Partei-Hochburgen Wo die SPD noch über 90 Prozent holte und die Freien Wähler alle schlugen

Welche Partei hat wo besonders gut abgeschnitten - und wo gab es Überraschungen? Ein Blick auf die Hessen-Karte zeigt: Hochburgen haben nahezu alle Parteien.

Roter Stift und gemaltes Kreuzchen auf einem Zettel
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Kommunalwahl – Alle sind Sieger

hessenschau vom 15.03.2021
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Der Osten Hessens ist traditionell tiefschwarz, und dieses Bild zeigt sich auch bei der Kommunalwahl 2021 - zumindest nach Auszählung der Stimmzettel mit einfachem Listenkreuz (Trendergebnis). In ihrer Hochburg Nüsttal (Fulda) erreicht die Partei demnach 67,2 Prozent der Stimmen. Ihr bestes Ergebnis auf Kreisebene fährt die CDU laut Trendergebnis in Fulda (42,6 Prozent) ein. Dort setzt sich allerdings auch ein leichter Abwärtstrend fort: 2016 hatte die CDU im Kreis erstmals keine absolute Mehrheit mehr erreicht, nun würde sie weitere vier Prozentpunkte verlieren. In der Stadt Fulda käme die CDU noch auf 42,3 Prozent (-4,2).

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Bewertung der Trendergebnisse

Grundlage für diesen Bericht sind die Trendergebnisse der hessischen Kommunalwahlen, da mit Stand Dienstagnachmittag noch nicht alle vorläufigen Ergebnisse vorlagen.

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Die SPD ist traditionell im Norden stark. Doch die Zeiten, in denen die Sozialdemokraten dort flächendeckend absolute Mehrheiten gewannen, sind lange vorbei. Im Kreis Kassel kommen die Sozialdemokraten mit 39,4 Prozent auf ihr stärkstes Wahlkreisergebnis. In Breuna (Kassel) erzielt die SPD in der Gemeindevertretung 66,5 Prozent der Stimmen und gewinnt damit 5,6 Prozentpunkte hinzu - die CDU verliert im gleichen Maße. Getoppt wird das allerdings noch von Ludwigsau (Hersfeld-Rotenburg): Hier erhalten die Sozialdemokraten ganze 90,8 Prozent, zur Wahl stand dort außerdem die FDP.

Eine Karte zeigt die Wahlsieger in den Landkreisen.
Alle Landkreise nach Wahlsiegern (App-Nutzer bitte auf das Bild klicken). Bild © hessenschau.de

Grüne in den Städten stark, zwei FDP-Hochburgen

Die Grünen konnten vor allem in den Städten deutlich zulegen. In Kassel zogen sie am Sonntag mit 28,2 Prozent an der SPD vorbei, auch in Frankfurt könnten sie laut Trendergebnis erstmals stärkste Partei im Römer werden. Weitere Hochburgen sind demnach Gießen (29,7 Prozent) und Marburg (27,5 Prozent). Die meisten Listenstimmen erreichten die Grünen in Seeheim-Jugenheim im Kreis Darmstadt-Dieburg. Dort erreichen sie 36,2 Prozent. In zahlreichen Gemeinden in Nord- und Osthessen traten die Grünen dagegen nicht mit eigenen Listen an.

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Partei-Hochburgen als Karte

Unsere Karte zeigt, in welchen Städten und Gemeinden die einzelnen Parteien angetreten sind. Per Klick auf den Parteinamen können Sie die jeweilige Partei auswählen. Je dunkler die Farbe, desto höher der Stimmenanteil der Partei in der jeweiligen Gemeinde oder Stadt.

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Die FDP konnte sich in zwei Gemeinden durchsetzen: In Bruchköbel (Main-Kinzig) erreichte sie mit 24,4 Prozent die meisten Listenstimmen und legte im Vergleich zu 2016 um 15,7 Prozentpunkte zu. In Rosenthal (Waldeck-Frankenberg) kamen die Liberalen beim Trendergebnis sogar auf 37,9 Prozent (+12,2).

In ihrer ehemaligen Hochburg Steinbach (Taunus) büßten die Liberalen hingegen 14,4 Prozentpunkte ein und kamen noch auf 24,6 Prozent. Das könnte damit zusammenhängen, dass der liberale Bürgermeister Stefan Naas inzwischen durch CDU-Mann Steffen Bonk ersetzt wurde.

Wählergruppen legen in Mittelhessen zu

Bei Kommunalwahlen kommen Wählergruppen und Freien Wählern häufig eine größere Rolle zu als bei anderen Wahlen. Insbesondere in Mittelhessen ist unsere Karte mit den Wahlsiegern besonders häufig türkis gefärbt: Dort holte eine Wählergruppe die meisten Stimmen. Die absolute Mehrheit erreichten die Freien Wähler laut Trendergebnis zum Beispiel in Freiensteinau (Vogelsberg).

In Lich (Gießen) erhielten die Bürger für ein lebenswertes Lich mit 26,7 Prozent aus dem Stand die meisten Listenkreuze. Am Dienstagnachmittag lagen sie bei der Auszählung der kumulierten und panaschierten Stimmen nur knapp hinter den Grünen auf Platz zwei.

AfD und NPD mit Verlusten

Die AfD büßte im Vergleich zur Kommunalwahl 2016, die Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) als "Protestwahl" bezeichnet hatte, deutlich ein. Hatte sie damals in fast allen Kreisen zweistellige Ergebnisse eingefahren, so kam sie laut Trendergebnis dieses Mal nur noch in vier ost- und südosthessischen Kreisen (Fulda, Hersfeld-Rotenburg, Vogelsberg, Main-Kinzig) auf über zehn Prozent: In Fulda (11,5 Prozent) erreichte sie ihre meisten Stimmen auf Kreisebene.

In Hirzenhain (Wetterau), wo die Partei 2016 ihre landesweite Hochburg hatte und fast ein Viertel aller Stimmen bei der Kreiswahl einfuhr, kam sie laut Trendergebnis auf 16,8 Prozent der Stimmen.

Die rechtsextreme NPD kam ebenfalls an zwei Orten auf zweistellige Ergebnisse: In Altenstadt (Wetterau), wo NPD-Mann Stefan Jagsch mit seiner Wahl zum Ortsvorsteher international Schlagzeilen gemacht hatte, kam die Partei auf 11,1 Prozent. In Leun (Lahn-Dill) erhielt sie 10,0 Prozent (-1,1). In anderen Hochburgen der vergangenen Kommunalwahlen verloren die Rechtsextremen dagegen deutlich Stimmen: In Wetzlar kam sie nur noch auf 1,1 Prozent (-6,6), in Büdingen (Wetterau) auf 3,3 Prozent (-6,9). In Büdingen war die AfD in diesem Jahr zum ersten Mal für die Stadtverordnetenversammlung und kam aus dem Stand auf 7,1 Prozent.

DKP bleibt in Reinheim stark

Zweistellige Trendergebnisse fuhr die Linke in Kassel (10,6 Prozent) und dem mittelhessischen Wetter (10,4 Prozent) ein. In Marburg, wo sie als Wählergruppe und nicht als Partei antrat, erreichte die Linke 11,7 Prozent. Auch 2016 hatte sie dort ihre hessenweite Hochburg.

Die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) hat eine Hochburg in Reinheim (Darmstadt-Dieburg). Im Vergleich zu 2016 verlor sie dort laut Trendergebnis aber 2,9 Prozentpunkte und kam auf 8,2 Prozent der Stimmen. Im Stadtteil Ueberau, Hessens "rotem Nest", erreichte die DKP bei der Wahl des Ortsbeirats nach Stand von Montag sogar 43,8 Prozent und landete damit weit vor der SPD.

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Trendergebnis, vorläufiges Ergebnis, Endergebnis

Zur Ermittlung der Ergebnisse haben die Wahlhelfer Sonntagnacht zuerst nur die Stimmzettel mit einem einfachen Listenkreuz ausgezählt. Daraus leitet sich das Trendergebnis ab. Alle anderen Stimmzettel fließen ab Montag in die vorläufigen Ergebnisse ein. Das amtliche Endergebnis liegt spätestens zwei Wochen nach der Wahl vor.

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In welchen Gemeinden besonders viele Wähler gewandert sind und welche Parteien davon profitiert haben, zeigt unsere Karte.

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Sendung: hr-fernsehen, #hrWahl - hessen hat gewählt, 15.03.2021, 19.30 Uhr

Quelle: hessenschau.de/Anja Engelke/Jan Eggers