Verkehrschaos am Frankfurter Waldstadion Immer mehr Autos und kein Verkehrskonzept
Rund um Fußballspiele und Konzerte im Frankfurter Waldstadion stauen sich regelmäßig viele Autos. Anwohner wehren sich bisher vergeblich dagegen. Und das Chaos dürfte sich bald noch verschlimmern.
Eine Katastrophe nennt Stephan Hannappel die Lage an Heimspieltagen von Eintracht Frankfurt oder rund um Konzerte im Waldstadion: "Die Leute parken wie Sau." Hannappel wohnt 800 Meter Luftlinie vom Stadion entfernt im Stadtteil Niederrad und betreibt dort ein Versicherungsbüro. Bei Großveranstaltungen würden die Bürgersteige zugeparkt, so dass Kinderwagen nicht mehr durch passten. Auch der Bus stecke oft fest. Hannappel, selbst Eintracht-Fan und Dauerkarteninhaber, klagt: Die Stadt schütze die Anwohner nicht vor der Blechlawine.
Die Stadt solle endlich ein Konzept vorlegen, fordert der zuständige Ortsbeirat. Der Appell wurde einstimmig beschlossen, von der CDU bis zur Linken. Das Gremium fordert unter anderem, dass die Stadt Falschparker rigoroser abschleppen lässt und mehr Fahrradparkplätze einrichtet. Außerdem solle der DFB sein Parkhaus für Stadionbesucher freigeben.
Das Chaos werde sich bald noch verschlimmern, befürchtet Ortsvorsteher Christian Becker (CDU). Derzeit wird das Stadion nämlich ausgebaut. Ab kommender Saison finden rund 60.000 Fans im Stadion Platz, 8.500 mehr als bisher.
Bei der EM wird es eng
Zusätzlichen Parkraum gibt es bisher nicht - weder für Autos noch für Fahrräder. Auch die Kapazitäten des Öffentlichen Nahverkehrs sind nicht entsprechend ausgebaut. Dabei naht schon das nächste Großereignis: Die Fußball-Europameisterschaft der Männer im Sommer kommenden Jahres. Fünf Partien sollen im Waldstadion ausgetragen werden.
Bei der EM werde es richtig eng, ist aus dem städtischen Verkehrsdezernat zu hören. Die Tiefgarage unter dem Stadion dürfe nicht genutzt werden, denn die Europäische Fußballunion (Uefa) als Ausrichter sehe ein Risiko für Terroranschläge. Damit fallen über 1.500 Stellplätze weg. Außerdem beanspruche die Uefa hunderte Parkplätze für die Team-Delegationen und ihre eigenen Funktionäre.
Letzter Aufschub beim Naturschutz
Um die Lage zumindest etwas zu entspannen, bekommt die Stadt Rabatt beim Naturschutz. Der Parkplatz an der Isenburger Schneise, mitten im Stadtwald, darf noch bis zur EM weiter genutzt werden. Dabei sollte die Stadt die zwei Hektar große Fläche eigentlich schon seit 18 Jahren wiederaufgeforstet haben, als Ausgleichsfläche für den damaligen Stadionneubau vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Das Regierungspräsidium hat der Stadt einen letzten Aufschub bis zur EM gewährt.
Das heißt aber auch: In gut einem Jahr, nach der EM, fallen die 1.700 Parkplätze der Isenburger Schneise weg. Kurzfristiger Ersatz ist nicht in Sicht. Stattdessen soll die städtische Stadiongesellschaft erst einmal ein Verkehrsgutachten für das gesamte Stadionumfeld erstellen.
Neuer Verkehrsmagnet in Sicht
Die Gutachter sollen dabei einen weiteren Verkehrsmagneten berücksichtigen: die geplante Mehrzweckhalle für über 10.000 Zuschauer. Die Stadt favorisiert einen Standort am Stadion, den jetzigen Parkplatz P9. Der fiele dann auch noch weg. Sollten sich einmal Veranstaltungen in Halle und Stadion überlappen, könnte sich die Auto-Flut vergrößern.
Das ist freilich noch Zukunftsmusik. Der Bau der Halle ist noch nicht beschlossen. Die Stadt konzentriert sich derzeit auf die anstehende Fußball-EM. Das Verkehrsdezernat strebt dabei nach schnellen Parkraum-Lösungen. Ein Sprecher sagt, man führe Gespräche mit Parkhausbetreibern im Umfeld. Konkreter wird das Dezernat auch auf Nachfrage nicht.
Sendung: hr4 für Rhein-Main & Südhessen, 28.04.2023, 12.30 Uhr
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