Pilotprojekt an Grundschulen Warum der Blockflöten-Unterricht noch nicht in Gang kommt
Hessens Grundschüler sollen musikalischer werden – dazu sollte zum neuen Schuljahr ein Blockflöten-Pilotprojekt anlaufen. Doch die Schulen warten auf Instrumente. Das Ministerium sieht keinen Grund zur Eile.
Es war ein eher kurios wirkender Punkt, den CDU und SPD im Dezember in ihrem Koalitionsvertrag verankerten. Angesichts immenser Zukunftsaufgaben, die auf den Parteien in krisenhaften Zeiten lastet, wirkte dies Ziel eher nebensächlich: In einigen Grundschulen soll es ab dem Schuljahr 2024/2025 Blockflöten-Unterricht geben. So soll die Musikalität gefördert werden.
Das Ansinnen stieß auf ein geteiltes Echo. Kritiker sprachen von einer "aus der Zeit gefallenen PR-Kampagne". Befürworter lobten hingegen das Potenzial des Projekts. Details zur Gestaltung waren im Winter – rund neun Monate vor dem Start – noch unklar.
20 Schulen für Pilotprojekt ausgewählt
Und jetzt? Das neue Schuljahr hat gerade begonnen, einen Masterplan zur Umsetzung scheint es aber immer noch nicht zu geben. Es wirkt so, als würden sich alle Beteiligten erstmal herantasten.
In Grundzügen skizzierte das hessische Kultusministerium das Pilotprojekt. Demnach wurden 20 Schulen in Hessen ausgewählt, die sich zum Start beteiligen.
Das Ministerium hat die 20 Schulen in vier Regionen eingeteilt:
- Nord: Schule am Peterswald Neuental (Schwalm-Eder), Biebertalschule Hofbieber (Fulda), Eberhardschule Tann, Grundschule Marbach Petersberg, Katharinenschule Fulda, Otto-Lilienthal-Schule Gersfeld, Wendelinusschule Petersberg (alle Kreis Fulda)
- Mitte: Fritz-Philippi-Schule Breitscheid, Lotte-Eckert-Schule Waldsolms (beide Lahn-Dill), Franz-Leuninger-Schule Mengerskirchen, Johann-Christian-Senckenberg-Schule Villmar, Schule am Eschilishov Limburg (alle Limburg-Weilburg), Jim-Knopf-Schule Wölfersheim, Seementalschule Gedern (beide Wetterau), Korczak-Schule Gießen, Landgraf-Ludwig-Schule Bad Homburg (Hochtaunus)
- Rhein-Main: Astrid-Lindgren-Schule Dietzenbach (Offenbach), Frauenhofschule Frankfurt
- Süd: Carl-Ulrich-Schule Weiterstadt (Darmstadt-Dieburg), Joseph-Heckler-Schule Bensheim (Bergstraße)
Diese Schulen beteiligen sich am Blockflöten-Pilotprojekt
Das Ministerium hat die 20 Schulen in vier Regionen eingeteilt:
- Nord: Schule am Peterswald Neuental (Schwalm-Eder), Biebertalschule Hofbieber (Fulda), Eberhardschule Tann, Grundschule Marbach Petersberg, Katharinenschule Fulda, Otto-Lilienthal-Schule Gersfeld, Wendelinusschule Petersberg (alle Kreis Fulda)
- Mitte: Fritz-Philippi-Schule Breitscheid, Lotte-Eckert-Schule Waldsolms (beide Lahn-Dill), Franz-Leuninger-Schule Mengerskirchen, Johann-Christian-Senckenberg-Schule Villmar, Schule am Eschilishov Limburg (alle Limburg-Weilburg), Jim-Knopf-Schule Wölfersheim, Seementalschule Gedern (beide Wetterau), Korczak-Schule Gießen, Landgraf-Ludwig-Schule Bad Homburg (Hochtaunus)
- Rhein-Main: Astrid-Lindgren-Schule Dietzenbach (Offenbach), Frauenhofschule Frankfurt
- Süd: Carl-Ulrich-Schule Weiterstadt (Darmstadt-Dieburg), Joseph-Heckler-Schule Bensheim (Bergstraße)
Das Ministerium erklärte schriftlich: "Die Vorgehensweise mit einem Pilotprojekt zu starten, ist bei der Programmentwicklung üblich und ermöglicht das Einbringen der Expertise der teilnehmenden Schulen." In Zusammenarbeit mit den Schulen sollen Unterrichtsmaterialien, Lernvideos, Fortbildungseinheiten erstellt und erprobt werden.
Unterstützt werden können Schulen etwa von Musikvereinen, freischaffenden Instrumental-Lehrkräften und anderen Partnern und Institutionen – so stellt es sich das Ministerium vor.
Das Ministerium lässt sich bei der Einführung und Umsetzung von diversen Institutionen beraten. Mit dabei sind den Angaben zufolge unter anderem die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main (HfMDK), Universitäten Kassel und Gießen, Landesmusikrat Hessen, Bundesverband Musikunterricht (Landesverband Hessen), Landesmusikakademie Hessen und der Hessische Musikverband.
Blockflöten-Projekt: Berater und Partner
Das Ministerium lässt sich bei der Einführung und Umsetzung von diversen Institutionen beraten. Mit dabei sind den Angaben zufolge unter anderem die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main (HfMDK), Universitäten Kassel und Gießen, Landesmusikrat Hessen, Bundesverband Musikunterricht (Landesverband Hessen), Landesmusikakademie Hessen und der Hessische Musikverband.
Das alles folgt dem Ziel, dass Hessens Grundschüler musikalischer werden und "möglichst früh die Möglichkeiten erhalten, ein Instrument zu erlernen", wie das Ministerium erläuterte.
Ein flächendeckender Blockflöten-Unterricht in Hessens Grundschulen sei aber nicht das erklärte Ziel, wie das Ministerium auf Anfrage erklärte.
"Die Einführung scheint sich hinzuziehen"
In Schulen, in denen das Projekt umgesetzt werden soll, herrscht aktuell noch großes Rätselraten. "Ich dachte, es geht nach den Ferien sofort los. Aber die Einführung scheint sich hinzuziehen", sagte Christoph Wilhelm, Leiter der Fuldaer Katharinenschule. Im Landkreis Fulda nehmen sechs Schulen teil, kein anderer Kreis beteiligt sich so stark.
Wilhelm vermisst aber noch alles, was man braucht: Instrumente, Lehrmaterial und Vorschläge zu Unterrichtsgestaltung. "Ich bin davon ausgegangen, dass uns alles zugetragen wird und wir eine Lieferung bekommen." Wilhelm hofft, in Kürze mehr Details zu erfahren.
"Das wird am Anfang anstrengend"
Wenn dann alles mal eingetroffen ist, wird es an Wilhelm liegen, den Kindern die Flötentöne beizubringen. Er selbst hat es in der Schule gelernt – vor einigen Jahrzehnten. Nun ist er gespannt, wie sich der Unterricht in der Gegenwart gestaltet. "Das wird am Anfang sicher anstrengend, wenn alle Kinder erstmal intensiv ihren Flöten ausprobieren."
Doch erstmal brauchen die Schule überhaupt Instrumente. Das Ministerium schrieb dazu: "Die Beschaffung erfolgt zu Beginn des Schuljahres. Einige Schulen verfügen bereits über Klassensätze." Fördervereine der Schulen sollen finanzielle Unterstützung zur Beschaffung der benötigten Instrumente bekommen.
Zu den Kosten des Blockflötenprojekts konnte das Ministerium keine Angaben machen. Es hieß nur: "Die Kosten variieren je nach Ausbaustufe und den Bedarfen der teilnehmenden Schulen."
Schulen mit AGs haben schon Erfahrung
Nicht ganz so großes Neuland wird das Projekt für die Otto-Lilienthal-Schule in Gersfeld (Fulda). Dort gibt es schon Erfahrungen mit Blockflöten-Unterricht. Denn an der Schule am Fuße der Wasserkuppe wird das Spielen den Kindern in Arbeitsgemeinschaften (AG) beigebracht, wie Rektorin Manuela Goldbach sagte.
Auch Goldbach wartet noch auf die Grundausstattung mit Instrumenten und Lernheften. "Ein Klassensatz mit 25 Flöten wäre mal gut." Die Teilnehmer der AGs hätten ihre Flöten dagegen selbst angeschafft. Eine eigene Flöte zu besitzen, sei aus hygienischen Gründen von Vorteil, erklärte das Ministerium.
Lernerfolge schnell erreichbar
Goldbach begrüßt das Pilotprojekt: "Instrumental-Bildung in frühem Alter ist generell wichtig. Die Blockflöte ist ein gutes Instrument zum Start. Lernerfolge lassen sich schnell erzielen. Denn auch kleine Kinder-Hände können das Instrument rasch beherrschen."
Die Flöte habe zum Beispiel klare Vorteile gegenüber einer Geige: "Bis da was Schönes und Melodiöses herauskommt, dauert es wesentlich länger."