Datenanalyse zur Kommunalwahl Andreas Müller, Mitte 50, Durchschnittskandidat
Bei der Kommunalwahl stehen mehrere zehntausend Kandidaten zur Wahl. Wie alt sind sie eigentlich? Wo treten besonders viele Frauen an? Welche Namen stehen hoch im Kurs? Eine Datenanalyse.
Er ist männlich, Mitte 50, gebildet und heißt Andreas Müller: der durchschnittliche Kandidat für die Kommunalwahl in Hessen. Über 52.000 Politiker treten am kommenden Sonntag für Kreistage, Stadt- und Gemeindevertretungen an. Was sie eint, was sie unterscheidet - ein Überblick.
- Geschlecht: Zwei Drittel sind Männer
- Alter: Der klassische Mitte-50er
- Berufe: Viele Rentner und Pensionäre
- Namen: Müller, Schmidt und Co.
Zwei Drittel sind Männer
Frauen sind bei der Kommunalwahl deutlich in der Unterzahl. Auf jede Kandidatin, die für einen Kreistag oder eine Gemeindevertretung antritt, kommen mehr als zwei Männer. In der hessischen Bevölkerung sieht das anders aus. Hier ist etwas mehr als die Hälfte (51 Prozent) weiblich und 49 Prozent männlich.
Beinahe ausgeglichen ist das Geschlechterverhältnis bei den Grünen. 44 Prozent ihrer Kandidaten sind Frauen. Bei den Linken sind immerhin 36 Prozent der Kandidaten weiblich. Bei AfD und CDU ist deren Anteil auf Gemeindeebene am niedrigsten. Dort sind jeweils nur etwas über ein Fünftel Frauen.
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Für die Kreistagswahlen sieht die Verteilung etwas anders aus. Bei vielen Parteien ist der Frauenanteil auf Kreisebene etwas höher. Hier stellen die Grünen auf 49 Prozent der Listenplätze Kandidatinnen auf, die SPD auf 43 Prozent und die FDP auf 37 Prozent. Die wenigsten Frauen kandidieren für die Freien Wähler (26 Prozent), Die Partei (24 Prozent) und die AfD (21 Prozent).
Die meisten Kandidatinnen gibt es in Hammersbach (Main-Kinzig). Dort machen sie fast die Hälfte aus. Auch in Schwalbach (Main-Taunus) und Habichtswald (Kassel) ist die Frauenquote besonders hoch.
Der klassische Mitte-50er
Der Altersdurchschnitt aller Kandidaten liegt bei 53 Jahren. Frauen und Männer sind im Schnitt gleich alt. Zum Vergleich: Die gesamte Bevölkerung in Hessen kommt mit 44 Jahren auf einen um fast zehn Jahre geringeren Durchschnitt. Grund dafür ist, dass Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren mitgezählt werden, diese aber nicht wählbar sind.
Bei der Satirepartei Die Partei ist der Altersdurchschnitt auf Gemeindeebene am niedrigsten, 39 Jahre alt sind ihre Kandidaten. Die Kandidaten der AfD sind mit einem Schnitt von 56 Jahren die ältesten.
Junges Ulrichstein, altes Kriftel
Die meisten Jungen treten verhältnismäßig in Ulrichstein (Vogelsberg) an. Mehr als ein Drittel aller Kandidaten sind dort unter 35 Jahre alt. Dabei liegt der durchschnittliche Bewohner in Ulrichstein mit 49 Jahren sogar über dem hessenweiten Schnitt.
Mit einem Anteil von 32 Prozent gibt es auch in Offenbach recht viele junge Kandidaten. Das ist nicht erstaunlich, denn Offenbach gehört zu den vier Gemeinden mit dem geringsten Altersdurchschnitt in Hessen.
Viele ältere Kandidaten gibt es in Lautertal (Bergstraße). Hier ist über ein Drittel 65 Jahre oder älter. Ähnlich sieht es in Linden (Gießen), Kriftel (Main-Taunus) und Staufenberg (Gießen) aus.
Von 18 bis 98 Jahre
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Insgesamt ein Fünftel der Kandidaten ist zwischen 18 und 38 Jahren alt. In ganz Hessen sind mehr als ein Viertel der Menschen in dieser Altersgruppe vereint. Den größten Anteil bei den Kandidaten machen die 39- bis 61-Jährigen aus (44 Prozent). Hessenweit liegt der Wert niedriger: bei 33 Prozent.
Etwas weniger Kandidaten sind über 62 Jahre alt (36 Prozent). Dieser Anteil liegt deutlich über dem dieser Altersgruppe in der hessischen Bevölkerung (23 Prozent).
Die jüngsten Kandidaten bei der Kommunalwahl sind 18 Jahre alt. Der älteste Kandidat ist 98 Jahre alt. Er tritt für den Kreistag in Marburg-Biedenkopf an.
Viele Rentner und Pensionäre
Über ein Sechstel aller Kandidaten ist bereits im Ruhestand (17 Prozent). Jeder Zwanzigste studiert an einer Universität (5 Prozent). Diese Zahl ist leicht über dem Hessenschnitt. Denn etwa 4 Prozent der Bevölkerung studieren.
Nicht einmal jeder hundertste Kandidat ist arbeitslos (unter 1 Prozent). Das ist verhältnismäßig wenig: In Hessen sind fast 6 Prozent der Menschen ohne Arbeit.
Den größten Teil machen die Berufstätigen aus (77 Prozent). Vom Lehrer über den Handwerker bis zum Pfleger sind viele Berufe vertreten. Besonders viele Kandidaten sind im öffentlichen Dienst und in der Verwaltung tätig (5 Prozent). Hinzu kommt ein kleiner Teil von Schülern, die bereits über 18 Jahre alt sind (unter 1 Prozent).
Müller, Schmidt und Co.
Es gibt einige Namen auf den Kandidatenlisten, die immer wieder auftauchen. So heißen besonders viele Kandidaten Müller (Platz 1), Schmidt (Platz 2) oder Schneider (Platz 3). Ähnlich beliebt sind die Namen Schäfer und Becker - ein Querschnitt der Bevölkerung: Ganz genau so sieht das Ranking der Top Five der Familiennamen aus.
Auch bei den Vornamen gibt es eindeutige Sieger. So heißen die meisten Frauen Sabine, Karin oder Monika. Ebenfalls oft vertreten sind Susanne und Petra. Diese Namen sind generell in der hessischen Bevölkerung beliebt. Allerdings heißen mehr Hessinnen Ursula als Susanne.
Bei den Männern sind vor allem die Namen Andreas, Christian und Frank beliebt - gefolgt von Jürgen und Klaus. Bei allen Hessen zusammen sieht das etwas anders aus. Hier heißen viele Männer Peter, Michael, Thomas oder Wolfgang. Nur der Name Klaus ist bei Kandidaten und Gesamtbevölkerung ähnlich beliebt.
Hinweis: In einer früheren Version hieß es, in wenigen Kommunen träten ausschließlich männliche Kandidaten für die Gemeindevertretungen an. Das trifft nicht zu. Den Angaben lag eine offenkundig fehlerhafte Datenübermittlung durch das Statistische Landesamt zugrunde.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 12.03.2021, 16.45 Uhr