Nach Abwahl der Vorgängerin Markus Gerlach wird neuer Bürgermeister von Kefenrod
Markus Gerlach (unabhängig) hat die vorgezogene Bürgermeisterwahl in Kefenrod gewonnen. Die Lage der Wetterau-Gemeinde ist schwierig: Die bisherige Bürgermeisterin wurde per Bürgerentscheid abgewählt, die Kassen sind leer.
In der vorgezogenen Bürgermeisterwahl in Kefenrod (Wetterau) hat sich Markus Gerlach (unabhängig) mit 57,5 Prozent der Stimmen gegen seine Herausforderin Julia Schreiter (unabhängig) durchgesetzt. Sie erreichte 42,5 Prozent der Stimmen. Damit übernimmt Gerlach das Bürgermeisteramt in der kleinsten Gemeinde des Wetteraukreises.
Julia Schreiter ist SPD-Mitglied, Markus Gerlach CDU-Mitglied. Beide traten allerdings unabhängig von ihren Parteien an. Im September wurde die bisherige parteilose Bürgermeisterin Kirsten Frömel per Bürgerentscheid abgewählt, mit fast 85 Prozent Ja-Stimmen.
Vor ihrer Abwahl hatte es viel Kritik an Frömels Amtsführung gegeben, etwa rund um einen Kita-Bau und die Unterbringung von Geflüchteten. Am Sonntag wird nun vorgezogen neu gewählt in der ländlichen Gemeinde, die mit rund 2.700 Einwohnerinnen und Einwohnern die kleinste im Wetteraukreis ist.
Der neue Bürgermeister steht vor großen Herausforderungen: Kefenrods Kassen sind leer, im Rathaus hatte es eine Kündigungswelle gegeben. Auch Investitionen mussten verschoben werden.
Markus Gerlach (parteilos)
54 Jahre, Beamter aus Büdingen-Michelau
Ende der weiteren InformationenMarkus Gerlach ist seit 22 Jahren für die CDU in der Stadtverordnetenversammlung im benachbarten Büdingen. Er lebt derzeit in Michelau nahe der Gemeindegrenze, stammt aber ursprünglich aus Kefenrod.
Gerlach sagte, ihm sei wichtig, die Verwaltung wieder aus dem "Krisenmodus" herauszuführen. Die Lage in Kefenrod habe sich in den vergangenen Monaten zwar wieder etwas beruhigt und der ehrenamtliche Gemeindevorstand habe auch einen Haushalt aufgestellt. Zu tun sei dennoch einiges, um langfristig Kosten zu senken und Einnahmen zu steigern.
Gerlach wolle sich für den Ausbau der interkommunalen Zusammenarbeit einsetzen. Konkrete Möglichkeiten sieht er etwa im Bereich Abwasser und bei der Feuerwehr. Er wolle unbedingt Kefenrods Eigenständigkeit erhalten. "Mir ist wichtig, dass Zusammenarbeit mit den Nachbarn auf Augenhöhe funktioniert."
Um mehr Geld einzunehmen, kann sich Gerlach vorstellen, neue Bauflächen für Gewerbe und Privatleute auszuweisen. Auch im Ausbau erneuerbarer Energien sieht er Potenzial.
Konkret würde er sich beispielsweise für Solarenergie auf öffentlichen Dachflächen einsetzen und auch den Bau weiterer Windkraftanlagen auf den bereits bestehenden Flächen prüfen.
Julia Schreiter (parteilos)
43 Jahre, Verwaltungswirtin aus Kefenrod
Ende der weiteren InformationenJulia Schreiter sagte vor der Wahl auf hr-Anfrage, ihr sei besonders wichtig, den Menschen in Kefenrod wieder eine Perspektive zu geben. "Im Wahlkampf habe ich fast an jeder Haustür in Kefenrod geklingelt und dabei viel Verunsicherung wahrgenommen." Als Bürgermeisterin wolle sie den Kontakt zwischen Bürgern und Verwaltung verbessern.
Im Rathaus seien derzeit seien die Telefonzeiten eingeschränkt, kritisierte Schreiter. Für Angelegenheiten im Rathaus brauchen Bürger derzeit einen Termin. "Ich möchte die Verwaltung schnellstmöglich wieder öffnen", sagt die Kandidatin.
Zur heiklen Finanzlage sagte Schreiter, sie wolle etwa Fördergelder besser ausschöpfen als bisher: "Ich würde zum Beispiel schnellstmöglich die Implementierung eines Gemeindepflegers beantragen, was von Land und Kreis gefördert wird."
Zudem wolle sie Betriebe im Ort stärken. Konkret wolle sie sich auch für die Ansiedlung eines Rechenzentrums einsetzen. Steuererhöhungen kommen für Schreiter erst einmal nicht in Frage, sagt sie. "Wir haben bereits die höchsten Hebesätze im Landkreis."
Aber: Die Ausgaben der Gemeinde müssten auf den Prüfstand, etwa die Personalkosten. "Wir müssen uns fragen: Muss ich alles noch alleine machen?" Ihr Ziel sei, die Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden auszubauen und gleichzeitig Kefenrods Selbstständigkeit zu sichern.