Darum musste Denis Wucherer bei den Skyliners gehen

Die Skyliners Frankfurt halten sich nach dem Rausschmiss von Trainer Denis Wucherer zu den genauen Gründen bedeckt. Dass der Haussegen allerdings schon länger schiefhing, ist ein offenes Geheimnis.

Denis Wucherer stemmt die Hände in die Hüfte
Denis Wucherer steht bei den Skyliners Frankfurt nicht mehr an der Seitenlinie. Bild © Imago Images

Es folgt eine kleine Aufzählung: Sebastian Gleim, Diego Ocampo, Klaus Perwas, Luca Dalmonte, Geert Hammink, Klaus Perwas, Denis Wucherer, Klaus Perwas. Das sind die Trainer, die in den vergangenen Jahren bei den Basketballern der Skyliners Frankfurt an der Seitenlinie gestanden haben.

Rechnet man den ewigen Co-Trainer Perwas heraus, der immer dann einsprang, wenn sein Chef mal wieder gehen musste, haben fünf verschiedene Trainer erfolglos versucht, die Frankfurter wieder erfolgreich zu machen. Und das, wohl gemerkt, in den vergangenen sechs Jahren. Beständigkeit sieht anders aus.

Die ersten Risse wurden schon im Sommer sichtbar

Bei Wucherer war man guter Dinge, dass die Hessen endlich jemanden gefunden haben, der eine neue Ära in Frankfurt prägen könnte. Der smarte Wucherer kommt aus der Region (Mainz), gilt als Medienliebling und hat die Skyliners nach dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte vergangenen Sommer direkt wieder in Liga eins geführt. Läuft wieder in Frankfurt, konnte man meinen, im Moment des großen Triumphs wurden aber die ersten Risse im fragilen Konstrukt Skyliners Frankfurt sichtbar.

Wucherer gab noch auf dem Aufstiegs-Platz ein fast schon legendäres Interview, in dem er die Vereinsführung scharf kritisierte und offen ließ, ob er trotz gültigen Vertrages weiter Coach in Frankfurt bleibt. Zwar soll es danach eine Aussprache gegeben haben, gänzlich ausgeräumt waren die Differenzen danach aber offensichtlich nicht.

Beim Edel-Italiener kracht's

Der hr-sport weiß: Wucherer und Skyliners-Boss Gunnar Wöbke sind auch danach noch mindestens einmal lautstark aneinandergeraten. Beim Edel-Italiener Amoroso auf dem Frankfurter Opernplatz gab es zahlreiche Zeugen, als bei den Skyliners die Fetzen flogen. Thomas Sulzer, der bemitleidenswerte zweite Geschäftsführer, soll wie so oft versucht haben, zwischen den beiden Streithähnen zu schlichten. Erfolglos.

Wucherer lässt auf Nachfrage des hr-sport wissen, dass er seit seiner überraschenden Freistellung am Sonntag überhaupt keine Presseanfragen mehr beantwortet. Wöbke bestreitet zwar den Vorfall im Amoroso, hält sich ansonsten aber ebenfalls bedeckt. Auch zum vielleicht prominentesten Streitpunkt zwischen ihm und Wucherer möchte er nichts sagen: Aufbauspieler Jordan Theodore.

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Streitpunkt Kaderplanung

Dass der 35-Jährige, der Anfang Dezember zu den Skyliners stieß, eine Verpflichtung von Wöbke ist, ist unbestritten. Die beiden kennen und schätzen sich schon seit Jahren. In der Presse war aber schon bald darauf zu lesen, dass Wucherer überhaupt nicht in den Transfer eingebunden gewesen sei, dass er einen anderen Spieler bevorzugt hätte. Ob es überhaupt eine Alternative gegeben hätte, ist unbekannt. Dass interne Meinungsverschiedenheiten in die Öffentlichkeit getragen wurden, auch das ist klar, sorgte bei der Vereinsführung aber nicht gerade für Stürme der Begeisterung.

Die Kaderzusammenstellung und -bewertung soll generell ein Problem gewesen sein. Jüngstes Beispiel: Marcus Domask. Den halten zwar alle in Frankfurt für einen guten Spieler, Wucherer, so ist zu hören, hätte aber lieber einen Guard mit Bundesliga-Erfahrung verpflichtet.

Wucherer weiter auf der Gehaltsliste?

Was dem Trainer intern angekreidet wurde, sind die teils mutlosen Auftritte seiner Mannschaft. Gegen Hamburg, gegen Chemnitz und das wohl prominenteste Beispiel: im Pokal-Halbfinale gegen Bamberg. So wollen sich die Skyliners sportlich nicht mehr präsentieren.

Abhilfe soll nun einmal mehr Urgestein Klaus Perwas schaffen. Der ewige Co- wurde einmal mehr zum Chef-Trainer befördert. Mindestens bis Saisonende. Wie es im Sommer weitergeht, ist noch völlig offen. Wucherer haben die Skyliners auch deshalb schon jetzt freigestellt, weil sie nicht hinter seinem Rücken nach einem Nachfolger suchen wollten.

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Perwas-Debüt gegen Ludwigsburg

Die Skyliners Frankfurt gehen am Sonntag (16.30 Uhr) ins erste Spiel nach der Entlassung von Trainer Denis Wucherer. An der Seitenlinie steht gegen Ludwigsburg erstmals Co-Trainer Klaus Perwas, der die Hessen durch den Rest der Saison führen soll. "Mein Hauptaugenmerk liegt darauf, den Teamgedanken zu stärken. Wir wollen den Spirit und den Spaß am Basketball sowie am Wettbewerb wieder wecken", ließ Perwas wissen. Die Hessen befinden sich noch bis Freitag im Trainingslager auf Mallora. Rein taktisch möchte Perwas vorerst an die Arbeit seines Vorgängers anknüpfen.

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Gut möglich aber, dass die Hessen ihren Ex-Trainer auch in der kommenden Saison noch bezahlen müssen. Wucherers Vertrag läuft zwar nach der laufenden Spielzeit aus, beinhaltet aber eine Option auf eine weitere Saison. Welche Parameter genau erfüllt sein müssen, damit sich der Kontrakt verlängert, ist unbekannt. Der Klassenerhalt, den die Skyliners mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schaffen, wird dabei aber bestimmt eine Bedingung sein.

Quelle: hessenschau.de