Quorum erfüllt Eltviller Bürger stimmen für Windkraft

Mehrere Anläufe, Windräder im Rheingau zu bauen, sind bislang am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. In Eltville könnte sich das nun ändern. Die Bürger entschieden sich bei einer Wahl mehrheitlich für den Bau von Windrädern.

Rotorenblätter eines Windrads
Bild © picture-alliance/dpa
Videobeitrag

Bürgerentscheid – Eltviller Bürger stimmen für Windkraft

hs
Bild © hr
Ende des Videobeitrags

Am Sonntag hatten die Bürgerinnen und Bürger in Eltville am Rhein (Rheingau-Taunus) die Wahl: Sollen künftig Windräder in der Gemeinde gebaut werden oder nicht? Dabei ging es konkret darum, ob die Stadt kommunale Flächen für Windenergie zur Verfügung stellen und eine konkrete Planung für Windparks anstoßen soll.

Der Bürgerentscheid fiel zugunsten der Windkraft aus. 57,4 Prozent der Wählerinnen und Wähler entschieden sich für den Bau von Windrädern, 42,6 Prozent dagegen. Damit der Bürgerentscheid gültig ist, musste das nötige Quorum erreicht werden. Das bedeutet: Mindestens ein Viertel der rund 14.000 Wahlberechtigten musste entweder mit Ja oder Nein stimmen. In Eltville gingen 7.400 Menschen und damit 54,5 Prozent zur Wahl. Das Quorum ist somit erfüllt.

Drei mögliche Flächen als Vorranggebiete

Am 9. Oktober hatten die Stadtverordneten entschieden, dass es ein sogenanntes Vertreterbegehren geben soll. Bürgermeister Patrick Kunkel (CDU) und Stadtverordnetenvorsteher Ingo Schon (CDU) riefen dazu auf, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen und am Sonntag die Stimme abzugeben.

Eltville hat in seinen Höhenlagen drei ausgewiesene Windvorranggebiete, auf denen nun nach dem Bürgerentscheid Windräder errichtet werden könnten. Diese Waldflächen sind teils deutlich von der gravierenden Dürre mehrerer Sommer seit 2018 beeinträchtigt. Eltville nahe der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden gilt als ein Magnet für Ausflügler mit einem malerischen Rheinufer, zahlreichen Baudenkmälern und viel Weinbau.

Gegner und Befürworter der Windkraft

Die Meinungen zur Windkraft in Eltville gehen auseinander. Gerhard Gänsler vom Verein Pro Kulturlandschaft Rheingau hoffte, dass die Bürger in Eltville mit einem Nein zur Windkraft auch ein Signal an die Nachbarkommunen senden. "Der Rheingau ist ein Kleinod unter den Kultur- und Naturlandschaften in Deutschland. Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass er 260 Meter hohe Windräder nicht verträgt."

Andere, wie Helmut Fell vom Verein Umweltzukunft Rheingau, sehen die Region trotz ihrer Denkmaldichte in der Verantwortung, die Energiewende voranzutreiben. Die Windkraft bedeute in erster Linie Unabhängigkeit, sagt Fell. "Sie hat einen großen Effekt auf unsere Klimaneutralität als Kommune und letzten Endes würde sie auch noch eine finanzielle Entlastung für die Bürgerinnen und Bürger bedeuten."

Bürgergesellschaft bereit zum Bau

Einige Menschen in Eltville stehen schon in den Startlöchern, um gemeinsam mit der Stadt die ersten beiden Windräder zu bauen und zu betreiben. Die Bürgergesellschaft Rheingauwind zählt inzwischen 150 Mitglieder, die je 500 Euro Kapital eingelegt haben.

Dass sich die Bürgergesellschaft im vergangenen Jahr gegründet hat, bevor überhaupt eine Genehmigung für einen Windpark vorliegt, sei ungewöhnlich, räumt Klaus Driese von Rheingauwind ein. "Wir haben aber gesagt: Wir müssen die Politik leider vor uns hertreiben, weil nichts passiert, obwohl die Flächen ausgewiesen sind."

2015 hatte es schon einmal einen Bürgerentscheid über Windkraft in der Stadt gegeben. Damals beteiligten sich allerdings zu wenige Menschen.

Weitere Informationen

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 25.02.2024, 19.30 Uhr

Redaktion: Michelle Goddemeier, Brigitta Söling

Ende der weiteren Informationen

Quelle: hessenschau.de