Verfassungsschutz Mitglieder zweier Burschenschaften in Marburg als rechtsextrem eingestuft

Der Verfassungsschutz bewertet Mitglieder der beiden Burschenschaften Germania und Rheinfranken in Marburg als rechtsextrem. Laut Innenministerium gibt es Bezüge zu bekannten rechten Gruppen.

Protest gegen eine erwartete Lesung des österreichischen Rechtsextremisten Sellner: Ende Juli zogen Demonstranten zum Korporationshaus der Marburger Burschenschaft Germania
Protest gegen eine erwartete Lesung des österreichischen Rechtsextremisten Sellner: Ende Juli zogen Demonstranten zum Korporationshaus der Marburger Burschenschaft Germania Bild © picture-alliance/dpa
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Der hessische Verfassungsschutz bewertet die studierenden Mitglieder von zwei Burschenschaften in Marburg als rechtsextrem. Das geht aus einer Antwort des hessischen Innenministers Roman Poseck (CDU) auf eine Anfrage der Grünen hervor.

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Den Sicherheitsbehörden sei bekannt, dass es in der Vergangenheit bei den Mitgliedern vereinzelt Verbindungen zu rechten Gruppen wie "Der III. Weg", "Die Heimat" (früher NPD) und der "Identitären Bewegung" gegeben habe. Bei den beiden Burschenschaften handle es sich um ein Personenpotenzial im niedrigen zweistelligen Bereich.

Es gebe auch Erkenntnisse, wonach die von den beiden Burschenschaften genutzten Verbindungshäuser über mehrere Jahre als Veranstaltungsorte für rechtsextremistische Veranstaltungen dienten. In der Antwort heißt es: "Es liegen Erkenntnisse vor, dass einzelne Mitglieder der Burschenschaft Germania Marburg später Mandats- und Funktionsträger der Jugendorganisation "Junge Alternative" geworden sind."

Tausende ziehen vor Korporationshaus

Die Burschenschaft Germania steht in Marburg seit Jahren in der Kritik. Sie wird dort immer wieder mit der "Neuen Rechten" und der "Identitären Bewegung" in Verbindung gebracht. 2018 und 2019 fanden in ihrem Verbindungshaus etwa Veranstaltungen statt, bei denen prominente Vertreter der rechten Szene auftraten. Einer von ihnen war Alain de Benoist, der als Vordenker der "Neuen Rechten" gilt.

Bekanntes Mitglied der Burschenschaft ist Philip Stein. Er hat Führungsrollen beim "Jungeuropa"-Verlag und beim "Oikos Verlag" inne, die Bücher rechtsextremer Autoren und das Magazin "Die Kehre" publizieren. Auch Texte des österreichischen Rechtsextremen Martin Sellner sind darunter.

Zudem ist Stein Vorsitzender des vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuften Vereins "Ein Prozent". Dabei handelt es sich nach eigenen Angaben um "Deutschlands größtes patriotisches Bürgernetzwerk".

Als im Juli dieses Jahres in Marburg Tausende Menschen gegen den Auftritt Sellners in der Stadt demonstrierten, zogen sie auch zum Korporationshaus der Burschenschaft Germania. Es war vermutet worden, dass der österreichische Rechtsradikale in den Räumlichkeiten der Burschenschaft auftreten sollte.

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Sendung: hr-iNFO,

Quelle: dpa/lhe