entscheiden zu lassen.
Das Stadtparlament stimmte mit 15 Ja-Stimmen bei 4 Enthaltungen dafür. Das sogenannte Vertreterbegehren muss dazu allerdings noch im Frühjahr 2025 vom Stadtparlament formal beschlossen werden.
Parlament folgt Gruppenantrag
Grund ist, dass ein Vertreterbegehren nach dem hessischen Kommunalwahlgesetz frühestens drei und spätestens sechs Monate nach der Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung durchgeführt werden muss. Die Bundestagswahl findet voraussichtlich am 28. September 2025 statt. Die Entscheidung vom Montag ist daher bislang nur eine Absichtserklärung.
Das Parlament folgte damit einem Gruppenantrag, den Stadtverordnete von CDU, SPD, Grüne, FWG formuliert hatten. Er enthält die Absichtserklärung. Ein Bürgerbegehren zur Umbenennung der Gutmann-Straße, das die Bürgerinitiative angestoßen und für das sie 683 Unterschriften gesammelt hatte, erklärte das Stadtparlament für unzulässig. Der Widerspruch des Magistrates zur Parlamentsentscheidung vom Februar 2024 wurde zurückgewiesen.
Umbenennung seit 2010 diskutiert
Unabhängig vom Ausgang des Vertreterbegehrens soll es in jedem Fall ein Hinweisschild zu den Taten Gutmanns geben. Über die Umbenennung der nach ihm benannten Straße wird seit 2010 diskutiert, als sich erste Opfer seiner Prügeleien zu Wort meldeten. Vor allem die Anwohner der Straße sprachen sich gegen eine Umbenennung und für das Hinweisschild aus.
Gutmann, der in den 1950er- und 1960er-Jahren die Stiftsschule St. Johann leitete, war gegenüber seinen Schülern massiv gewalttätig gewesen. Trotzdem wurde 1977 eine Straße nach ihm benannt. Viele Opfer des inzwischen als "Prügel-Priester" bundesweit bekannten Schulleiters leiden bis heute psychisch und physisch.
Initiative will für Umbenennung werben
Carsten Kamphausen, einer der Sprecher der Bürgerinitiative für das Bürgerbegehren zur Umbenennung, schrieb in einer Mitteilung nach der Sitzung, die Bürgerinitiative habe ihr Zwischenziel erreicht. Das Jahr bis zum Entscheid werde die Initiative intensiv nutzen, um für die Umbenennung zu werben