Bergstraße vor der Kommunalwahl Wirtschaftsregion auf Erfolgskurs - auch nach Corona?

Die Lage zwischen zwei Ballungsräumen stellt den Kreis Bergstraße vor besondere Herausforderungen bei Verkehrsprojekten. Profitieren sollen davon sowohl ländliche Regionen wie der Odenwald als auch das Klima. Die geplante ICE-Trasse zwischen Frankfurt und Mannheim bleibt umstritten.

Marktplatz Heppenheim mit Fachwerkhäusern
Der Heppenheimer Marktplatz mit seinen Fachwerkhäusern. Bild © picture-alliance/dpa
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Bergstraße vor Landratswahl

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So lebt man hier:

Der Kreis Bergstraße liegt zwischen zwei Metropolregionen: der Region Rhein-Neckar und dem Rhein-Main-Gebiet. Das sorgt für niedrige Arbeitslosenzahlen und macht die Bergstraße auch als Wirtschaftsstandort attraktiv – sowohl für mittelständische Unternehmen als auch für Global Player wie Suzuki, SAP, Dentsply Sirona oder TE Connectivity. Zudem bieten die vier Teilregionen Bergstraße, Neckartal, Odenwald und Ried einen hohen Freizeitwert.

Die Herausforderungen der Region:

Schon seit Jahren zieht es immer mehr Menschen zum Wohnen in den Kreis Bergstraße. Auch die Geburtenrate steigt. Inzwischen leben hier mehr als 270.000 Menschen. Vor 20 Jahren waren es noch knapp zehntausend weniger.

Das spüren längst nicht mehr nur die großen, wirtschaftlich starken Städte an der Bergstraße wie Heppenheim und Bensheim, sondern die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum steigt auch im Ried, dem Neckartal und dem Odenwald.

Deshalb stehen hier weiterhin Themen wie die medizinische Versorgung im ländlichen Raum und der Ausbau der digitalen Infrastruktur weit oben auf der Agenda. Auch die Frage nach einer zukunftsfähigen Mobilität und Verkehrsanbindung wird immer wichtiger. Denn um schnell und umweltfreundlich zur Arbeit in die umliegenden Großstädte zu kommen, wollen Pendler nicht nur das Auto, sondern auch den ÖPNV oder das Fahrrad nutzen.

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Das Topthema vor der Wahl:

Ganz oben auf der Sorgenliste der Bergsträßer dürfte die Frage nach den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Region stehen. Schließlich trifft die Pandemie auch das Hotel- und Gaststättengewerbe, das an der Bergstraße neben dem Tourismus auch von Geschäftsreisenden und Messebesuchern profitiert. Viele Gastronomen und Ladenbesitzer bangen nun um ihre Existenz. Neben steigenden Arbeitslosenzahlen wird deshalb auch Leerstand in den Innenstädten befürchtet – beides gilt es zu verhindern.

Ebenfalls im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zählt der Ausbau der digitalen Infrastruktur an Schulen weiter zu den Topthemen. Es geht etwa darum, alle Schulen im Kreis mit WLAN auszurüsten und die Schülerinnen und Schüler mit digitalen Endgeräten zu versorgen.

Das beschäftigt die Menschen noch:

Um das einstige Dauerthema im Kreis Bergstraße – das Atomkraftwerk Biblis – ist es weitgehend still geworden. Die Rückbauarbeiten schreiten voran und mit den sechs Castor-Behältern aus dem britischen Sellafield wurden im November die letzten noch erwarteten Castoren mit Atommüll im Zwischenlager Biblis eingelagert.

Dafür wird das Thema Umwelt- und Klimaschutz immer wichtiger, das es mit geplanten Infrastrukturprojekten im Kreis Bergstraße zu vereinen gilt – wie etwa dem Ausbau der B38 bei Mörlenbach oder den Planungen der ICE-Trasse zwischen Frankfurt und Mannheim. Die Pläne der Deutschen Bahn stoßen insbesondere in Einhausen, Lorsch und Lampertheim auf massive Kritik.

Bedenken gibt es neben der befürchteten Lärmbelastung vor allem wegen der geplanten Eingriffe in die Umwelt. Denn obwohl die Bahn einen Großteil der Strecke unterirdisch verlaufen lassen will, soll der Tunnel quer durch das Lampertheimer Forstgebiet von oben gelegt und nicht ins Erdreich gebohrt werden. Das könnte den durch die trockenen Sommer ohnehin schon geschwächten Wald noch weiter schädigen.

So ist die politische Ausgangslage im Landkreis:

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Nach der Kommunalwahl 2016 saßen zunächst sieben Parteien und Wählergemeinschaften im Kreistag. Die mit Abstand größte Fraktion ist nach wie vor die CDU – sie hat 24 der insgesamt 71 Sitze inne und koaliert zur Zeit mit der SPD-Fraktion, die 17 Mitglieder hat.

In der AfD-Fraktion kam es seit der letzten Wahl gleich zweimal zum Bruch: Nach einem Streit mit dem damaligen Fraktionsvorsitzenden Rolf Kahnt – der nach internen Zerwürfnissen inzwischen auch aus der AfD-Fraktion im Landtag geflogen ist – wechselten zwei AfD-Kreistagsabgeordnete zur FDP. Drei weitere Mitglieder gründeten eine eigene Fraktion, die "Alternative Bergstraße". Von den elf AfD-Fraktionsmitgliedern blieben sechs übrig.

Diese Entscheidungen stehen noch an:

Der Kreis Bergstraße wählt am 14. März auch einen neuen Landrat. Christian Engelhardt (CDU) ist seit 2015 im Amt und wurde vom CDU-Kreisparteitag mit 97-prozentiger Unterstützung in die Landratswahl 2021 geschickt. Sein Herausforderer ist Karsten Krug (SPD), seit 2016 hauptamtlicher Kreisbeigeordneter im Kreis Bergstraße. Die Grünen haben als Kandidatin Evelyn Berg aufgestellt, die bereits seit 2001 Mitglied des Bergsträßer Kreistags ist.

In drei Kommunen stehen außerdem Bürgermeisterwahlen an. In Mörlenbach verzichtet Bürgermeister Jens Helmstädter (unabhängig) auf eine weitere Amtszeit. Die FDP hat Christian Seiler aufgestellt, außerdem treten die beiden unabhängigen Kandidaten Erik Kadesch und Bernhard Kraus an.

In Viernheim kandidiert Bürgermeister Matthias Baaß (SPD) dagegen erneut. Es wäre bereits seine fünfte Amtszeit. Streitig machen wollen ihm das gleich vier Gegenkandidaten: Bernhard Kammer (CDU), Thomas Klauder (Grüne), Ralf Kempf und Wolfram Theymann (beide unabhängig).

Ohne Gegenkandidat tritt in Fürth im Odenwald Bürgermeister Volker Oehlenschläger (CDU) an. Er ist bereits seit 2009 im Amt.

Hier wird die Wahl eine klare Angelegenheit:

Es ist davon auszugehen, dass die Wahl keine großen Überraschungen bringen wird. Der aktuelle politische Kurs der amtierenden Bergsträßer Politiker während der Corona-Pandemie stößt auf hohe Zustimmung in der Bevölkerung. Größere parteipolitische Auseinandersetzungen im Vorfeld der Wahl gelten als unwahrscheinlich.

Hier gab es im Vorfeld der Wahl eine Überraschung:

Überraschend kam im November 2020 die Wahl der unabhängigen Kandidatin Christine Klein zur Bensheimer Bürgermeisterin, die sich gegen Amtsinhaber Rolf Richter (CDU) durchgesetzt hat. Sie ist damit zugleich die erste Rathauschefin ohne CDU-Parteibuch und die erste Frau im Amt in der Geschichte Bensheims.

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 27.02.2021, 19.30 Uhr

Quelle: hessenschau.de