Basketballer verzichten auf Römer-Empfang Ein Weltmeister zum Anfassen
Die Basketball-Weltmeister werden in Frankfurt vor der Zentrale ihres Hauptsponsors von rund 1.500 Fans gefeiert. Die Veranstaltung zeigt die Stärken und Schwächen des Basketballs in Deutschland gleichermaßen auf.
Sportlicher Erfolg wird in Frankfurt auf dem Römer gefeiert. So zumindest handhabten das die Fußballerinnen und Fußballer in den vergangenen Jahren. Klar, irgendwer kam mal auf die schlaue Idee, dass der Weltmeister doch gefälligst in Berlin gefeiert werden muss, aber wenn es einen Empfang in Frankfurt gab, dann auf dem Römerberg.
Auch den frischgebackenen Basketball-Weltmeister hätte die Stadt am Dienstag gerne im Rathaus begrüßt. Doch der DBB hatte andere Pläne und steuerte lieber die Zentrale ihres Hauptsponsors auf der Theodor-Heuss-Allee an. Das war nur bedingt eine gute Idee.
Kein Platz vorne, kein Platz hinten
Geschätzte 1.500 Basketball-Fans versammelten sich auf dem Vorplatz in Nähe der Messe. Viel mehr hätten dort auch keinen Platz gefunden. Die Security vor Ort musste immer wieder darauf hinweisen, dass der angrenzende Bürgersteig doch bitte freigehalten werden sollte.
Auch im "Backstage"-Bereich war der Platz mehr als nur knapp bemessen. Der fungierte sowohl als Aufenthaltsplatz für die Familien der Weltmeister als auch als Pressebereich. Weil aber auch Innenministerin Nancy Faeser (SPD) zum Beglückwünschen vor Ort war, ließ die Polizei irgendwann keine Pressevertreter mehr in besagten Bereich hinein. Aus Sicherheitsgründen.
Der Ärger bei manch Kameramann und Moderatorin war entsprechend groß. Die Fans nahmen es Frau Faeser zudem übel, dass sie in ihrer Rede den WM-Halbfinalsieg gegen die USA fälschlicherweise auf Samstag datierte, obwohl die Deutschen bereits am Freitag den Finaleinzug gefeiert und am Sonntag dann Serbien mit 83:77 in die Knie gezwungen hatten, um erstmals in der Geschichte WM-Gold zu gewinnen.
Auf Augenhöhe mit den Fans
Die Vorbereitung und die Organisation der Feierlichkeiten, man kann es nicht anders sagen, war wenig weltmeisterlich. Die Stärke des Empfangs war hingegen die Nähe zu den Fans. Unzählige von ihnen reckten ihren Lieblingsspielern Basketbälle, Trikots und erstaunlich viele Turnschuhe entgegen, die ihre Idole brav unterschrieben.
Das obligatorische Selfie mit (vorzugweise) dem von MVP-Rufen begleiteten Mega-Star Dennis Schröder oder den seit seinem Gala-Auftritt gegen die USA im Halbfinale vielleicht bekanntesten Underdog der Basketball-Welt, Andi Obst, durfte natürlich auch nicht fehlen. Auf dem Römerbalkon, auch das gehört zur Wahrheit dazu, wäre das nicht möglich gewesen.
Das Bier schmeckt
Man sah den Spielern und Coaches die Strapazen der vergangenen zwei Tage an. Die dicken Sonnenbrillen, die die meisten auf der Nase trugen, verdeckten die schlimmsten Augenringe. Die Party, sie endete hier bei und mit den Fans. Moritz Wagner hatte irgendwoher eine Flasche Weltmeister-Bier organisiert auf der das Konterfei von Trainer Gordon Herbert abgedruckt war. Der Head-Coach hatte nach dem Titelgewinn in Manila noch gescherzt: "Ich liebe die Philippinen. Aber sie brauchen besseres Bier." Hier, auf einem Betonplatz am Rande der Frankfurter Innenstadt, bekam er es.
Der deutsche Basketball hat dort, irgendwo im Nirgendwo, an einem Dienstagvormittag gezeigt, wie klein er doch ist. Wie nischig. Eine Feier auf dem Römer wäre sehr viel repräsentativer gewesen, prestigeträchtiger. Der deutsche Basketball hat aber auch gezeigt, wie sympathisch er geblieben ist. Wie bodenständig. Daran ändert auch der erste WM-Titel der Geschichte nichts.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 12.09.23, 19.30 Uhr
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