Basketballer der Gießen 46ers im Interview Robin Benzing: "Würde gerne noch mal erste Liga spielen"
Der einstige Kapitän der deutschen Basketball-Nationalmannschaft lässt seine Karriere in der hessischen Heimat ausklingen. Mit Zweitligist Gießen 46ers hat er noch viel vor.
Robin Benzing ist zurück in der Heimat. Der gebürtige Seeheim-Jugenheimer hat bei Basketball-Zweitligist Gießen 46ers einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Schon im vergangenen Jahr hatte Benzing mit einem Engagement beim Traditionsverein geliebäugelt, dann zog es den 34-Jährigen und seine Familie aber doch noch mal für ein Jahr nach Uruguay.
In Mittelhessen trifft der einstige Nationalmannschaftskapitän auf seinen alten Förderer Branislav "Frenkie" Ignjatovic. Unter ihm hatte Benzing mit 17 Jahren schon sein Zweitliga-Debüt beim TV Langen gegeben. Der hr-sport hat mit Benzing über seine Rückkehr nach Hessen, seine Ziele mit den 46ers und seine nach wie vor ungebrochenen Liebe zur deutschen Nationalmannschaft gesprochen.
hessenschau.de: Herr Benzing, Sie haben ihre Karriere in Hessen begonnen, nun lassen Sie sie auch in Hessen ausklingen. Wie kam das denn überhaupt zustande mit Gießen?
Robin Benzing: Es war ein wichtiger Schritt in meiner Karriere, nach dem großen Abenteuer Uruguay jetzt nochmal diesen Schritt zurück in die Heimat zu machen. Dafür gab es zwei wichtige Gründe: Zum einen war das Trainer Frenkie Ignjatovic. Wir kennen uns schon unser ganzes Leben. Ich habe mit 17 Jahren das erste Mal mit ihm Pro A gespielt. Das ist schon ein Kreis, der sich hier schließt. Und der zweite Grund ist einfach, dass ich nah an der Heimat bin. Meine Kleine ist jetzt 6 und wird eingeschult.
hessenschau.de: Auf was haben Sie sich nach ihrer Rückkehr nach Hessen denn mehr gefreut: auf den Ebbelwoi oder den Handkäs?
Benzing: Ich freue mich einfach, wieder in der Heimat zu sein. Und ich freue mich, endlich mal auf der Seite der 46ers spielen zu können. Ich habe so oft gegen die gespielt in der Sporthalle Ost und es ist schon eine…. sehr starke Stimmung hier (grinst). Das sind tolle Fans und das ist eine tolle Halle, eine sehr Basketball-fanatische Stadt. Ich freue mich, jetzt ein Teil davon zu sein.
hessenschau.de: Wie oft werden Sie denn in der Stadt erkannt und angesprochen?
Benzing: Nach dem ersten Training musste ich genau ein Autogramm schreiben. Es ist alles ganz locker und leger. Ich habe mich hier gut eingelebt. Ich bin froh, dass ich in der Nähe meiner Familie bin. Das ist das Wichtigste. Die Jungs hier in Gießen haben mich alle gut aufgenommen.
hessenschau.de: In Gießen waren die schlechten Trainingsbedingungen immer mal wieder ein Thema. Wie nehmen Sie das wahr?
Benzing: Ach, ich bin da ganz relaxed. Die machen hier alle einen guten Job und wenn mal was nicht stimmt, dann bemühen sich alle, das schnell zu beheben. Die Sporthalle Ost ist jetzt noch gesperrt, weil der Boden neu gemacht wird. Das gehört halt dazu. Ich bin zufrieden.
hessenschau.de: Was sind denn die Ziele mit den 46ers?
Benzing: Der Anspruch der 46ers ist klar, dass man zurück in die erste Liga will. Das ist selbstverständlich, aber es ist kein Selbstläufer. Die zweite Liga hat sich nach und nach verbessert. Dieses Jahr haben wir viele gute Mannschaften. Mit Bayreuth und Frankfurt haben wir zwei Absteiger, die immer Bundesligisten waren. Wir haben mit Koblenz eine ambitionierte Mannschaft, die aus der Pro B hochgekommen ist. Das Niveau ist sehr stark. Es müssen viele Sachen gut laufen, damit man aufsteigt. Man muss verletzungsfrei bleiben und auch ein bisschen Glück haben. Man sollte sich den Aufstieg als Ziel setzen, aber man muss wissen, dass es nicht einfach wird.
hessenschau.de: Wenn es denn klappen sollte mit dem Aufstieg: Trauen Sie sich noch ein Jahr Bundesliga zu?
Benzing: Selbstverständlich. Das ist ja auch ein Grund, warum ich hergekommen bin, weil die Ambitionen da sind. Ich würde natürlich gerne noch mal erste Liga spielen. Ob es klappt, weiß man nicht. Aber es wäre schön für den Standort Gießen, weil die 46ers ein Traditionsverein sind.
hessenschau.de: Sie haben in ihrer Karriere schon viel gesehen, haben unter anderem in der Türkei, in Italien und in Spanien gespielt. Welche Momente sind da besonders bei ihnen haften geblieben?
Benzing: Da gibt es keine einzelnen Sachen. Jede Station hat mich und meine Familie geprägt. Das Speziellste war wahrscheinlich Uruguay, weil es nicht in Europa war und wir vorher noch nie in Südamerika waren. Aber trotzdem: Jede einzelne Station war was ganz Besonderes und wir konnten viel mitnehmen.
hessenschau.de: Sie waren auch lange Zeit Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Vor der Heim-EM vergangenes Jahr hat Sie Bundestrainer Gordon Herbert dann unerwartet aus dem Kader gestrichen. Wie betrachten Sie die Nicht-Berücksichtigung heute?
Benzing: Es hat sich nichts daran geändert: Das war herzzerreißend und ein harter Schlag für mich. Die Nationalmannschaft ist für mich das Größte, ich habe alles für sie geopfert. Dass man Platz machen muss für die neue Generation, ist schon klar, das verstehe ich auch. Aber wie das Ganze abgelaufen ist, war nicht so rosig. Aber das ist jetzt Schnee von gestern. Ich wurde sehr schön verabschiedet, habe viel Liebe von den Fans bekommen. Es war eine tolle Atmosphäre in Bonn. Das hat mich sehr gerührt. Das Thema ist für mich damit abgeschlossen.
hessenschau.de: Sie kennen die Mannschaft ja richtig gut. Am Freitag beginnt die Weltmeisterschaft in Japan, Indonesien und auf den Philippinen. Was ist da drin für die Jungs?
Benzing: Das sind meine Jungs. Ich kenne die genau und wünsche ihnen natürlich alles Gute. Die sind super aufgestellt, wir haben eine der besten Nationalmannschaften seit Jahren. Das haben sie letztes Jahr schon gezeigt mit der Bronzemedaille bei der Europameisterschaft. Die WM ist zwar etwas anderes als die Heim-EM, aber ich mache mir da keine Sorgen. Diese Generation ist sehr, sehr stark. Ich glaube, dass sie Medaillenfavorit sind.
Die Fragen stellte: Najil Noukrache
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau Sport, 22.08.2023, 17.55 Uhr
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