Willkommen im Chaos der Skyliners Frankfurt

Die Skyliners Frankfurt könnten ein solides Bundesliga-Team sein, stehen sich aber zu häufig selbst im Weg. Zum Klassenerhalt wird es wohl trotzdem reichen - und Spaß macht das ganze Chaos auch noch.

Trey Calvin am Ball gegen die BG Göttingen
Die Skyliners Frankfurt haben sich gegen Göttingen zum Sieg gezittert. Bild © Imago Images
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Denis Wucherer konnte lächeln am Samstagabend. Nach dem hart erkämpften und bitter benötigten Sieg im Kellerduell gegen die BG Göttingen stand dem Trainer der Skyliners Frankfurt die Erleichterung ins Gesicht geschrieben.

"Wenn ich noch Haare hätte, wären heute Abend auf jeden Fall ein paar graue dazugekommen", scherzte Wucherer. Es war mehr als fraglich, ob der Headcoach auch zu Scherzen aufgelegt gewesen wäre, hätte Göttingens Collin Welp seinen Dreipunkte-Wurf in letzter Sekunde im Korb der Skyliners untergebracht.

Weil Welps Wurf daneben ging, gewannen die Hessen das Duell der beiden schlechtesten Teams der Liga mit 95:94 (40:34). Das Schlimme aus hessischer Sicht war, dass es am Ende überhaupt noch so knapp zuging.

"Irgendwie auf unsere Seite gezogen"

"Die Spannung bis zum Schluss war nicht nötig, ist mir am Ende aber egal", sagte ein ebenfalls erleichterter Skyliners-Kapitän Lorenz Brenneke. "Wir hatten sehr viel Glück, haben das Ding aber irgendwie auf unsere Seite gezogen." Das war alles, was an diesem Abend zählte.

Die Hessen hatten schon das Hinspiel in Göttingen für sich entschieden (100:72) und haben im direkten Vergleich die Nase vorne. Frankfurt liegt damit in der Tabelle nicht nur vier Siege vor dem einzigen Abstiegsplatz der Saison, die Niedersachsen müssen, wollen sie die Skyliners im Tableau noch überholen, gar fünf Siege mehr einfahren. Für ein Team, das von 17 Ligaspielen bisher gerade mal ein einziges gewinnen konnte, scheint das ein Ding der Unmöglichkeit.

Skyliners jetzt bestes Dreier-Team der Liga

Doch zurück zu den Frankfurtern: Das Spiel gegen Göttingen spiegelte viel von dem wider, was die Skyliners in diesem Jahr besonders macht – im negativen wie im positiven Sinne. Es ist ein Team, bei dem nahezu jeder Spieler von außen gefährlich ist. Gegen die BG trafen die Hessen starke 50 Prozent ihrer Würfe von jenseits der Drei-Punkte-Linie.

Aufbauspieler Trey Calvin und Power Forward (!) Kamaka Hepa versenkten jeweils vier von fünf Versuchen aus der Distanz, trieben die gute Quote in die Höhe. In den bisherigen 17 Saisonspielen fanden 37,5 Prozent der Skyliners-Dreier ihren Weg ins Ziel. Liga-Bestwert!

Die Treffer-Quote ist aber nicht nur dem Können des jeweiligen Schützen geschuldet. Frankfurt ist mitunter gut darin, den Ball zu bewegen und freie Würfe zu kreieren. 23 Assists standen am Samstag auf dem Spielberichtsbogen auf Frankfurter Seite, 17 für die Gäste aus Göttingen.

Weitere Informationen

BBL-Pokal im Stream

Das Halbfinale des BBL-Pokals der Skyliners gegen Bamberg (Samstag, 19 Uhr) in Weißenfels sehen Sie live im Stream des Bayrischen Rundfunks. Sollten die Frankfurter das Finale am Sonntag (16 Uhr) erreichen, läuft das Spiel live im hr-fernsehen und im Stream.

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Mushidi bringt die Physis, die den Skyliners fehlt

Das große Problem der Hessen ist ihre mangelnde Physis. Gegen Göttingen klappte das mit der guten Ballbewegung auch deshalb immer so gut, weil die BG die Frankfurter ins Laufen kommen ließ. Wie ein körperbetontes Spiel den Hessen wehtun kann, zeigten Göttingen-Center Demajeo Wiggins (sechs Offensivrebounds) und Kostja Mushidi (29 Punkte) unter dem Frankfurter Korb.

Gerade Mushidi, der 14 seiner Punkte im vierten Viertel erzielte, hielt die BG bis zur Schlusssekunde im Spiel. "Uns fehlt der Rhythmus und uns fehlt die Physis, um so einem Gegner frühzeitig zu zeigen: 'Es gibt einen Grund, warum ihr da unten steht'", weiß auch Wucherer. Es ist häufig nicht nur der Gegner, der den Skyliners zu schaffen macht.

Immerhin langweilig wird es nicht

Frankfurt ist ein Team, das gerne Chaos stiftet, sich aber eben auch gerne mal im Chaos verliert. Gegen Göttingen war es Routinier Jordan Theodore, der eine schwache erste Halbzeit spielte, dann als Vorlagengeber glänzte (zehn Assists) und mit einem unnötigen Turnover und einem Ausrutscher in den Schlusssekunden der Partie fast noch für das Worst-Case-Szenario sorgte. Mehr Achterbahnfahrt geht kaum.

Trainer Wucherer nahm seinen zuletzt verletzten Spielmacher zwar in Schutz ("Passiert ihm normalerweise nicht", "Trainingsrückstand"), dass die Skyliners immer wieder Aktionen zum Haareraufen in ihr Spiel einbauen, ist aber eben auch keine Seltenheit.

Der geneigte Skyliners-Fan dürfte in dieser Saison ebenfalls schon ein paar neue graue Haare bei sich entdeckt haben (falls er denn noch welche hat). Immerhin: Langweilig wird dem Anhang in dieser Saison definitiv nicht. Und zum Klassenerhalt dürfte es am Ende auch reichen.

Denis Wucherer fasst sich nachdenklich an die Stirn.
Seine Mannschaft lässt Skyliners-Trainer Denis Wucherer manchmal über graue Haare nachdenken. Bild © Imago Images
Sendung: hr1,

Quelle: hessenschau.de