Odenwaldkreis vor der Kommunalwahl Im Süden viel Streit über Windkraft

Der Odenwaldkreis hat vor allem für junge Familien viel zu bieten. Viele Gemeinden freuen sich über Zuwachs - gleichzeitig aber sterben die Innenstädte aus. Auch das Thema Windkraft sorgt im Kreis für große Spannungen.

Windkrafträder im Odenwald
Sind die Windräder das Ende des Naturparks Odenwald? Bild © picture-alliance/dpa
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So lebt man hier:

Der Odenwaldkreis ist mit etwas weniger als 100.000 Einwohnern der bevölkerungsärmste Landkreis Hessens. Wegen seiner etwas abgelegenen Lage und der vielen kleinen Städte und Gemeinden sind Immobilien im Odenwald deutlich günstiger als in den Ballungsräumen rundherum. Gerade deshalb zogen zuletzt immer mehr junge Familien in den Kreis. Allerdings ist die Verkehrssituation zum Teil schwierig - ohne Auto kommt man schwer von A nach B.

Neben vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen ist Pirelli der größte Arbeitgeber des Odenwaldkreises - der Reifenhersteller hat seinen Deutschlandsitz in Breuberg. Mit seinen vielen Wäldern und dem Geo-Naturpark ist der Odenwald außerdem bei Urlaubern beliebt. Im Corona-Jahr waren Campingplätze, Pensionen und Hotels wochenlang ausgebucht.

Die Herausforderungen der Region:

Die Bevölkerung im ländlichen Odenwaldkreis wird immer älter, die Jugend zieht es in die umliegenden Städte. Problematisch ist das Aussterben der Innenstädte in Michelstadt, Erbach, Bad König und Breuberg. Viele kleinere Geschäfte können der Konkurrenz aus den Großstädten oder dem Internet nicht standhalten und geben auf. Der Kreis möchte da nun gegensteuern und Anreize für Inhaber und Käufer schaffen.

Die Verkehrswende gestaltet sich im Odenwaldkreis schwierig. Die Mehrheit der Bürger setzt nach wie vor auf das eigene Auto, denn öffentliche Verkehrsmittel sind vor allem in den kleineren Gemeinden selten unterwegs. Der Kreis versucht mit einem subventionierten Taxi, dem "TaxOmobil", gegenzusteuern. Zudem wird viel über eine Erweiterung der Odenwaldbahn diskutiert. Sie ist das wichtigste öffentliche Verkehrsmittel im Kreis, vor allem für Pendler.

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Das Topthema vor der Wahl:

Das Topthema ist seit Jahren die Windkraft. Im Kreis gibt es viele Vorrangflächen, um dort Windkraftanlagen zu errichten. Bürgerinitiativen und Gemeindevertreter wehren sich aber gegen den Bau weiterer Anlagen, weil sie neben Umweltschäden befürchten, dass sich die Anlagen nicht rentieren und sie sich zum Teil von Windkraftanlagen umzingelt sehen. Nur die Grünen bleiben standhaft und setzen sich offen für neue Windräder ein.

Das beschäftigt die Menschen noch:

Wegen sinkender Steuereinnahmen durch die Corona-Pandemie müssen in diesem Jahr fast alle Kommunen den Gürtel enger schnallen. Umso wichtiger ist für die Bürger, dass das Geld sinnvoll eingesetzt wird, vor allem im Bereich Verkehr.

Viele Odenwälder pendeln in die nächstgrößeren Städte wie Frankfurt oder Darmstadt und sind dementsprechend auf freie Straßen und ein gutes Schienennetz angewiesen. Beides ist im Odenwaldkreis ausbaufähig - Bürgerinitiativen und Umweltschutzverbände fordern vor allem die Erweiterung der Odenwaldbahn und eine Reaktivierung der Gersprenztalbahn.

Zudem wird in den Stadt- und Gemeindeparlamenten viel über neue Baugebiete diskutiert. Wegen des Zuzugs von Familien werden diese dringend gebraucht, gleichzeitig wehren sich Umweltschützer gegen die Zerstörung und Versiegelung von Grünflächen.

So ist die politische Ausgangslage im Kreis:

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Politisch wird der Landkreis von einer großen Koalition aus SPD und CDU regiert - dabei hat die SPD im Kreistag die Mehrheit. Bei der letzten Kreistagswahl 2016 haben CDU und Grüne deutlich verloren, während die AfD gleich 13 Prozent der Stimmen für sich verbuchen konnte. Die Überparteiliche Wählergemeinschaft ist im Odenwaldkreis die drittstärkste Kraft. Der Landrat des Odenwaldkreises ist seit 2015 Frank Matiaske von der SPD.

Das sind die wichtigsten Köpfe:

  • Auf der Kandidatenliste der SPD steht der amtierende Landrat Frank Matiaske, er strebt eine weitere Amtszeit als Landrat an. Auf dem zweiten Listenplatz der SPD steht Rüdiger Holschuh aus Erbach, danach folgt Dominique Deutsch aus Oberzent. 
  • Die Grünen haben Petra Neubert aus Michelstadt auf den ersten Listenplatz gesetzt, sie bewirbt sich auch als Landrätin des Odenwaldkreises.
  • Die Liste der CDU wird vom Kreisvorsitzenden Kevin Schmauß aus Mümling-Grumbach angeführt. Andreas Rotzinger kandidiert für das Amt des Landrates.
  • Spitzenkandidat der FDP im Odenwaldkreis ist der Landtagsabgeordnete Moritz Promny aus Michelstadt.
  • Die Liste der Überparteilichen Wählergemeinschaft (ÜWG) führt Tobias Robischon an. Die ÜWG hat sich in diesem Jahr gegen einen eigenen Kandidaten für das Amt des Landrates entschieden.
  • Dafür bewirbt sich aber Andreas Wagner - er möchte ohne Parteizugehörigkeit Landrat werden, steht aber in gutem Kontakt zur AfD.
  • Die Linke geht mit Spitzenkandidatin Marlene Wenzl in die Kreistagswahl.

Hier könnte es besonders spannend werden:

Landrat und SPD-Spitzenkandidat Frank Matiaske ist im vergangenen Sommer wiederholt in Kritik geraten, was seinen Umgang mit der Corona-Pandemie angeht. Unter anderem hatte er lange darauf beharrt, nicht herauszugeben, in welchen Städten und Gemeinden im Kreisgebiet es wie viele Infizierte gibt - nach seiner Aussage, um eine "Hetzjagd" zu vermeiden.

Momentan stellt sich die Frage, ob die SPD trotzdem wieder ähnliche Erfolge erzielen wird wie in den letzten Jahren - denn traditionell sind die Sozialdemokraten im Odenwald stärkste Kraft. Es ist wahrscheinlich, dass stattdessen die Grünen einige Sitze im Kreistag ergattern werden. Wer am Ende eine Mehrheit bilden wird, ist bisher kaum abzusehen.

Diese Entscheidungen stehen noch an:

In Michelstadt wird ein neuer Bürgermeister gewählt. Nach dem Amt streben der Sozialdemokrat Roger Tietz, die Christdemokratin Sandra Allmann, Jonas Schönefeld von den Grünen, Tobias Robischon von der ÜWG und der parteilose Dirk Freitag. Der amtierende Bürgermeister Stephan Kelbert (unabhängig) tritt nicht mehr an.

Quelle: hessenschau.de