Die Skyliners sind Wucherer zu Dank verpflichtet
Denis Wucherer hat die Skyliners Frankfurt direkt zurück in die Basketball-Bundesliga geführt. Was in Hessen fast schon erwartet wurde, war keinesfalls selbstverständlich.
Als in der 2. Basketball-Liga Pro A im vergangenen Herbst noch keine einzige Partie gespielt war, stand für viele in Frankfurt schon fest: Die Skyliners spielen in der kommenden Saison wieder in der Bundesliga. Dort, wo der Verein hingehört. Der erstmalige Abstieg der Vereinsgeschichte könne nur ein Ausrutscher gewesen sein.
Verstärkt wurde dieser Eindruck zum einen dadurch, dass die Hessen vom scheidenden Hauptsponsor Fraport mit den nötigen Finanzen für die Mission Wiederaufstieg ausgestattet wurden, zum anderen dadurch, dass die ersten neun Partien teils souverän gewonnen wurden. Dass Trainer Denis Wucherer weiter den Mahner gab, wurde eher belächelt. Dabei ist das, was der Coach mit seinem Team geschafft hat, bei weitem keine Selbstverständlichkeit.
Die Dreierquote muss passen
Die Skyliners waren eben nicht das Über-Team der Liga. Die relativ junge Truppe zahlte oft Lehrgeld, verlor zum Beispiel das Hinspiel gegen das bis dato noch sieglose Quakenbrück und dann auch noch das Rückspiel am letzten Spieltag, was die Hessen Tabellenplatz zwei kostetet.
Frankfurt hat im Offensivspiel noch immer klare Defizite im Spiel unter dem Korb. Viel zu häufig waren die Hessen von ihrer Dreierquote abhängig. Fielen die Würfe von außen, gab es ein Schützenfest, fielen sie nicht, auch mal eine scheinbar unnötige Niederlage. Im entscheidenden fünften Playoff-Spiel in Trier trafen die Skyliners überragende 52 Prozent ihrer Würfe von draußen. In der ersten Halbzeit waren es sogar mehr als 60 Prozent.
Nun könnte man eben genau dies Denis Wucherer ankreiden: dass die Mannschaft offensiv Defizite aufweist. Das ist ein Kritikpunkt, den sich der Trainer gefallen lassen muss. Viel mehr Gewicht hat aber doch, was er richtig gemacht und wie er die Skyliners zum Aufstieg gecoacht hat.
Die Defensive gewinnt Meisterschaften
Die physische Defensive der Hessen hat tatsächlich jeden Gegner zermürbt. Selbst die Offensivmonster aus Trier bissen sich im Halbfinale die Zähne am Frankfurter Beton aus. Und: Hatten sich die Hessen in der regulären Saison immer mal wieder die bereits erwähnten Patzer erlaubt, in den Playoffs war davon nichts mehr zu sehen.
Wucherer hat in der Kabine die richtigen Worte gefunden. In der Crunchtime waren die Skyliners voll auf der Höhe und schalteten erst Jena und nun eben die Gladiatoren in einer Wahnsinns-Serie aus. Zwei Teams, gegen die die Hessen in der regulären Saison noch keinen Stich gemacht hatten. Das zeugt von Nervenstärke.
Wucherer vor dem Abschied?
Dass Wucherer Aufstieg kann, das hat er bereits bei den Gießen 46ers bewiesen und das wussten sie in Frankfurt natürlich. Genau deswegen haben sie ihn verpflichtet. Wucherer wiederum ahnte nicht, was es heißt, Trainer in der Mainmetropole zu sein. "Das habe ich nicht kommen sehen, das ist wirklich kein einfacher Standort", sagte er unmittelbar nach dem entscheidenden Sieg in Trier.
Ein Seitenhieb auf die Organisation des Vereins? Eher ein Kinnhaken, wenn man die Antwort auf die Frage nach seiner Zukunft in Frankfurt dazu nimmt: "Das werden wir jetzt mal herausfinden."
Der 51-Jährige hat vergangenen Sommer einen Zweijahresvertag mit Option auf eine dritte Spielzeit unterschrieben. Die Skyliners täten gut daran, alles daran zu setzen, dass der Coach seinen Vertrag erfüllt. Denn ohne Denis Wucherer wären die Hessen mit großer Wahrscheinlichkeit auch in der kommenden Saison noch Zweitligist.