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Darum hat Wucherer bei den Skyliners nicht hingeschmissen

Ein Mann mit einem Basketball in der Hand

Direkt nach dem Aufstieg in die Basketball-Bundesliga drohte Denis Wucherer, seinen Trainer-Job bei den Skyliners Frankfurt hinzuschmeißen. Der hr-sport weiß, welche Forderungen der Coach an den Verein stellte, damit er weitermacht.

Es sollte der Party-Abend schlechthin bei den Skyliners Frankfurt werden. Nach dem entscheidenden Sieg gegen das favorisierte Trier in den Zweitliga-Playoffs war klar: Die Basketballer aus der Mainmetropole spielen in der kommenden Saison wieder erstklassig. Doch bevor der erste Sektkorken knallte, sorgte der Vater des Aufstiegserfolgs, Coach Denis Wucherer, für den großen Party-Dämpfer: Er wisse nicht, ob er auch in der kommenden Saison Trainer in Frankfurt sein möchte, ließ er noch auf dem Court verlauten.

Wucherer übte ziemlich offen Kritik an der Vereinsführung. Man müsse "aus Fehlern lernen" und "seine Hausaugaben machen", forderte er, richtig explizit wurde seine Kritik aber nie. Der hr-sport weiß, was den 51-Jährigen am meisten störte und warum er sich schließlich doch für einen Verbleib entschied.

Das Gehaltsgefüge muss stimmen

Wucherer legt großen Wert auf die Zusammenstellung eines Teams. Dazu gehört für ihn auch das Gehaltsgefüge. Der Coach ist keiner, der viel in ein oder zwei US-Stars investiert und dafür den restlichen Kader mit einem Taschengeld abspeist. Das aber haben die Skyliners in den vergangenen Jahren zu oft getan.

Vereinslegende Quantez Robertson hatte etwa in Anbetracht seiner jahrelangen Verdienste einen lukrativen Abschiedsvertrag erhalten. Das ist auf der einen Seite nachvollziehbar, andererseits war damit ein Riesen-Batzen des Kader-Budgets schon früh verplant. Das meinte Wucherer als er nach dem Aufstieg sagte: "Frankfurt ist wirklich kein einfacher Standort, es war auch die letzten Jahre nicht einfach für die Coaches."

Nicht auf Schnäppchen warten

Um die großzügigen Verträge für manche Spieler auszugleichen, mussten die Skyliners an anderer Stelle sparen. Also wurden Neuzugänge häufig erst kurz vor oder nach Saisonbeginn verpflichtet, weil sie dann billiger zu haben sind. Das Prinzip dabei: Wer bis dahin noch keinen Job bekommen hat, nimmt, was er kriegen kann. Wucherer ist kein Freund dieser Strategie.

Vielmehr glaubt der Coach, dass sie zu Frust bei den Spielern führt. Die werden sauer auf ihren Agenten, weil er nicht früher etwas gefunden hat, und sie identifizieren sich nicht mit ihrem neuen Arbeitgeber, der ihnen viel weniger zahlt, als den altgedienten Spielern. Wucherer weiß: Die Profis reden miteinander, wissen, was der Kabinennachbar verdient. Da kann schnell Neid aufkommen.

Um genau das in Zukunft zu vermeiden, forderte Wucher von den Skyliners ein Umdenken. Und der Verein lenkte ein.

Vier Spieler sollten bleiben

Das Ergebnis schlägt sich bereits jetzt in der Kaderplanung nieder, die schon weit fortgeschritten ist. Der erste Schritt war, die wichtigsten Bausteine des Aufstiegserfolg an den Verein zu binden. Die Identität einer hart verteidigenden Mannschaft, die immer vollen Einsatz zeigt, soll beibehalten werden. Die Verträge von Booker Coplin, David Muenkat und Lorenz Brenneke wurden zügig verlängert. Der Rest der Aufstiegsmannschaft wird wohl nicht nach Frankfurt zurückkehren.

Einzig Talent Justin Onyejiaka hätten die Skyliners gerne weiter in blau gesehen. Dem 20-Jährigen wurde ein Zweijahresvertrag mit Option auf ein weiteres vorgelegt. Den Juniorennationalspieler zog es aber zurück in die Nähe seiner Familie nach Vechta.

Die wichtigsten Planstellen sind noch unbesetzt

Zweite Priorität hatten die deutschen Planstellen im Team: Mit den Neuzugängen Garai Zeeb, Christoph Philipps und Timo Lanmüller fühlen sich die Skyliners gut aufgestellt. Am Dienstag verkündete der Aufsteiger dann auch den ersten internationalen Neuzugang: Der US-Amerikaner Kamaka Hepa soll als beweglicher Big Man die gegnerischen Defensiven vor Probleme stellen.

Geht es nach Coach Wucherer lassen weitere neue Namen nicht mehr allzu lange auf sich warten. Vor allem die wichtigsten Baustellen im Team (ein erfahrener Center und ein Aufbauspieler) müssen noch bearbeitet werden. Dafür wollen sich die Verantwortlichen Zeit nehmen. Zum Trainingsauftakt in knapp einem Monat sollte das Team aber im Prinzip komplett sein. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren.

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Warnholtz und Adekunle wechseln

Spielmacher Aiden Warnholtz schließt sich den Gießen 46ers an. Das gaben die Mittelhessen am Donnerstag bekannt. Der Kanadier, der mit 25 Punkten im entscheidenden Aufstiegsspiel gehörigen Anteil am Erfolg der Skyliners hatte, erhielt in Frankfurt dennoch keinen neuen Vertrag. In Gießen hofft man, dass Warnholtz erneut eine Zweitliga-Mannschaft zum Aufstieg wirft. Flügelspieler Nolan Adekunle verlässt die Skyliners indes in Richtung Trier.

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