Waldeck-Frankenberg vor der Kommunalwahl Tourismusregion ringt um Wasser und Windräder
Wintersport, Nationalpark, Seen: Trotz Corona setzt der Kreis auf die Tourismus-Karte. Auch deshalb wird der Kampf um Windräder oder das Wasser im Edersee teils heftig geführt. Für die große Koalition könnte der Wilke-Skandal Folgen haben.
- Die Region
- Die Themen vor der Wahl
- Die politische Ausgangslage
- Die wichtigsten Köpfe
- Diese Entscheidungen stehen noch an
So lebt man hier:
Die Region zwischen Twiste-, Diemel- und Edersee setzt voll auf den Tourismus. Trotz der Corona-Schutzmaßnahmen war das Land der 1.000 Berge im vergangenen Sommer ein beliebtes Urlaubsziel. In Waldeck-Frankenberg befinden sich sowohl Hessens einziger Nationalpark Kellerwald-Edersee, als auch der Wintersportort Willingen. Die Kreisstadt Korbach ist zudem die einzige Hansestadt in Hessen.
Pro Quadratkilometer wohnen in Hessens größtem Kreis gerade einmal 84 Menschen. Der Anteil der ausländischen Bürgerinnen und Bürger ist mit 5,1 Prozent vergleichsweise niedrig. Wirtschaftlich prägt den Kreis eine starke Industrie. Hier sitzen beispielsweise der Reifenhersteller Continental, der Heizungsbauer Viessmann und der Sanitär- und Badausstatter Hewi. Handwerk und Landwirtschaft sind ebenfalls bezeichnend für die Region.
Ursprünglich war der Kreis zweigeteilt. 1974 wurde im Rahmen der hessischen Gebietsreform der neue Landkreis Waldeck-Frankenberg gebildet. Auch wenn die Region nach und nach zusammenwächst, herrscht in vielen Bereichen und Köpfen noch immer das Altkreis-Denken vor.
Die Herausforderungen der Region:
Prognosen für den demografischen Wandel sagen dem Kreis bis zum Jahr 2050 ein deutliches Minus bei der Bevölkerungsentwicklung voraus. Wie kann die Abwanderung gerade junger Leute verhindert und die Region für junge Familien attraktiver gemacht werden? Wie können dörfliche Infrastruktur und Kultur erhalten und zugleich dem Handwerk und der Industrie fehlende Facharbeiter herangeführt werden? Diesen Fragen widmen sich mittlerweile alle Parteien mit verschiedenen Strategien - und mit einer eigenen Fachabteilung bei der Kreisverwaltung.
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Das Topthema vor der Wahl:
Eines der brisantesten Themen in den vergangenen Monaten war der Lebensmittelskandal beim Berndorfer Wursthersteller Wilke. Auch wenn die Produktion relativ schnell eingestellt, das Unternehmen aufgelöst und Gebäude und Grundstücke verkauft wurden - die juristische und politische Aufarbeitung der Vorfälle um gravierende Hygienemängel mit möglichen Todesfolgen ist noch nicht beendet.
Die Vorwürfe der Betroffenen, Interessensverbände, Gewerkschaften und der Opposition zielen nicht nur auf das zuständige Umweltministerium in Wiesbaden. Auch den Verantwortlichen in der Kreisverwaltung – Landrat Reinhard Kubat (SPD), dem Veterinäramt sowie dem damals für Verbraucherschutz zuständigen Mitglied im Kreisausschuss – wurden massive Versäumnisse und zu spätes Handeln vorgehalten. Als Reaktion übernahm der erste Kreisbeigeordnete den Verbraucherschutz. Aber der Skandal könnte bei der Kommunalwahl nachwirken.
Das beschäftigt die Menschen noch:
Der Bau neuer Windkraftanlagen ist immer wieder umstritten. Private und kommunale Betreiber bemühen sich, neue Standorte auszuweisen, stoßen aber nicht nur bei direkt betroffenen Bürgern oft auf Widerstand.
Seit vielen Jahren gibt es außerdem einen heftigen Streit, wie viel Wasser zu welcher Zeit aus dem Edersee in die Oberweser abgegeben wird. Es soll dort bei Niedrigwasser den Schiffverkehr ermöglichen. Das Wasser ist im Sommer aber auch für den Tourismus in der Ferienregion Edersee wichtig. Die Anrainer des Stausees erwarten deshalb mehr politischen Druck aus der Region auf die Bundespolitik, um die Zweckbestimmung für den Edersee zu ändern.
Um Geld zu sparen, wird gerade in kleineren Orten darüber diskutiert, Verwaltungen zusammenzulegen. So streben die Nachbargemeinden Bromskirchen und Allendorf eine Fusion an. Thema war auch immer wieder eine mögliche Verkleinerung der Kommunalparlamente. Doch wo sie nicht aufgrund des Rückgangs der Einwohnerzahl vorgeschrieben ist, wird sie freiwillig auch nicht umgesetzt.
So ist die politische Ausgangslage im Landkreis:
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Galt der Kreis noch bis zu Beginn der 90er Jahre als sozialdemokratische Hochburg, so hat sich das Bild inzwischen zugunsten der anderen bürgerlichen Parteien verändert. Derzeit bilden SPD und CDU im Kreistag eine Koalition. Links- und rechtspolitische Strömungen sind zwar vorhanden, aber nicht sonderlich ausgeprägt.
Für die 71 Sitze im Kreistag bewerben sich aktuell 364 Personen aus sieben Wahlvorschlägen. Diese wurden von CDU, SPD, Grünen, AfD, FDP, den Linken und den Freien Wählern eingereicht.
Das sind die wichtigsten Köpfe:
Landrat Reinhard Kubat (SPD) ist nicht nur auf Kreisebene, sondern auch in vielen Orten aufgrund seiner sehr persönlichen Haltung und Empathie für die Sorgen und Wünsche der Bürger angesehen. Allerdings fordern seine Kritiker eine lautere und sachorientiertere Politik. Zur Kreistagswahl tritt die SPD mit ihrem Fraktionsvorsitzenden Hendrik Sommer sowie der Landtagsabgeordneten Daniela Sommer an der Spitze an.
Auch die CDU schickt ihren Vorsitzenden Timo Hartmann ins Rennen. Die Landtagsabgeordneten Armin Schwarz und Claudia Ravensburg kandidieren auf den Listenplätzen zwei und drei.
Diese Entscheidungen stehen noch an:
Neben der Kommunalwahl wird in den beiden Gemeinden Allendorf und Bromskirchen am 14. März ein Bürgerentscheid stattfinden. Dabei geht es um die für 2023 geplante Fusion. Zwischen den beiden Gemeinden besteht bereits seit 2015 eine Verwaltungsgemeinschaft, nun sollen sie ganz zusammengelegt werden.