Tischtennis-Bundesliga Vom Abstiegs- zum Titelkandidaten: Fulda bläst zum Angriff

Die Fuldaer Tischtennis-Cracks wollen nach Jahren im Tabellenkeller wieder zum Top-Team avancieren. Große Hoffnungen setzen die Osthessen dabei besonders auf einen Mann.

Eine Gruppe von Männern mit Tischtennisschlägern in der Hand und in Trikots gekleidet lächelt in die Kamera. Hinter ihnen eine Hand, die einen Tischtennisschläger in der Hand hält.
Das Tischtennis-Team des TTC Fulda-Maberzell visiert in dieser Saison die Spitzenplätze in der Bundesliga an. Ihren Beitrag leisten wollen Trainer Qing Yu Meng, Ruwen Filus, Chuang Chih-Yuan, Fan Bo Meng, Dimitrij Ovtcharov und Kao Cheng-Jui (von links). Bild © TTC Fulda-Maberzell , Adobe Stock, Collage: hessenschau.de
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Zuletzt krebste der Tischtennis-Bundesligist TTC Fulda-Maberzell im Tabellenkeller herum. Nur mit Glück vermieden die Osthessen den Abstieg. In der nun nahenden neuen Saison soll eine neue Zeitrechnung beginnen.

Fulda, einst Abstiegskandidat, bläst nun selbstbewusst zur Attacke auf die Spitzengruppe. "Wir wollen oben angreifen und möglichst ins Titelrennen eingreifen", sagte Manager Stefan Frauenholz dem hr. Das Minimalziel ist eine Top-vier-Platzierung und somit die Teilnahme an den Playoffs.

Damit wollen die Fuldaer anknüpfen an vergangene, bessere Zeiten. Sie wurden dreimal Vize-Meister (2014, 2015, 2017) und viermal Pokal-Zweiter von (2013 bis 2016). Einen großen Titel gewann der Traditionsklub in rund 20 Jahren ununterbrochener Ligazugehörigkeit aber nie.

Verstärkungen sorgen für neues Selbstbewusstsein

Der Grund fürs erstarkte Selbstbewusstsein und die Angriffsfreude: Fulda hat sich enorm verstärkt. Neu ist der Taiwanese Kao Cheng-Jui. Der erst 19-Jährige steht in der Weltrangliste auf Platz 32, gilt als Top-Talent mit Potenzial. Bei Olympia erreichte er mit dem Team das Viertelfinale, im Einzel das Achtelfinale.

Taiwanesischer Tischtennisspieler Kao Cheng-Jui von TTC Fulda-Maberzell
Der Taiwanese Kao Cheng-Jui war im Sommer bei den Olympischen Sommerspielen in Paris im Einsatz. Bild © Imago Images

Das ist aber vor allem der neu verpflichtete Dimitrij Ovtcharov. Als Fulda den Überraschungscoup im Monat März verkündete, war das nicht weniger als eine Transfer-Sensation.

Der langjährige deutsche Nationalspieler hatte nach eigener Aussage interessante Angebote aus China, Saudi-Arabien und Japan. Doch er wohnt in Düsseldorf und entschied sich für kurze Wege nach Fulda. Ovtcharov wollte nach eigener Aussage nicht mehr soviel durch die Zeitzonen um den Globus fliegen.

Ovtcharov: "Anspruch, um Titel mitzuspielen"

Ovtcharov verfolgt mit Fulda nun große Ambitionen: "Es ist der Anspruch des Vereins und auch mein Anspruch, um Titel mitzuspielen. Ich bin extrem happy, dass dieser überraschende Wechsel geklappt hat."

Der in Kiew geborene Ausnahmekönner steht in der Weltrangliste auf Platz 15. Er ist hinter seinen beiden Teamkollegen aus der Nationalmannschaft, Patrick Franziska (Saarbrücken) und Dang Qiu (Düsseldorf), der drittbeste Deutsche im von Asiaten beherrschten Ranking.

Große Erfolge, aber in Paris keine Medaille

Ovtcharov, im Januar 2018 auch schon mal die Nummer eins der Welt, kommt mit der Empfehlung einer lange Liste an Titeln und Medaillen. Unter anderem gewann er 2023 WM-Bronze im Doppel und 2021 Olympia-Silber im Team. Bei Olympischen Sommerspielen holte er insgesamt sechs Medaillen, darunter zweimal Einzel-Bronze (2021 und 2012).

Bei den zurückliegenden Sommerspielen in Paris kam kein neuer Erfolg hinzu. Der 35-Jährige blieb ohne Medaille. Im Einzel scheiterte er im Achtelfinale, mit der Mannschaft war im Viertelfinale Schluss. Schweden, das sich später Silber holte, war zu stark.

Hoffnungsträger soll zur großen Stütze werden

Trotz der Zusatzbelastung durch Olympia und einer kürzeren Sommerpause erwartet Fuldas Manager Frauenholz den Hoffnungsträger in guter Form zurück. In der Bundesliga soll Ovtcharov zum Punktegaranten avancieren. "Zudem soll er seinen Mitspielern den Rücken stärken und das Team von seiner Erfahrung profitieren lassen", sagte Frauenholz.

Neben Ovtcharov und Kao Cheng-Jui hat Fulda mit Chuang Chih-Yuan (Weltranglisten-39.) einen weiteren Taiwanesen. Einer von beiden soll pro Spieltag immer aufschlagen. Bei Ovtcharov rechnet Frauenholz mit mindestens 16 Einsätzen in 22 Vor- und Rückrundenspielen.

Ebenfalls im Kader der Fuldaer und vertraute Gesichter sind Abwehr-Ass Ruwen Filus (Weltranglisten-87.) und Trainer-Sohn Fan Bo Meng (Weltranglisten-156.).

Tischtennis Fulda-Maberzell
Abwehr-Ass Ruwen Filus begeistert die Zuschauer immer wieder durch sein spektakuläres Spiel. Für Fulda ist er bereits seit vielen Jahren am Ball. Bild © Imago Images

Hohe Leistungsdichte in der Spitzengruppe

Zu den Meisterschaftsanwärtern zählt Frauenholz Titelverteidiger und Rekordmeister Düsseldorf sowie Vize-Meister Saarbrücken. Ochsenhausen sei einer der ärgsten Konkurrenten um die Playoff-Plätze. Daneben gebe es weitere starke Teams. "Die Leistungsdichte ist hoch, es wird eng", prophezeit Frauenholz.

Gleich zum Saisonauftakt müssen die Fuldaer auch nach Ochsenhausen ins Schwabenland (Montag, 18 Uhr). Ein echter Prüfstein. Denn Ochsenhausen verfügt neben dem Weltranglisten-Dritten und Olympia-Vierten Hugo Calderano über starke Spieler. Frauenholz glaubt: "Wenn Ochsenhausen wie wir in Bestbesetzung antritt, stehen die Sieg-Chancen fifty-fifty. Wenn sie nicht ihre besten Leute einsetzen können, haben wir leichte Vorteile."

Heimspiel-Highlight gegen Düsseldorf im Blick

Die Fuldaer blicken aber auch schon aufs erste Heimspiel kommenden Freitag (19 Uhr). Das soll ein Highlight werden. Rekordmeister Düsseldorf kommt - und zwar mit Timo Boll, dem erfolgreichsten und populärsten deutschen Tischtennis-Profi. Der Odenwälder hat gerade erst bei Olympia seine internationale Karriere unter viel Applaus beendet. In der Bundesliga soll es nun die letzte Saison werden. "Ich freue mich schon sehr auf die Saison – noch einmal überall in die Hallen zu fahren, überall Adieu zu sagen", sagte der 43-Jährige.

In Fulda werben sie mit einem großen Duell der Spitzenkönner: Ovtcharov gegen Boll. Je nach Aufstellung und Spielverlauf kann es dazu kommen. "Da treffen dann die beiden besten deutschen Tischtennisspieler der vergangenen 20 Jahre aufeinander", freut sich Frauenholz.

Fulda erwartet Rekordkulisse gegen Rekordmeister Düsseldorf

Die Fuldaer ziehen fürs Topspiel extra in die Esperanto-Halle um. Mehr als 1.900 Tickets seien bereits verkauft, sagte Frauenholz. Der Verein rechnet mit rund 2.500 Zuschauern und einem Besucherrekord. Der liegt noch bei 2.000 Zuschauern.

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Wer verhindert ist, kein Problem: Am 21. September empfängt Fulda Düsseldorf glücklicherweise noch mal - dann zum Pokal-Duell. Diesmal aber in der üblichen, kleineren Heimspielhalle an der Washingtonallee.

Vormerken können sich Tischtennis-Fans auch den 16. November. Dann kommt es zum Derby in Bad Homburg. Denn Fulda ist nach dem Aufstieg des Teams aus dem Taunus nicht mehr der einzige hessische Bundesligist. Mit Blick auf den ins Oberhaus zurückgekehrten Widersacher betont Frauenholz, wer in Hessen die Nummer eins bleiben soll: "Wir wollen unsere Vormachtstellung verteidigen."

Quelle: hessenschau.de