US-Wahlpartys in Frankfurt Zwischen Hoffen und Bangen: "Wir sind alle Amerikaner"
Zehntausende Amerikaner in Hessen waren bei der US-Wahl wahlberechtigt. In der Nacht schauten sie gebannt auf die Auszählung der Stimmen. Zu Besuch auf zwei Wahlpartys in Frankfurt.
Sie sei ganz schön nervös, sagt Meredith Wicklund. Es ist drei Uhr nachts im Café Ludwig, einem Lokal in der Nähe des Frankfurter Hauptbahnhofs. Auf den großen Monitoren laufen die Nachrichtensendungen von NBC. Die Auszählung der Stimmen in Pennsylvania zeigt die Demokratin Kamala Harris in einigen Landkreisen vorn, in anderen liegt ihr Herausforderer Donald Trump gut im Rennen.
Too early to call - noch ist es viel zu früh für eine Entscheidung in diesem besonders heiß umkämpften Bundesstaat bei den US-Präsidentschaftswahlen.
Daumendrücken für Harris ist angesagt bei den rund 70 Gästen auf der Wahlparty der Democrats Abroad (Demokraten im Ausland). Das macht auch Jeffrey Myers. "Harris steht für die amerikanischen Werte, für Hoffnung und Optimismus", sagt er.
Der 71-Jährige war bis zu seiner Pensionierung Citykirchenpfarrer in Frankfurt und Wiesbaden und versuchte in den vergangenen Wochen wahlberechtigte US-Amerikaner in Deutschland zu überzeugen, für die Kandidatin der Demokraten zu stimmen. Die Zwischenergebnisse zeigen: Das hat offensichtlich nicht geklappt, Trump steuert auf den Sieg zu und erklärte sich zum Sieger. Wicklund und Myers sind zwei von rund 30.000 US-Amerikaner in Hessen, die bei dieser Wahl wahlberechtigt waren.
Auch Carl Landon Taylor hat für Harris gestimmt - was unschwer an seinem blauen Harris-Walz-Shirt zu erkennen ist, das er trägt. Der ehemalige Soldat und Vorsitzende der Democrats Abroad Frankfurt gibt sich siegessicher. "Wir werden gewinnen", sagt er zu früher Stunde.
An den Sieg seines Kandidaten glaubt auch James Marfo - nur heißt sein Kandidat Donald Trump. Marfo feiert auf der "Election Watchparty" des American-German Business Club ein paar Hundert Meter vom Hauptbahnhof entfernt in einem Fünfsternehotel an der Messe.
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Drei Gründe seien wichtig gewesen für seine Entscheidung, sagt Marfo: das Thema Abtreibung, Meinungsfreiheit und das Recht eine Waffe zu besitzen. "Wir brauchen ein starkes Amerika, das seine Grenzen und seine Leute verteidigt. So kann Amerika auch den Rest der Welt verteidigen und Partner sein für die restliche Welt", sagt er.
"Da hättest du nicht für Trump stimmen müssen", wirft sein Freud Rob Allman ein. Dafür sei er auch. Nachdem er früher immer republikanisch gewählt habe, habe er dieses Mal aber demokratisch gewählt. Ausschlaggebend seien für ihn die Vorfälle am 6. Januar 2021 gewesen, als eine von Trump aufgestachelte Meute versuchte, das Kapitol in Washington zu stürmen. "Das war nicht akzeptabel."
Zur "Election Watchparty" des American-German Business Club sind sowohl Demokraten als auch Republikaner gekommen. Das finde sie ganz natürlich, sagt Pat Klipp. "Wir sind alle Amerikaner." Die Sängerin lebt seit vielen Jahren in Deutschland und war früher Vorsitzende der Democrats Abroad in Frankfurt. Sie hat Harris gewählt. "Sie ist gebildet, professionell und sie hat ihre Hausaufgaben gemacht, und sie hat nicht so einen Unsinn im Kopf", sagt sie.
Ähnlich sieht das auch der Texaner Thomas W. Leiser. Obwohl er bekennender Republikaner ist, hat er nicht Trump gewählt. "Er ist eine negative Persönlichkeit, er behandelt Menschen nur ichbezogen. Wenn du gegen ihn bist, dann bist du dumm, und wenn du für ihn bist, dann bist du ein guter Typ. So sollte man nicht mit Leuten umgehen", sagt Leiser.
Zurück zu den Demokraten auf ihrer Party unweit des Hauptbahnhofs. Als schon fast der Morgen graut, schnappt sich Ex-Pastor Myers seinen Mantel. Er gehe jetzt nach Hause, um dort weiter CNN mit seinem Sohn zu schauen, sagt er. US-Wahlen können mitunter lange dauern.
Meredith Wicklund wird noch ein paar Stunden bleiben. "Ich habe mir am Mittwoch Urlaub genommen", sagt sie - und in der Gemeinschaft mit Freunden mache das Feiern besonders Spaß. Und wenn es doch anders kommt, sei es sowieso besser, nicht allein zu sein, sagt die US-Amerikanerin, die vor kurzem die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt hat.