OB-Wahl in Bad Homburg Drei Kandidaten wollen Alexander Hetjes das Amt streitig machen
Dass Bad Homburg klimaneutral werden soll, darüber sind sich die vier Oberbürgermeisterkandidaten einig. Beim Wann und Wie gibt es allerdings Unterschiede.
Am Klimaschutz kommt in diesem Wahlkampf keiner der Kandidaten vorbei: Im Rennen um den Chef-Posten in Bad Homburg werben alle vier Kandidaten für CO2-Neutralität - aber nicht alle im selben Maß. Außerdem geht es um die Verkehrswende, bezahlbaren Wohnraum und die Digitalisierung. Corona-bedingt präsentieren sich alle vier verstärkt auf ihren Homepages und ihren Social-Media-Kanälen. Vor der Wahl am 14. März stellen wir ihre Schwerpunkte vor.
Alexander Hetjes (CDU): "Bad Homburg - die schönste Stadt Deutschlands"
2015 holte Alexander Hetjes das Oberbürgermeisteramt von den Grünen zurück, jetzt will er es verteidigen: Mit 99 Prozent Zustimmung bei der Kandidatenkür tritt der 41-jährige CDU-Politiker zur zweiten Amtszeit an.
Der gelernte Versicherungskaufmann stammt aus Bad Homburg. Seine Heimatstadt will er "zügig" klimaneutral machen, auf ein festes Datum legt er sich nicht fest. Hetjes verspricht, die CO2-Emissionen der Stadt zu erfassen und Bürger, Wirtschaft und Wissenschaft eng einzubinden. Die Weichen will seine Partei im kommenden Jahr stellen.
Im Wahlkampf blickt er stolz auf die "klimawirksame Energiesparförderung", die die Stadt bereits seit 2001 betreibe. Die Stadt fördere Einsparungen bei Gebäuden, außerdem gebe es zusätzliche Ladestationen für E-Autos. Damit wolle man "die Qualität der Bad Homburger Champagnerluft als Markenzeichen unserer Kurstadt sichern", sagt Hetjes in einem Video, das er auf seinen Social-Media-Kanälen gepostet hat.
Allerdings fällt in Hetjes' Amtszeit auch die missglückte Bewerbung für die Landesgartenschau 2027. Nachdem die Kritik nicht abriss, besonders aus dem Stadtteil Dornholzhausen nahe des geplanten Laga-Geländes, machte er einen Rückzieher.
Stolz ist Hetjes darauf, dass er internationales Tennis zurückgeholt hat: Die Bad Homburg Open sollen als Wimbledon-Vorbereitungsturnier im Juni ausgetragen werden. Schließlich sei die Kurstadt die Wiege des Tennissports auf dem europäischen Festland, lässt er in einem Instagram-Clip verlauten.
Auf dem Weg zur Smart City will Hetjes außerdem in der ganzen Stadt Glasfaserkabel verlegen lassen und die Stadtverwaltung digitaler machen. Der Oberbürgermeister steht nach eigenen Angaben für einen Netzausbau der Stadtbuslinien und plant ein Radverkehrskonzept für eine fahrradfreundlichere Stadt. Er will stärkere Polizeipräsenz und ein modernes Sicherheitssystem.
Thomas Kreuder (SPD): "Mehr wagen"
Der 60 Jahre alte Vize-Ortsvorsteher von Gonzenheim steht nach eigener Aussage für mehr Empathie in der Politik. Willy Brandt ist sein großes Vorbild, wie Thomas Kreuder bei seiner Vorstellung als OB-Kandidat sagte. Brandts Politik habe ihm ermöglicht, als Erster in seiner Familie zu studieren. "Mehr Demokratie wagen" lautet auch Kreuders Leitsatz - wie es sein Idol 1969 als neugewählter Bundeskanzler verkündete.
Der studierte Jurist leitet die Rechtsabteilung des Chemieunternehmens Evonik. Vorher war er unter anderem am Bundesverfassungsgericht und im hessischen Finanzministerium tätig.
Im Ortsbeirat von Gonzenheim ist Kreuder seit 2016. Seitdem ist ihm einiges aufgefallen, was er an der aktuellen Stadtpolitik kritisiert. Während der Corona-Krise hätte er sich für Bad Homburg konkrete Lösungen für Handel und Wirtschaft gewünscht, statt "Parkbänke vernageln zu lassen" - wie es Oberbürgermeister Hetjes anordnete, damit der Sicherheitsabstand gewahrt wird.
Wie bei Hetjes nimmt die Klimaneutralität in Kreuders Wahlprogramm einen wichtigen Stellenwert ein. Um das Ziel bis 2027 zu erreichen, wirbt er für emissionsarme Busse, Tempo 30, "wo nur irgend möglich", klimaneutrale Heizenergie und regenerative Stromerzeugung, zum Beispiel durch mehr Solaranlagen.
Außerdem will Kreuder die Digitalisierung vorantreiben und den Bornberg in Gonzenheim als autofreies Quartier ausweisen. Für Jugendliche plant er einen Skater- und Sportpark. Die Verwaltung soll durch zusammengelegte Fachbereiche schlanker werden.
Alexander Unrath (Grüne): "Mein Dienstwagen ist mein Fahrrad"
Seit zehn Jahren ist Alexander Unrath Stadtverordneter in Bad Homburg, er sitzt dem Kultur-, Freizeit- und Sportausschuss vor. In der Landtagsfraktion der Grünen ist er außerdem für Haushalt, Finanzen und Digitalisierung zuständig.
Der 35-Jährige würde als Oberbürgermeister den Dienstwagen abschaffen. Er sei mit dem Fahrrad unterwegs und so jederzeit ansprechbar für alle, schreibt der Soziologe auf seiner Homepage: "Ich möchte mit den Menschen in Bad Homburg gemeinsam unsere Zukunft gestalten. Dazu gehört der Dialog mit ihnen."
Die Klimaneutralität will er in Bad Homburg bis 2035 erreichen - und damit später als sein Konkurrent von der SPD. Konkret plant er, den städtischen Fuhrpark auf emissionsfreie Antriebe umzustellen. Des Weiteren will er Tempo 30 im ganzen Stadtgebiet einrichten und leise und schadstoffarme Busse kaufen.
"Das Umweltamt soll ein eigenes Ressort werden, damit Klima-, Umwelt- und Naturschutz mehr Priorität in der Stadtverwaltung bekommen", heißt es außerdem in Unraths Wahlprogramm. Es soll unter anderem dafür sorgen, dass aus Bad Homburg eine "Solarstadt" mit Sonnenkollektoren auf den Dächern wird.
Artenvielfalt und Vermeidung von Plastikmüll verstehen sich für den Grünen von selbst. Die Betreuung von Kindern und Jugendlichen liegt ihm nach eigener Aussage ebenfalls am Herzen, er will Familienzentren einrichten. Was die Wirtschaft betrifft, so will er besonders Start-ups fördern, die sich in Bad Homburg ansiedeln möchten.
Armin Johnert (BLB): "Unabhängig - geradlinig - ökologisch"
Für die Bürgerliste Bad Homburg (BLB) geht ihr Fraktionsvorsitzender Armin Johnert ins Rennen. Auf seiner Webseite präsentiert er sich als Garant für bürgernahe, transparente Politik: "Geradlinigkeit und Unabhängigkeit bedeutet für mich, dass ich immer die Interessen der Menschen in Bad Homburg im Fokus haben werde. Da ist es einfacher, wenn man nicht innerhalb von Parteigrenzen und Koalitions-Schablonen denkt und handelt."
Seine wichtigste Aufgabe sieht er darin, den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Er wolle für die Menschen da sein, die nicht so gut durch die Corona-Krise gekommen sind, sagte Johnert in der hessenschau. Um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, möchte er eine städtische Wohnungsbaugesellschaft gründen.
Der 60-jährige Diplom-Volkswirt kommt ursprünglich aus dem Harz. Er ist der bunte Vogel unter den Kandidaten: Bisher war er Gitarrist, Sänger, DJ und Musikjournalist. Derzeit betreibt er einen Weinladen in Bad Homburg. Als OB will er sich für ein Musikfestival für Jugendliche einsetzen.
Seine Ziele sind aber auch grün angehaucht: Johnert sitzt seit Jahren im Vorstand beim Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). Auch er wünscht sich ein klimaneutrales Bad Homburg - und zwar schon im Jahr 2025. In seinem Wahlprogramm wirbt er für Frischluftschneisen. Außerdem sei er stolz darauf, dass der Stadtwald doch nicht für die geplante Golfplatzerweiterung weichen musste und die Tannenwaldallee so ursprünglich bleibt wie bisher. Das habe er zusammen mit der BLB erreicht, sagt Johnert.
Seiner Meinung nach sollen historische Gebäude der Stadt erhalten bleiben. Er ist gegen eine Bebauung des Bornbergs in Gonzenheim, die die Stadt derzeit prüft.
Politik sollte generell transparent sein, nicht intrigant, findet Johnert. Deshalb schreibe er während des Wahlkampfs ein Online-Politik-Tagebuch.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 04.03.2021, 19.30 Uhr