Darmstadt-Dieburg vor der Kommunalwahl Wo Spargel wächst und Hightech blüht

Im sandigen Ried wird mit dem Anbau von Spargel und Erdbeeren noch immer gutes Geld verdient. Den wichtigsten Wirtschaftszweig bilden aber längst Unternehmen der Hightechbranche. Sorgen bereiten die Verkehrsbelastung und der Zustand des Waldes.

Arbeiter beim Spargel stechen
Ein Arbeiter bei der mühsamen Spargelernte. Bild © picture-alliance/dpa
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So lebt man hier:

Der westliche Teil des Kreises gehört landschaftlich zum Hessischen Ried, der südwestliche zur Bergstraße. In Messel gibt es mit der Fossilien-Fundstätte Grube Messel ein UNESCO-Welterbe. Auch die Veste Otzberg oder das Schloss Lichtenberg in Fischbachtal sind beliebte Ausflugsziele im Osten der Region.

Im sandigen Ried verdienen Bauern mit dem Anbau von Spargel und Erdbeeren noch immer gutes Geld. Den wichtigsten Wirtschaftszweig bilden aber längst Hightech-Unternehmen. Sie entwickeln zum Beispiel Schweiß-Roboter, Lasermess-Systeme oder IT-Technik für die Medizinbranche. Rund um die Städte Dieburg und Groß-Umstadt haben sich auch der Motorsägen-Hersteller Stihl, der Schichtstoff-Platten-Produzent Resopal und die Haushaltsartikel-Firma Tupperware angesiedelt.

Die Chancen und Herausforderungen der Region:

Der westliche Teil von Darmstadt-Dieburg profitiert von seiner Spitzenlage im Rhein-Main-Gebiet. Der Frankfurter Flughafen liegt direkt vor der Haustür, ebenso die A5 und A67. Das bringt aber auch eine erhebliche Verkehrs- und Lärmbelastung für die Region mit sich.

Auch Pendler aus dem östlichen Kreisgebiet stehen morgens oft im Stau. Alternativen für die gescheiterte Nord-Ost-Umgehung von Darmstadt gibt es nicht. Dafür hat der Kreistag im Sommer einer Straßenbahnverbindung zwischen Darmstadt und Groß-Zimmern zugestimmt. Auch die Strecke der Odenwaldbahn soll ausgebaut werden.

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Das Topthema vor der Wahl:

Investitionen in Schulen, Kliniken, Digitalisierung und den öffentlichen Nahverkehr: Trotz Corona-Krise schöpft der Kreis weiter aus dem Vollen. Mitte Dezember wurde mit den Stimmen der Ampelkoalition der Haushalt für dieses Jahr beschlossen - ein Etat von fast 560 Millionen Euro mit einem Fehlbetrag von 11 Millionen Euro, bezahlt von den 23 Kommunen über die Kreisumlage.

Die Opposition lehnte den Haushaltsplan fast geschlossen ab, nur die AfD enthielt sich. Kritisiert werden die hohen Zuschüsse für den ÖPNV (2021: 19,5 Millionen Euro) und für die Kreiskliniken (2021: 7 Millionen Euro). Die Oppositionsparteien fordern stattdessen einen strikten Sparkurs, weil die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie für die Kommunen noch gar nicht absehbar seien und sich der erwartete Einbruch bei den Steuereinnahmen in den kommenden Jahren auch auf den Kreisetat auswirken werde.

Das beschäftigt die Menschen noch:

Der Mangel an Hausärzten fordert die Kreispolitik seit Jahren. Der Kreis betreibt inzwischen sechs medizinische Versorgungszentren mit angestellten Haus- und Fachärzten – ein bundesweit beachtetes Konzept gegen den Ärztemangel.

Sorgen bereitet im hessischen Ried zudem der Wald. Für Klima und Naherholung hat er eine enorme Bedeutung, der Erhalt des Waldes ist aber eine Herausforderung. Denn viele Bäume sind nach den vergangenen drei Dürresommern und wegen Pilzbefalls oder Schädlingen wie dem Maikäfer stark geschädigt oder abgestorben.

So ist die politische Ausgangslage im Landkreis:

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Trotz eines Abwärtstrends bei den vergangenen Kreiswahlen wurde die SPD auch 2016 wieder stärkste Fraktion im Kreistag (31,9 Prozent) und koaliert seither in einem Dreierbündnis mit den Grünen und der FDP. Zweitstärkste Kraft im Kreistag ist die CDU, die seit Jahren die Opposition anführt.

Im Kreistag vertreten sind zudem die AfD, die Linke, ein Fraktionsbündnis von Freien Wählern und der Piratenpartei sowie die Fraktion21, die dieses Mal ebenso wie die Piratenpartei nicht mehr antritt. Zugelassen sind in diesem Jahr aber noch Bewerberlisten der unabhängigen Wählergemeinschaft UWG, der "Partei", der Klimaliste Darmstadt-Dieburg und der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP).

Hier wird die Wahl besonders spannend:

Ueberau, ein Stadtteil von Reinheim, wird auch "Rotes Dorf" genannt, weil es in Hessen die Hochburg der DKP ist. Im Ortsbeirat wurden die Kommunisten bei der letzten Kommunalwahl mit 39 Prozent stärkste Fraktion. Seit 1972 ist die DKP außerdem durchgehend im Reinheimer Gemeinderat vertreten, 2011 bekam sie 11 Prozent der Stimmen. In diesem Jahr tritt die DKP erstmals auch zur Kreistagswahl Darmstadt-Dieburg an.

Das sind die wichtigsten Köpfe:

Seit 2009 ist Klaus-Peter Schellhaas (SPD) Landrat und will sein Amt Ende Mai ein zweites Mal verteidigen. Als Verwaltungschef strebt er zwar kein Kreistagsmandat an, dennoch kandidiert er auf dem Spitzenplatz der Sozialdemokraten - gefolgt von Roßdorfs Bürgermeisterin Christel Sprößler und Jens Zimmermann, der für die SPD auch im Bundestag sitzt.

Bekanntester Kopf in den Reihen der Opposition ist Manfred Pentz, Generalsekretär der Hessen-CDU. Für die Kreiswahl kandidiert er auf Platz drei hinter der Bundestagsabgeordneten Astrid Mannes und Fraktionschef Lutz Köhler.

Auf Listenplatz eins bei den Grünen steht Claudia Schlipf-Traup, bei der AfD Bärbel van Dijk, bei der FDP Ingo Jeromin, bei den Freien Wählern Karl-Heinz Prochaska, bei der DKP Walter Busch-Hübenbecker, bei der Klimaliste Stefanie Heß, bei der "Partei" Roland Hardt sowie bei der UWG Jörg Rupp.

Diese Entscheidungen stehen noch an:

In Roßdorf strebt Bürgermeisterin Christel Sprößler (SPD) am 14. März ihre dritte Wiederwahl an. Sie ist die einzige Kandidatin.

Hier krachte es im Vorfeld der Wahl:

Über den Termin für die ebenfalls in diesem Jahr anstehende Landratswahl wurde im Kreistag heftig gestritten. Die SPD mit ihrem Amtsinhaber Klaus-Peter Schellhaas wollte sie gerne mit der Kommunal- und Kreiswahl zusammenlegen. Die Argumente der Sozialdemokraten: Kosten sparen, die Wähler in Corona-Zeiten nicht unnötig oft an die Urne bitten, außerdem seien ehrenamtliche Wahlhelfer momentan nur schwer zu finden.

Die Opposition von CDU, Linken, AfD und Freien Wählern/Piraten, aber auch die Koalitionspartner Grüne und FDP stimmten dagegen. Einstimmiger Tenor: Eine Trennung der Wahlen sei wichtig für den demokratischen Prozess. Gewählt wird der neue Landrat nun erst am 30. Mai.

Quelle: hessenschau.de